Rund 65 000 Personen im Kreis Göppingen müssen ihr Wasser abkochen, weil es Keime enthält. Es ist bereits der zweite Fall in kurzer Zeit.

Region: Verena Mayer (ena)

Göppingen - Die Verunsicherung der Bürger im Kreis Göppingen haben die Mitarbeiter des Gesundheitsamt am Freitag deutlich zu spüren bekommen: Die Telefone standen nicht still! Am Tag zuvor war bekannt geworden, dass das Trinkwasser in acht Kommunen im Kreis sowie in Teilen der Kreisstadt Göppingen mit Bakterien verschmutzt ist. Bis die Ursache dafür geklärt ist, werden noch einige Tage vergehen. Klar ist laut dem Gesundheitsamt allerdings schon jetzt: Es besteht kein Grund zur Panik.

 

Chlor und Abkochen als erste Hilfe

Die Verunreinigung war bei einer routinemäßigen Kontrolle des Wassers aufgefallen. Bei der Analyse wurden Enterokokken, Kolibakterien sowie coliforme Bakterien festgestellt. Üblicherweise kommen diese Keime im Darm von Tieren und Menschen vor. Über die Ausscheidungen werden sie aber auch auf Pflanzen, im Wasser und im Erdboden nachgewiesen. Um das Leitungsnetz zu reinigen wird nun das Trinkwasser mit Chlor desinfiziert und das Leitungssystem kräftig gespült. Die Bewohner sind gehalten, ihr Leitungswasser abzukochen.

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Betroffen sind nach Angaben des Landratsamts ausschließlich Kommunen, die vom Zweckverband Wasserversorgung Kornberggruppe versorgt werden. Dazu gehört deshalb auch Weilheim an der Teck im benachbarten Kreis Esslingen. Insgesamt handelt es sich um 65 000 Personen.

Aufwendige Suche nach der Ursache

Am Freitag wurden die betroffenen Kammern des Hochbehälters geleert, aus dem das Wasser in die Haushalte floss. Dann können die Experten zum Beispiel sehen, ob an den Wänden und Decken eventuell Risse sind, durch die verschmutztes Oberflächenwasser in das Leitungsnetz dringen konnte. Möglicherweise, mutmaßt, das Landratsamt, haben die häufigen und starken Regenfälle in diesem Jahr die Vorfälle begünstigt.

Anfang Juli hatte der Landkreis Göppingen schon mal ein Abkochgebot erlassen müssen. Damals waren allerdings andere und noch dazu weniger Kommunen betroffen, die ihr Wasser zudem von einem anderen Versorger beziehen. Die Ursache war ein beschädigter Wasserbehälter.

Das aktuelle Abkochgebot wird voraussichtlich bis Ende der kommenden Woche gelten. Es kann erst aufgehoben werden, wenn drei aufeinander folgende Proben ohne Befund waren.

Vorsicht bei offenen Wunden

Die Bakterien, die damals wie nun im Göppinger Trinkwasser gefunden wurden, gelten nach Angaben von Benedikt Schaefer, Mikrobiologe beim Umweltbundesamt (UBA), grundsätzlich als nicht gefährlich. Klassische Folgen im Falle einer Infektion sind Durchfall, Übelkeit und Erbrechen. Menschen mit geschwächtem Immunsystem müssen allerdings besonders vorsichtig sein. Auch bei offenen Wunden ist Vorsicht geboten, damit die Keime nicht in die Blutbahn gelangen können.