Wasserstoff soll dazu beitragen, den CO2-Ausstoß zu reduzieren. Um vorne mit dabei zu sein, will sich die Stadt Göppingen an einem Modellprojekt der Region Stuttgart beteiligen.

Göppingen - Das Thema ist fast täglich in den Medien – und hochkomplex. Wasserstoff soll in Zukunft dazu beitragen, den CO2-Ausstoß deutlich zu reduzieren. „Das betrifft alle Branchen, die Erzeugung von Energie ebenso wie die industrielle Produktion und den Verkehr, die Gebäudetechnik und das Handwerk oder den Handel. Wir kommen daran nicht mehr vorbei“, hob Christine Kumpf am im Göppinger Gemeinderat hervor. Die Wirtschaftsförderin der Stadt stellte gemeinsam mit Professor Ralf Wörner von der Hochschule Esslingen ein Projekt vor, an dem die Stadt Göppingen teilhaben wird.

 

Voraussetzung dafür ist, dass die Region Stuttgart den Zuschlag für das Modellprojekt „Grüner Wasserstoff“ des Landes und der EU erhält. „Dabei versucht jede Region, ein Modell zu entwickeln, das auf andere übertragbar ist“, erläuterte Kumpf. Oberbürgermeister Alex Maier und sie hatten im Vorfeld alle Akteure zu einem runden Tisch eingeladen und im Gespräch mit der Hochschule, aber auch mit potenziellen Investoren und Abnehmern des Wasserstoffs, erste Konzepte entwickelt. „Zwei Themen waren zunächst zu klären: Haben wir genügend Abnehmer und finden wir Investoren?“ Erfreulicherweise zeige sich bei Ersterem „ein Riesenpotenzial“. Ein Göppinger Bauunternehmen und die EVF hätten bereits Interesse signalisiert „und alleine der Fahrzeugpark der Stadtverwaltung und der ÖPNV sind große Abnehmer“, berichtete Maier.

Grüner Strom für grünen Wasserstoff

Hier habe der Gesetzgeber bereits konkrete Vorgaben gemacht. „Neue Busse und Nutzfahrzeuge müssen ab dem kommenden August zu 60 beziehungsweise zehn Prozent CO2-neutral betrieben werden“, stellte Ralf Wörner in seiner ausführlichen Präsentation vor dem Gemeinderat fest.

Die Besteuerung fossiler Brennstoffe werde den Prozess der Transformation weiter beschleunigen. Wörner appellierte an die Stadträte, „vorausschauend zu agieren“ und „für die heimische Wirtschaft Wettbewerbsvorteile zu schaffen. Dank des Wasserstoffs können wir Energie speichern, bis sie benötigt wird“, erläuterte der Fachmann. Erste Gespräche hätten auch ergeben, dass es im Kreis Investoren gebe, die grünen Strom für grünen Wasserstoff produzieren wollen. Auf eine entsprechende Frage von Michael Freche (Linke/Piraten) räumte der Wissenschaftler ein, dass es durchaus zu Konflikten kommen könne: Werde eine Fläche für die Produktion von Lebensmitteln oder zur Stromerzeugung genutzt? Dies sei auch die Frage, „ob wir uns als Gesellschaft unsere Unabhängigkeit erhalten oder weiterhin von außen abhängig sein wollen“.

Noch sind viele Fragen zu klären

Weil Fristen zu wahren waren, hat Christine Kumpf das Interesse der Stadt gegenüber der Region bereits bekundet und bekam dafür die Zustimmung des Gemeinderats. „Jetzt geht es darum, einzelne Maßnahmen zu konkretisieren.“ Wo gibt es Abnehmer? Wo Produzenten? Wie kommen sie zusammen? Wo entstehen etwa Tankstellen? Wie finanzieren sich die einzelnen Vorhaben? Es sind also noch viele Fragen zu klären. „Wir stehen vor einem lang andauernden Prozess, der auch den entsprechend ausgebildeten Nachwuchs braucht“, konstatierte Wörner. Hier arbeiten die Hochschule am Standort Göppingen, die IHK und die Handwerkskammern eng zusammen. „Wir müssen und können jetzt konkret werden“, bekräftigte der Wissenschaftler.

„Ich sehe ökologisch eine enorme Chance“, hatte Armin Roos (SPD) betont. Genauso wichtig sei aber der ökonomische Aspekt. Sarah Schweizer (CDU) unterstrich, dass „wir das Thema auch ohne Förderung weiterverfolgen müssen. Denn wir haben die Unternehmen und die Hochschule“. Sie erinnerte daran, dass ihre Fraktion bereits im Rahmen der Haushaltsdebatte eine Wasserstofftankstelle angeregt hatte.