Ausgejodelt: Am Montag hat Festwirt Uwe Schmid auf dem Stuttgarter Amtsgericht für seine Wasenalm Insolvenz angemeldet. Schmid würde gern weiter Wirt auf dem Volksfest bleiben.

Stuttgart - Wir sehen uns am 171. Cannstatter Wasen“, heißt es auf der Homepage. Das ist die große Frage: Am Montag hat Uwe Schmid auf dem Stuttgarter Amtsgericht für seine Wasenalm Insolvenz angemeldet. Nähere Auskünfte möchte er mit Blick auf das schwebende Verfahren nicht geben. Bisher ist noch kein Insolvenzverwalter bestellt. Schmid würde gern weiter Wirt auf dem Volksfest bleiben: „Die Hoffnung stirbt zuletzt“, sagt er. Seine beiden Restaurants in Weinstadt – unter dem Dach der Schmids Gastro GmbH – seien von der Insolvenz nicht betroffen, die Wasenalm sei als eigenständiger Betrieb geführt worden, betont Schmid. Der Landgasthof zum Löwen und das Incontro Pizzorante, beide im Teilort Beutelsbach, gehörten der Familie und würden auf jeden Fall weitergeführt. Das Gleiche gelte für die Laube auf dem Stuttgarter Weindorf.

 

Am Dienstag – nachdem die Insolvenz der Wasenalm bekannt geworden war – klingelte bei Uwe Schmid in Beutelsbach im Remstal das Telefon pausenlos. Er musste auch eine größere Stornierung in seinem schwäbischen Restaurant entgegennehmen. Dabei sagt er: „Der Löwen und das Incontro sind unantastbar.“ Beide Lokale liefen „fahnenmäßig“ gut.

Immense Kosten für Aufbau, Security und Musik

Auch die Wasenalm, die im September 2015 erstmals auf dem Volksfest aufgebaut wurde, lief nicht schlecht. Im Gegenteil: Er habe seinen Umsatz im zweiten Jahr steigern können, so Schmid, und zwar um einen zweistelligen Betrag. Dieser habe dennoch nicht gereicht, um die hohen Umlaufkosten zu bezahlen. Die drei Holzhäuser, die er zum Teil gemietet und zum Teil auch gekauft hat, boten Platz für rund 1500 Gäste drinnen sowie draußen auf der Terrasse. „Zu wenig“, meint Schmid, der immense Kosten für Aufbau, Security und Musik anführt. Allein das Musikprogramm habe 120 000 Euro gekostet. „Wir wollten nicht nur zwei Hansel auf der Bühne haben, sondern ein hohes Niveau bieten.“

Der Festwirt ist überzeugt: Anders als bei seinem Vorgänger, dem Württemberg-Haus, habe das Konzept gestimmt. An den Wochenenden war er ausgebucht, am Wochenbeginn gab es freie Plätze – wie bei den Kollegen in den großen Zelten auch. Dort sei allerdings der Umsatz mit 5000 Gästen ein ganz anderer, während die Kosten, außer beim Personal, ähnlich hoch seien. Schmids Problem: „Ich stand ganz alleine da, ich hatte keine Geldgeber hinter mir.“

Die Veranstalter sind noch bei der Aufarbeitung

Wie geht es jetzt auf dem Wasen weiter? „Wir sind noch in der Aufarbeitung“, sagt der Chef der städtischen Veranstaltungstochter in.Stuttgart, Andreas Kroll. „Das ist eine bedauerliche und ärgerliche Geschichte.“ Die finanzielle Schieflage des Betriebs sei erst in den letzten Wochen bekannt geworden und habe ihn überrascht. „Ich kann definitiv noch nicht sagen, wie es weitergeht“, meint er. Zunächst müssten die Bewerber gesichtet werden, denn laut Kroll gehe es in der bisherigen Konstellation nicht weiter. Bis September ist es nicht mehr lange, Kroll will sich möglichst zeitnah mit dem für den Wasen zuständigen Ersten Bürgermeister Michael Föll absprechen, da die Stadt bei der Vergabe der Zelte einen Gestaltungsspielraum hat.

Den Standort der Wasenalm hält Kroll für einen der schönsten auf dem Volksfest. Die Größenordnung sei nicht einfach, meint auch er. Aber: „Das weiß ich als Wirt vorher, damit muss ich kalkulieren.“ Schwieriger noch ist in seinen Augen das Konzept eines wertigen Wein- und Eventzelts. Dies sei Schmid auf den ersten Blick gelungen: „Die Wasenalm war optisch gut präsentiert, die Auslastung ordentlich.“ Allerdings dauere das Volksfest eben 17 Tage und nicht nur die Wochenenden über. Es sei bekannt, dass die Festwirte in den ersten Jahren Lehrgeld zahlen müssten. Bisher hat die in.Stuttgart laut Kroll mit Schmid sowohl beim Sommerfest als auch bei den Public Viewings sehr gut zusammengearbeitet, es seien auch vom Volksfest keine Beträge offen. „Wir haben ihm das Geschäft auf dem Wasen zugetraut. Mit der Insolvenz konnten wir nicht rechnen.“

Kollege nicht verwundert über das Aus

„Es tut mir leid für den Kollegen“, sagt Hans-Peter Grandl, Wirt in einem der größten Zelte. Verwundert hat ihn das Aus der Wasenalm aber nicht wirklich. „Das Risiko ist hoch“, bekräftigt er und rechnet vor: Er habe allein Fixkosten in Höhe von 2,3 Millionen Euro – Variable wie Wareneinsatz oder Strom nicht eingerechnet – verteilt auf 17 Tage. Aufs Jahr hochgerechnet hieße das rund 49 Millionen Euro. „Darauf würde sich kein Unternehmen einlassen, kein Daimler und kein Porsche.“

Bei der Brauerei Dinkelacker hat der Wasenalm-Wirt noch offene Posten, bestätigt der Verkaufsdirektor Til Odenwald. Er betont aber auch: „Wir sind seit mehr als 60 Jahren mit der Familie Schmid in einer sehr guten Geschäftspartnerschaft.“ Die Restaurants seien von der Insolvenz definitiv nicht betroffen, und Odenwald hält auch eine Wasenalm 2017 noch für möglich, der man weiterhin ein guter Partner sein werde. Es handle sich allerdings nicht um ein Bier-, sondern laut Genehmigung ausdrücklich um ein Weinzelt. „Da sind unsere Möglichkeiten beschränkt.“