Der Bundesstützpunkt Wasserball steht offenbar vor dem Aus. Nur dann bezahlt der Bund keinen Zuschuss für den Bau des Sportbades im Neckarpark. Die Entscheidung sei noch nicht gefallen, sagen die Verantwortlichen.

Stuttgart - Die Krise im deutschen Wasserball hat womöglich Auswirkungen auf das Vorhaben, im Cannstatter Neckarpark 2018 ein fast 30 Millionen Euro teures Sportbad mit Tribüne zu bauen. Nach den Pleiten bei Welt- und Europameisterschaften und der verpassten Teilnahme an den Olympischen Spielen in Rio könnte die Leistungssportreform des Deutschen Olympischen Sportbundes (DOSB) das Aus für den Bundesstützpunkt Wasserball in Stuttgart bedeuten.

 

Jedenfalls hat der DOSB vor den Gesprächen mit den Vertretern des Deutschen Schwimmverbandes (DSV) alle vier deutschen Stützpunkte zum Jahresende 2017 vorsorglich aufgekündigt. Bliebe es bei der Schließung der Stuttgarter Kaderschmiede, dürfte der Bund den von den städtischen Bäderbetrieben fest einkalkulierten Zuschuss von mindestens einer halben Million Euro für den Bau sowie eine regelmäßige Beteiligung an den Betriebskosten nicht mehr leisten.

Landeszuschuss könnte gewährt werden

Unklar ist auch, ob die in gleicher Höhe avisierte Landesförderung gewährt würde. Uli Derad, Geschäftsführer des Landessportverbands, erinnert daran, dass „bisher“ einer Unterstützung des Landes „nichts im Wege stand“. Nun gelte es, die Strukturgespräche abzuwarten. Immerhin verweist er nach einem Gespräch mit der neuen DSV-Präsidentin Gabi Dörries am Montag auf die Möglichkeit, Stuttgart im schlechtesten Falle als Landesstützpunkt für Wasserball zu erhalten. Die Ministerin für Kultus und Sport, Susanne Eisenmann (CDU), lässt ausrichten, maßgeblich für eine Förderung sei die leistungssportliche Nutzung des Bades. Für Anfang Februar habe die Stadt Stuttgart zu einer Besprechung eingeladen. Dann solle über die Fördermöglichkeiten des Landes gesprochen werden.

Uli Derad verweist auf die beiden Bundesligisten SV Cannstatt und SSV Esslingen. Er meint, ein wettkampfgerechtes Bad „stünde der Stadt Stuttgart gut zu Gesicht“. Die Einrichtung mit einem 50-Meter-Becken und einem zweiten Sprungbecken sowie einer Tribüne gilt als Ersatz für die sich in jämmerlichem Zustand befindliche Traglufthalle im Inselbad, die viel zu hohe Betriebskosten verschlingt; im Sommer steht die Wasserfläche dem Leistungssport zudem nur eingeschränkt zur Verfügung.

Sportbad auch für das Schulschwimmen

Eine moderne Sportstätte, die den Bundesligisten eine größere Zuschauerkulisse und optimale Trainingsbedingungen bescheren könnte, würde sich vorteilhaft auf die Förderung des Nachwuchses im Wasserball, aber auch im Schwimmen auswirken. Zudem sollen in dem Bad auch Schwimmunterricht und Schwimmkurse stattfinden. Es soll den Wegfall des von Schulen stark genutzten Cannstatter Stadtbades kompensieren.

Verwaltung und Gemeinderat werden im Herbst bei den Haushaltsberatungen Farbe bekennen müssen. Die SPD-Gemeinderatsfraktion stellt am Donnerstag einen Antrag an die Verwaltung, in dem sie um Auskunft ersucht. Das Sportbad war bekanntlich nicht unumstritten. Erst gab es Streit um den Standort, dann ums Geld, weil die damalige Bäderchefin Anke Senne im ersten Zuschussantrag acht Millionen Euro forderte; in der irrigen Annahme, solche Projekte stemmten Bund, Land und Stadt stets zu gleichen Teilen. Der in der Vergangenheit für die Bäder zuständige Bürgermeister Michael Föll (CDU) sagte, ohne Unterstützung der Partner gebe es kein Sportbad – allerdings drohte damals ein deutlich höherer Ausfall als heute.

Weniger Standorte sollen wirksamer sein

Der jetzt verantwortliche Bürgermeister Dirk Thürnau (SPD) und Sennes Nachfolger Alexander Albrand haben mit Verbandsvertretern gesprochen. Sie betonen, es gebe keine Entscheidung zur neuen Förderstruktur. So äußert sich auch die DOSB-Sprecherin Ulrike Spitz: Als Planungsansatz sei „nach ersten sportfachlichen Gesprächen lediglich eine Vorschlagsliste zu den künftigen Bundesstützpunkten erstellt“ worden. Die Struktur würde stärker konzentriert, um die Bedingungen an den einzelnen Standorten zu optimieren. Wo gestrichen würde, könnten Landesstützpunkte aufgewertet werden.

Der Leiter des Olympiastützpunkts (OSP), Thomas Grimminger, sagt, für Stuttgart seien zwölf Bundesstützpunkte Gesprächsgrundlage, nur Wasserball fehle. Auch er weiß nicht, wohin die Reise geht. Grimminger hält es im Nachhinein für wenig förderlich, dass der Deutsche Schwimmverband wegen des Wechsels an der Spitze zuletzt wenig Konzeptionelles anzubieten gehabt habe. Auch er erinnert daran, dass die marode Traglufthalle im Inselbad nicht mehr länger hinnehmbar und ein Neubau alternativlos sei.

Der Geschäftsführer des Württembergischen Schwimmverbandes, Emanuel Vailakis, geht nicht davon aus, dass ein ausbleibender Zuschuss, ob ganz oder nur zur Hälfte, den Gemeinderat veranlassen könnten, das Projekt zu kippen. Er weist darauf hin, dass es auch ohne Stützpunkt Leistungssport geben würde. Dann müsste der Schwimmverband als Mieter auftreten und für seine Trainingszeiten bezahlen.