Die Goldenen Zwanziger gelten als ein einziges rauschendes Fest, die Realität ist weitaus ernüchternder. Ein kritischer Blick auf ein legendäres Jahrzehnt.

Berlin - Als die 19-Jährige im knappen Bananenröckchen ihren Tanz aufführt, klappen den Herren im Publikum die Kinnladen herunter. So etwas hat man in Berlin noch nicht gesehen. Auch im freizügigeren Paris ist die Begeisterung groß. Josephine Baker sei „kein groteskes schwarzes Tanzgirl mehr, sondern jene Schwarze Venus, die den Dichter Baudelaire in seinen Träumen heimsuchte“, schwärmt der französische Journalist André Levinson 1925 vom Auftritt der Nackttänzerin aus Übersee.