Alle Jahre wieder – aber warum feiern wir Weihnachten eigentlich? Alles zum Ursprung und zur Bedeutung von Heiligabend und den Weihnachtsfeiertagen – auch über religiöse Traditionen hinaus.

Katrin Jokic

Jedes Jahr im Dezember stellen wir Weihnachtsbäume in unsere Wohnzimmer, laden Familie und Freunde ein, machen uns gegenseitig Geschenke – doch warum eigentlich? Vielen wird die Weihnachtsgeschichte bekannt sein, dennoch werfen wir in diesem Artikel einen Blick darauf, warum wir eigentlich Weihnachten feiern.

 

Christlicher Glauben: Der Ursprung von Weihnachten in der Bibel

Weihnachten ist eines der wichtigsten Feste im Christentum. Denn an Weihnachten wird die Geburt von Jesus Christus gefeiert, den die Christen als Messias und den Sohn Gottes ansehen.

Die Geschichte zur Geburt Jesu findet sich zwei Mal in der Bibel: Einmal im Lukas-Evangelium und einmal im Matthäus-Evangelium. Wenn die biblische Weihnachtsgeschichte von Jesus‘ Geburt heute erzählt wird, werden meist beide miteinander vermischt, dabei unterscheiden sich die Geschichten recht deutlich voneinander.

Laut Lukas-Evangelium ordnete Kaiser Augustus eine Volkszählung an. Josef musste deswegen nach Bethlehem reisen, weil er von dort stammte. An seiner Seite war seine hochschwangere Verlobte Maria. Die Herbergen in Bethlehem waren aber überfüllt, weswegen Maria den Sohn in einem Stall zur Welt brachte und ihn in eine Krippe legte.

Einigen Hirten, die in der Nähe in der Nacht ihre Schafe hüteten, erschien ein Engel Gottes, der ihnen verkündete, dass ein Heiland geboren worden sei. Sie würden das Kind in Windeln gewickelt und in einer Krippe liegend finden. Die Hirten machten sich auf die Suche und fanden Maria und Josef sowie das Baby.

Im Matthäus-Evangelium heißt es, Josef wollte Maria verlassen, weil sie schwanger geworden war, ohne dass sie „zusammengekommen“ waren. Doch im Traum erschien ihm ein Engel, der ihm sagte, dass das Kind vom Heiligen Geist sei. Der Engel sagte ihm auch, er solle den Sohn Jesus nennen.

Statt der Hirten kommen im Matthäus-Evangelium außerdem Weise aus dem Morgenland nach Jerusalem und fragen nach dem „neugeborenen König der Juden“. Sie hatten seinen Stern aufgehen sehen und waren auf der Suche. Die Weisen fanden das Kind und schenken im Gold, Weihrauch und Myrrhe.

König Herodes hingegen fürchtete um seine Macht und befahl, alle Jungen unter zwei Jahren in Bethlehem und in der ganzen Gegend töten zu lassen. Doch Josef, Maria und Jesus waren wegen einer erneuten Erscheinung im Traum bereits nach Ägypten geflohen.

Im Lukas-Evangelium fehlen die Weisen aus dem Morgenland sowie die Flucht nach Ägypten. Bei Matthäus wird hingegen nicht erwähnt, dass Jesus in einem Stall geboren wurde und auch die Hirten fehlen in dieser Erzählung.

Was beide Geschichten gemeinsam haben: Sie stellen Jesus‘ Geburt als Wunder heraus. Die Geburt des Kindes ist die Antwort Gottes auf die Mächtigen der Welt. Ungeliebte Machthaber sollen von ihrem Thron gestoßen werden und Gott wird durch seinen Sohn das Volk retten.

Warum feiern wir Weihnachten am 24. Dezember?

Wann genau Jesus geboren wurde ist nicht bekannt. Die Kirche legte das Datum später auf den 25. Dezember fest. Grund dafür ist beispielsweise, dass früher die Wintersonnenwende an diesem Tag war, das heißt, die Tage werden wieder länger, das Licht kehrt zurück in das Leben der Menschen. (Durch eine Reform des Kalendersystems im 16. Jahrhundert verschob sich die Wintersonnenwende auf den heutigen 21. Dezember.)

Außerdem hatten die Römer einen Feiertag am 25. Dezember, zu Ehren des Gottes Sol invictus, also des Sonnengotts. Die Kirche ersetzte diesen Gott bzw. seinen Feiertag durch das Weihnachtsfest.

Das heißt aber auch: Der 24. Dezember ist noch nicht Weihnachten, sondern Heiligabend – ein Unterschied, der für viele im Alltag nicht mehr so wichtig ist, im kirchlichen Kontext allerdings schon.

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Bescherung zu Weihnachten: Martin Luther änderte die Tradition

Oft wird kritisiert, dass das ursprünglich christliche Fest nur noch auf Konsum ausgerichtet ist, weil es oft scheinbar nur noch um Geschenke geht.

Doch bereits im Mittelalter gab es die Tradition der Geschenke. Damals kamen diese aber noch am Nikolaustag. Durch Martin Luther änderte sich der Tag der Bescherung allerdings – zunächst nur für die Protestanten. Luther lehnte die Heiligenverehrung ab, weswegen der Heilige Nikolaus keine Geschenke mehr bringen sollte. Stattdessen sollte es die Bescherung vom „Heiligen Geist“ geben. Die geänderte Tradition zu Weihnachten wurde irgendwann auch von den Katholiken übernommen.

Daraus wird auch ersichtlich, warum mancherorts der Weihnachtsmann kommt und woanders das Christkind. Das Christkind als engelsgleiche Gestalt entstand durch den Gedanken, der „Heilige Geist“ bringe die Gaben. Der Weihnachtsmann entstand hingegen als eine Art Ersatz für den Nikolaus, also ein alter, gutherziger Mann, der Geschenke bringt.

Weihnachten: Bedeutung heutzutage

Für gläubige Christen ist das Weihnachtsfest natürlich noch immer ein Fest zu Ehren von Jesus.

Doch warum feiern wir Weihnachten, wenn wir nicht gläubig sind? Viele Menschen feiern zwar Weihnachten, lassen aber den Kirchenbesuch oder Gebete aus. Für immer weniger Menschen geht es bei Weihnachten um das kirchliche Fest, sondern mehr um das, was sie damit verbinden: Zeit mit der Familie und für sich selbst sowie Zeit für Ruhe und Besinnlichkeit.

Nicht zuletzt entwickelte sich die Tradition des Weihnachtsbaums schon vor mehreren hundert Jahren als bürgerlicher Brauch, ganz abseits von kirchlichen Traditionen. Das Weihnachtsfest stand mit dem immergrünen Baum oder grünen Zweigen für Hoffnung, Lebenskraft und den bald wiederkommenden Frühling. Bis heute ist das Weihnachtsfest für viele auch ein Fest der Hoffnung.

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Denn trotz des christlichen Ursprungs ist Weihnachten heutzutage vor allem ein kulturelles Fest. Im Mittelpunkt steht die Familie, die zusammenkommt und sich beim Essen, Singen oder Spielen Zeit füreinander nimmt. Weihnachten ist auch für nicht-gläubige Menschen eine Zeit, um innezuhalten und sich auf die schönen und wichtigen Dinge im Leben zu besinnen.