Der Anstieg der Bauzinsen liegt an tief sitzenden, strukturellen Verwerfungen der Weltwirtschaft. Auf absehbare Zeit dürfte sich daran nichts ändern.

Stadtentwicklung & Infrastruktur: Andreas Geldner (age)

Die Weltwirtschaft ist aus dem Gleichgewicht: Corona und Ukrainekrieg haben Sand in das Getriebe der Globalisierung geworfen. Und das führt dazu, dass viele Produkte nur unter erschwerten Bedingungen zu besorgen sind oder – wie Computerchips – sogar knapp werden. Gleichzeitig wächst die Angst vor weiteren Risiken, was etwa für Anleihen die Anleger höhere Zinsen verlangen lässt.

 

Der drastische Anstieg der Bauzinsen, die zuletzt so schnell gestiegen sind wie seit zehn Jahren nicht mehr, liegt an diesen großen Trends, die letztlich politisch und geldpolitisch vorerst nicht umzudrehen sind. Von einem Niveau nahe Null sind die Zinsen für zehnjährige Baudarlehen binnen weniger Monate auf zurzeit etwa 2,4 Prozent gestiegen. Mit einem weiteren Anstieg ist auf absehbare Zeit zu rechnen.

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In der Europäischen Zentralbank (EZB) mehren sich die Stimmen, dass der Leitzins für den Euro bereits im Juli angehoben werden soll. Bisher war damit erst im September gerechnet worden. In den USA hat die Notenbank die Zinswende bereits vollzogen.

Damit könnte die Inflation, die zuletzt mit 7,3 Prozent vor allem wegen drastisch gestiegener Energiepreise weit über der Zielmarke von zwei Prozent liegt, gebremst werden. Über einen höheren Eurokurs könnte das unter anderem den Preis von Importen bremsen.

Kein vorübergehendes Problem

Doch für die Zinsen, insbesondere die Bauzinsen, dürfte das weitere Steigerungen bedeuten, weil sich vorerst an der angespannten wirtschaftlichen Lage weltweit nichts ändern dürften. Es ist eben nicht ein vorübergehender Wirtschaftsboom, der zu Knappheiten führt, sondern es sind strukturelle Probleme: gleichzeitige Stagnation und Inflation, eine besonders problematische Kombination, die es beispielsweise in den 70-er-Jahren des vergangenen Jahrhunderts gegeben hat, wo schwache Wachstumsraten mit hohen Preisen kombiniert wurden. Gestoppt wurde diese so genannte Stagflation Anfang der 80er-Jahre nur eine aggressive Zinspolitik, insbesondere in den USA.