Sein Motto: „Hauptsäschlisch Guude Mussik“: Uwe Lexe hat den ersten Webradio-Sender Stuttgarts gegründet, auf dem nur elektronische Musik läuft - und sich einen langgehegten Traum erfüllt.

Psychologie/Partnerschaft: Nina Ayerle (nay)

Stuttgart - Musik hat ihn schon immer begleitet. Doch sonst wusste Uwe Lexe zunächst gar nicht so recht, was er mit seinem Leben anfangen sollte. Sein Studium hatte er kurz nach Beginn schon wieder abgebrochen. War nichts für ihn. Danach probierte er dies und das. Lange war er in der Gastronomie tätig. „In der Zeit habe ich fast nur gearbeitet, vor allem abends“, erzählt der 36-Jährige aus Maichingen heute. Ausgehen sei in dieser Zeit nicht drin gewesen.

 

Seit drei Jahren ist er selbstständiger Verkäufer im Außendienst für Hifi-Artikel. Das ist nun sein Hauptberuf. Mit dem Gang in die Selbstständigkeit hat sich einiges bei ihm verändert. „Musik und Feierei sind da bei mir erst richtig losgegangen“, sagt er. Jahrelang habe er in einer Cover-Band gespielt. Die Musik war immer da in seinem Leben. „Ich habe zig Sachen probiert, aber am Ende läuft bei mir alles auf eines raus“, sagt Lexe. „Auf Musik machen.“

Musik im Netz

Sein neuestes Projekt: der Webradio-Sender HGM. HGM steht für „Hauptsäschlisch Guude Mussik“ und war zunächst ein Projekt, das aus einer Feierlaune heraus entstanden ist. Mit einem Kumpel hatte er Musik aufgenommen, das Video zwei bis drei Leuten gezeigt. Weil so viel positives Feedback kam, wollte Uwe Lexe es nicht dabei belassen.

Zu dieser Zeit war er viel in der Techno-Szene unterwegs, kannte unzählige DJs. Einer davon sprach ihn direkt an: „Hey Uwe, ich kenn jemand aus Frankfurt, der einen Moderator sucht. Hast du nicht Bock?“, sei er gefragt worden. Zugesagt habe er sofort. Mehr als ein Jahr moderierte er seine erste Webradio-Show. „Jeden Sonntag habe ich das zusammen gestellt und nach Frankfurt geschickt“, erzählt er. Montags sei dann die Show gelaufen. Ohne dass er vor Ort sein musste.

Bis dahin war das sein Hobby. Doch letztes Jahr war es damit vorbei. Er hatte sich mit seinen Auftraggebern in Frankfurt überworfen, war raus aus der Sache. „Da hatte ich aber schon Blut geleckt“, sagt Lexe. Ihm war klar, er muss weitermachen. Er fing einfach daheim in seinem Wohnzimmer an, Musik zu machen. Was ihm fehlte, war jemand, der ihm eine Website bastelte. „Ich bin leider ein absoluter Computer-Depp“, gesteht er. Lange Zeit sei ihm niemand Passendes über den Weg gelaufen, der ihm helfen konnte. Dann lernte er Konrad Nierig kennen. Im Trio mit Lexes Freundin Jennifer Beuschel brachten sie dann kürzlich den Webradio-Sender HGM an den Start. Beuschel ist in dem Trio für die Grafik zuständig, Konrad für die Web- und Serveradministration und Lexe für den Rest, für die Inhalte.

Eine Lücke schließen

Lexes Traum war von Anfang an, einen Webradio-Sender für Techno und elektronische Musik zu machen. Techno sei seine Leidenschaft. Mit dem Webangebot will er natürlich auch eine Lücke schließen. „In Stuttgart gibt es so etwas bisher noch nicht“, sagt er. Langfristig schwebt ihm ein richtiges Radioprogramm vor, mit redaktionellen Einschüben, lokalen Nachrichten und viel Moderation. Bis jetzt läuft das allerdings noch nicht. Geld kommt dem Radio-Projekt bisher auch nicht viel rum. Das sei aber auch nicht der Anspruch, sagt Lexe. „Ich möchte Leuten eine Plattform mit guter Musik bieten“, betont er. „Wenn es irgendwann für uns drei zum Leben reicht, umso besser“, ergänzt er.

Inzwischen betreibt er den Sender nicht mehr von seinem Wohnzimmer aus. In Untertürkheim in der Augsburger Straße 442 hat er eine Unterkunft gefunden. Die verschiedensten Musikmacher aus der Region versammeln sich dort. Oben dröhnt Heavy Metal, von unten aus dem Keller Techno und in der Mitte eine etwas undefinierbare Musikrichtung. Miete muss Lexe dort, wie alle anderen Musiker, nicht bezahlen. „Der Besitzer ist ein Musikliebhaber.“

Abend für Abend hat Lexe zeitweise in den Sender gesteckt. Inzwischen hat er auch wechselnde DJs, die das Abendprogramm übernehmen. Trotzdem geht ein großer Teil seiner Freizeit bei dem Projekt drauf. „Ich arbeite tagtäglich an Ideen“, sagt er. Denn endlich habe er etwas gefunden, in das er seinen ganzen Ehrgeiz und seine komplette Energie stecken könne. „Jetzt ist die Zeit reif, um ein paar Jahre richtig ranzuklotzen“, findet er. Für hauptsächlich gute Musik lohnt sich das eben.