Justizminister Heiko Maas nutzt Wearables, um sich beim Sport zu überwachen. Aber er will Herr seiner Daten bleiben und kündigt an, die Verwendung bestimmter Gesundheitsdaten überprüfen zu lassen. Denn Krankenkassen wollen mit Angeboten locken.

Berlin - Sie messen die Schlafdauer oder den Blutdruck, zählen die Schritte und werten Informationen zur Ernährung aus. Laut einer Studie des IT-Verbands Bitkom zeichnet bereits jeder dritte Deutsche Gesundheitsdaten per App, Fitness-Armband oder Computer-Uhr auf. „Jeder von uns wird so ein Gerät haben“, prophezeite der Chef der Techniker Krankenkasse (TK), Jens Baas, kürzlich in einem Zeitungsinterview.

 

Verbraucherschützer und Patientenvertreter warnen vor Risiken. Und auch Justizminister Heiko Maas sagt: „Kein Mensch darf zum Objekt eines Algorithmus werden.“ Der SPD-Politiker ist passionierter Triathlet. „Für mich ist das ein guter Ausgleich, eine Möglichkeit, mich abzureagieren.“ Beim Laufen, Schwimmen oder Radfahren nutzt er selbst die sogenannten Wearables – kleine Computergeräte, die direkt am Körper getragen werden. Natürlich sei es interessant, beim Blick auf das Handgelenk nicht nur seine Zeit zu erfahren, sondern auch die Pulsfrequenz, sagt der Minister. Seine Daten speichere er und werte sie am Computer aus – „und ich hoffe, dass auch nur ich das auswerte“.

Werden Alte und Kranke benachteiligt?

Damit ist der Minister nicht allein. Rund 80 Millionen Menschen haben sich beispielsweise bei der inzwischen zu Adidas gehörenden Sport-App Runtastic registriert. Allerdings sind andere großzügiger als Maas, wenn es um die Weitergabe ihrer Daten geht: Laut der Bitkom-Umfrage würden ein Drittel Gesundheitsdaten an Krankenkassen geben, etwa um im Gegenzug Vorzüge zu erhalten. Der Konzern Generali hat bereits angekündigt, für seine Berufsunfähigkeitsversicherung Daten über Fitness und Lebensstil sammeln zu wollen. Dabei würden Kunden, die ihr gesundes Leben per App dokumentierten, Gutscheine und Rabatte bei Prämien gewährt.

Die TK macht sich für eine elektronische Patientenakte stark, in der klassische medizinische Werte, aber auch Daten von Fitness-Trackern enthalten sein können. Der Vorteil? „Wir können über das Risiko einer Erkrankung informieren, wenn wir die Krankheiten, den Puls, das Ausmaß der Bewegung und so weiter zusammen analysieren“, sagte TK-Chef Baas der „Süddeutschen Zeitung“. Niemand könne gezwungen werden, seine Fitness zu überwachen, betont Maas. Er wolle deshalb prüfen lassen, „die Verwendung bestimmter Gesundheitsdaten auf Grundlage des neuen EU-Datenschutzrechts einzuschränken“. „Wer gesund und fit ist, spekuliert auf Rabatte. Wer nicht mitmacht, ist schnell identifiziert und diskriminiert“, kritisiert der Vorstand der Deutschen Stiftung Patientenschutz, Eugen Brysch. Alte und kranke Mitglieder seien die Verlierer. Das stelle das Solidarsystem auf den Kopf.