Die Politik vergreist. Parteien verkommen zu Seniorenvereinen. Braucht es eine Korrektur des Grundgesetzes, um die Demokratie vor den Folgen des demografischen Wandels zu schützen?

Titelteam Stuttgarter Zeitung: Armin Käfer (kä)

Stuttgart - Anfangs war die Demokratie eine Angelegenheit der Alten. Als sie erfunden wurde, überließ man den Greisen die Entscheidung. Davon zeugt auch das Urmodell für heutige Parlamente: der Senat im alten Rom. Es gab ihn schon, bevor der Stadtstaat Republik und zum größten Weltreich der Antike wurde. Senat kommt von dem lateinischen Wort „senex“, was nichts anderes als alt bedeutet. Wir haben es in dem Schimpfwort senil bewahrt. Der Senat war ursprünglich also ein Rat der Alten. Dafür gibt es einen berühmten Kronzeugen: den römischen Politiker und Redenschreiber Marcus Tullius Cicero. Er erörtert das in seinem Werk „Über den Staat“. Das Handeln der Älteren, schreibt er an anderer Stelle, zeichne sich durch Voraussicht, Autorität und Entschlusskraft aus – deshalb sei es der Jugend überlegen.