Der Wasenhocker ist Tag und Nacht auf dem Volksfest unterwegs. Er sammelt Anekdoten und Geschichten und ist heute im Schwarzwaldhaus eingekehrt und beschäftigt sich damit, warum Promis länger feiernd dürfen als der gewöhnliche Besucher.

Stuttgart - Der WASENHOCKER hat dieser Tage einen völlig verzweifelten Jüngling getroffen. Er hat versucht, Zigaretten aus dem Automaten zu ziehen. Der Automat piepste nur. Ob’s das fehlende Nikotin war oder der überreichliche Alkohol? Auf jeden Fall fluchte der verhinderte Raucher wie ein Kesselflicker, riss seine Karte aus dem Automat, trampelte darauf herum und brach sie entzwei. Siehe da, es war nicht seine EC-Karte, sondern die von der AOK. Was lernen wir daraus? Rauchen schadet der Gesundheitskarte.

 

Im Schwarzwaldhaus

Nico Lustnauer ist ausgestiegen. 65 Jahre lang hat seine Familie Boxautos fahren lassen, nun hat er die Bremse gezogen und das Geschäft an den Kollegen Kritz verkauft. In dritter Generation ließ er Autos aufeinanderkrachen, das schien ihm aber nicht erfüllend genug für den Rest seines Schaustellerlebens. So ergriffen er und Gattin Veronika die Gelegenheit beim Schopfe, als die Familie Dingeldein in Ruhestand gehen und ihr Schwarzwaldhaus verkaufen wollte. „Das war ein alter Traum von uns“, sagen die Lustnauers. Nun sind sie Wirte eines traditionsreichen Imbisses. Seit 62 Jahren geht das Schwarzwaldhaus auf Reisen. Dort gibt es Bier, Wein, Schnaps und Geräuchertes. Salami und Schinken natürlich aus dem Schwarzwald bieten sie an, sogar geschnitten. Und es gibt so manche Kunden, die bei ihnen fürs Vesper einkaufen. Die Lustnauers sind beim Volksfest zuständig für die Extrawurst.

Ihre Tour führte sie zunächst nach Pforzheim. Dort schüttete es Tag und Nacht. Sie waren quasi mit ihren Angestellten alleine im Geschäft. „Da bekommt man schon Zweifel“, sagt Nico Lustnauer, „wenn nichts reinkommt und nur Geld rausgeht, macht einen das ziemlich nervös.“ Schließlich schien die Sonne wieder , die Gäste kamen, und mit ihnen stieg die Laune. Vornehmlich in der Pfalz sind sie unterwegs, dort hat man offenbar ein Faible für den Schwarzwald. Dabei lernten sie allerhand. Die amerikanischen Soldaten in Kaiserslautern lieben den Black Forest, aber noch mehr den Tequila. Den darf man nicht vergessen einzupacken. Und die Besucher halten sich dort nicht mit Kleinkram auf. Zehntelesgläser hält man in der Pfalz für Fingerhüte. Dort wird aus Humpen getrunken, Wein hat in Halblitergläsern serviert zu werden. Geleert sind sie aber recht zügig, obschon man eigentlich Zeit hätte. Auf den Festplätzen in der Pfalz gibt es nämlich keine Sperrstunde. Da endet die Nacht, wenn die Sonne aufgeht. Um 5 Uhr morgens gehen die letzten Zecher nach Hause. Das sollte jetzt niemand den Festwirten auf dem Wasen erzählen, sonst kommen die auf ganz merkwürdige Ideen. Träumen sie doch schon lang von Gerstensaft pur rund um die Uhr.

Die Nachteulen

Mit der Sperrstunde ist das ja ohnehin so eine Sache auf dem Wasen. In der Nacht sind alle Zecher grau. Sollte man meinen. Doch es gibt Unterschiede. Während der Otto Normalfeierer unter der Woche um 23 Uhr nach Hause muss, gilt für andere diese Vorgabe nicht. Früher mal reklamierten die Wirte das Hausrecht für sich und schenkten in den Logen aus, bis das Bier alle war. Das ging bis weit nach Mitternacht. Und erzürnte nicht nur die Anwohner – auch der Lärm von ganz wichtigen Menschen stört den Schlaf –, sondern verlängerte auch die Nachtschicht für die dienstbaren Geister auf dem Wasen. Denn solange die Polizei Menschen auf dem Platz sieht, gibt sie diesen nicht frei. Was bedeutete: Gut zwei Dutzend Ordner mussten mitunter bis in den frühen Morgen ausharren, und die Putzkolonnen durften noch nicht losfegen und den Festplatz reinigen. Deshalb erließ das Ordnungsamt eine Lex Wichtig. In jedem Zelt darf in einer Loge bis 1 Uhr ausgeschenkt werden, allerdings nicht länger. So trug man den Sorgen und Nöten der VIPs Rechnung: Es dauert halt länger, bis eine Magnumflasche Schampus leer ist.