Heutzutage zu den Feiertagen ganz normal: der Weihnachtsbaum. Doch warum ist die Tanne das Symbol des Weihnachtsfests? Alles zur Geschichte und Bedeutung.

Katrin Jokic

Für viele Menschen in Deutschland gehört er einfach zum Weihnachtsfest dazu: der Weihnachtsbaum. Jedes Jahr werden rund 25 Millionen Weihnachtsbäume in deutschen Wohnzimmern aufgestellt. Tatsächlich ist der Baum meistens der Mittelpunkt der Feierlichkeiten, er wird aufwändig geschmückt, unter ihm werden die Geschenke bereitgelegt und um ihn herum versammeln sich Familie und Freunde an den Weihnachtsfeiertagen.

 

Doch was ist die Geschichte des Weihnachtsbaums? Warum stellen wir ihn auf und welche Bedeutung hat er eigentlich? Das wissen die meisten heutzutage nicht mehr.

Weihnachtsbaum: Ursprung in heidnischen Bräuchen?

Schon vor Jahrhunderten waren Tannen und andere immergrüne Pflanzen ein Symbol für Leben und Fruchtbarkeit. Wahrscheinlich wurden Häuser bereits damals zur Wintersonnenwende mit Tannenzweigen geschmückt. Außerdem sollten Tannenzweige im Haus im Winter vor bösen Geistern schützen und Hoffnung auf die Wiederkehr des Frühlings geben. Dieser Brauch war vor allem in nördlichen Gegenden verbreitet.

Allerdings war es in vielen Kulturen üblich, Bäume oder andere Pflanzen zu schmücken und als Symbol des Lebens in Ehren zu halten. Kränze aus Lorbeerzweigen gab es beispielsweise auch schon im antiken Rom.

Die Geschichte des Weihnachtsbaums

Im Jahr 1492 kaufte das Liebfrauenwerk zu Straßburg für die Kirchengemeinden 9 Tannen, um das neue Jahr zu feiern. Damals, im Heiligen Römischen Reich, waren Jahresbeginn und Weihnachtsfest jedoch identisch. In etwa zur gleichen Zeit war es beispielsweise auch in Riga (Lettland) schon üblich, zum Ende der Weihnachtszeit Tannenbäume auf den Marktplatz zu tragen, zu schmücken und danach zu verbrennen. So finden sich für das 15. und 16. Jahrhundert mehrere Quellen, die Tannenbäume in Zusammenhang mit der Weihnachtszeit, dem Winter oder dem neuen Jahr bringen.

Im Elsass scheinen Weihnachtsbäume um 1605 bereits relativ üblich gewesen zu sein. Dort wurden Tannenbäume in den Stuben aufgestellt und geschmückt mit Pferden aus buntem Papier, Äpfeln, Oblaten und „Zischgold“ – einer Art Vorläufer des Lamettas. Herzogin Dorothea Sibylle von Schlesien war wohl 1611 die Erste, die ihren Baum mit Kerzen schmückte.

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Doch damals waren Tannenbäume in Europa noch selten und daher sehr kostspielig. Deswegen konnten sich zunächst nur wohlhabende Bürger einen geschmückten Tannenbaum leisten. Die einfachen Familien nahmen Zweige und anfallendes Grün als Ersatz.

1774 erwähnte selbst Goethe den Weihnachtsbaum. In seinem Roman „Die Leiden des jungen Werther“ freut sich der Protagonist über einen geschmückten Baum mit Kerzen, Äpfeln und Süßigkeiten. Einige Jahre später (1793) erschien „Das Heimweh“ von Johann Heinrich Jung-Stilling, der ebenfalls von einem „Lebensbaum“ schreibt, zu dem die Kinder am Weihnachtsmorgen geführt werden. Der Baum ist in der Beschreibung hell erleuchtet und mit vergoldeten Nüssen geschmückt.

Der Weihnachtsbaum wurde so populär, dass extra Tannen- und Fichtenwälder angelegt wurden, um die Nachfrage zu decken.

Der Weihnachtsbaum hat seinen Ursprung in Deutschland

Obwohl es bereits seit vielen Jahrhunderten üblich war, Bäume, Zweige oder Pflanzen zu schmücken oder ins Haus zu holen, kann der Weihnachtsbaum doch als deutsche Tradition angesehen werden. Die meisten frühen Quellen zu dem Brauch stammen aus dem Elsass, von wo aus er sich wohl Richtung Rheinland-Pfalz und Hessen weiterverbreitet hat. Danach hielt er sukzessive auch Einzug in die Wohnzimmer in anderen Ländern.

1814 gab es wohl den ersten Weihnachtsbaum in Wien. Die angesehene jüdische Gesellschaftsdame Fanny von Arnstein hat die Tradition wohl nach Österreich gebracht.

Um 1832 gelangte der Brauch auch nach Nordamerika, vor allem durch deutsche Auswanderer und Matrosen. Es ist nicht ganz klar, wer dort den ersten Weihnachtsbaum aufgestellt hat: Der Auswanderer Gustav Körner in Illinois oder aber der Harvard-Professor Karl Follen. Wahrscheinlich haben viele Deutsche den Brauch in ihre neue Heimat mitgebracht. 1891 wurde erstmals ein Weihnachtsbaum am Weißen Haus aufgestellt.

Die Bedeutung des Weihnachtsbaums

Der Weihnachtsbaum war immer ein bürgerliches, kein kirchliches Symbol, weswegen sich die geschmückte Tanne wahrscheinlich bis heute großer Beliebtheit erfreut. Darüber hinaus wohnt den immergrünen Zweigen noch immer die Symbolik von Lebenskraft und Fruchtbarkeit inne; sie bringen auch im dunklen Winter ein wenig Farbe und Leben in die Häuser.

Die Kirche maß stets der Weihnachtskrippe den größten Symbolgehalt zu und war lange Zeit verhalten gegenüber der unreligiösen Tradition des Weihnachtsbaums. Erst Mitte des 20. Jahrhunderts öffnete sich die Kirche dem Brauchtum und erlaubte Weihnachtsbäume in den Gotteshäusern. 1982 führte Papst Johannes Paul II. den Weihnachtsbaum im Vatikan ein: Erstmals erstrahlte ein dekorierter Baum auf dem Petersplatz in Rom.

Wann Weihnachtsbaum aufstellen?

Der Weihnachtsbaum wird traditionell vor Heiligabend ins Wohnzimmer geholt. Wann genau Sie ihn aufstellen, hängt von Ihrer persönlichen Vorliebe ab und davon, wie lange Sie den Baum frisch halten können. Viele Familien stellen den Baum erst zwischen dem 3. Advent und Heiligabend auf, manche möchten jedoch länger etwas vom Baum haben.

Wie lange der Baum dann stehen bleibt, ist ebenfalls von den eigenen Vorlieben abhängig und zum Teil regional unterschiedlich. Viele lassen den Weihnachtsbaum bis zum Dreikönigstag am 6. Januar stehen. In anderen Regionen ist es hingegen üblich, den Baum bis Mariä Lichtmess am 2. Februar stehen zu lassen.

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