Mit Falk-Udo Beck hat ein Mann mit einer etwas unkonventionellen Vita den Job des Ersten Bürgermeisters von Filderstadt übernommen. Uns hat er erklärt, was er mit Paul McCartney gemeinsam hat und warum er nicht auf die Fildern ziehen wird.

Filderstadt - Falk-Udo Beck sitzt in Jeans und Hemd am Computer und klickt sich von einer Videokonferenz in die nächste. Sein Jackett hat er über den Bügel gehängt. Eigentlich wollte er nach Plattenhardt ins Büro fahren. Doch dann kam der Schnee, „und nachdem ich so viele Blinklichter im Graben gesehen hatte, bin ich umgedreht“. Also blüht dem Ersten Bürgermeister von Filderstadt an diesem Tag dasselbe wie Zigtausenden: Homeoffice. Morgens Computer, mittags essen mit den Kindern, dann wieder Computer. „Bewegung fehlt mir sehr, das plagt mich“, sagt er am Telefon. Fast klingt er sehnsüchtig. Aus dem Heimbüro in Dettingen/Erms könne er den Albtrauf sehen.

 

So oder so: Es sind holprige Arbeitstage für Falk-Udo Beck, den der Gemeinderat Ende September zum Baubürgermeister gewählt hat. In seine Zuständigkeit fallen das Ordnungsamt, die technischen Ämter sowie das Umweltschutzreferat. Zudem ist er als Erster Bürgermeisters der direkte Vertreter des Oberbürgermeisters. Am 4. Januar hatte Falk-Udo Beck seinen ersten Arbeitstag – aber kaum einer hat’s mitgekriegt. Ihn hat dasselbe Schicksal ereilt wie im April den Verwaltungsbürgermeister Jens Theobaldt: Wegen Corona blieb der Start im Verborgenen. Keine Feier, kein Händeschütteln, keine Stippvisiten. Falk-Udo Beck hat viele seiner etwa 190 Mitarbeiter noch nicht kennengelernt. Oft spreche er per Video mit Kollegen, die sich zwei Zimmer weiter befänden. „Für mich ist das etwas befremdlich“, sagt er. „Man tritt so ein Amt nicht an, um klammheimlich im Büro zu sitzen.“

Vorgängerin und Nachfolger kennen sich

Der 44-Jährige ist in die Fußstapfen von Susanne Schreiber getreten. Sie hatte das Filderstädter Rathaus nach nur etwa anderthalb Jahren in Richtung Herrenberg verlassen. Kurios: Vorgängerin und Nachfolger kennen sich aus dem Rathaus von Nürtingen. Er war dort zuletzt der Tiefbauamtsleiter gewesen, sie hatte das dortige Stadtplanungsamt geleitet. „Sehr eng sogar“ hätten beide zusammengearbeitet, und auch nach ihrem Wechsel nach Filderstadt sei man im Austausch geblieben. Ob sie ihm gesteckt habe, dass sich dort eine Joboption auftun werde? Falk-Udo Beck lacht. Nein, es sei andersrum gewesen. „Ich habe sie gefragt, warum da was frei wird.“

Falk-Udo Beck ist einer, der geradeheraus antwortet. Ein zugänglicher Gesprächspartner. Vielleicht liegt es an seiner unkonventionellen Vita. Vieles deutet dort auf einen eher handfesten Zeitgenossen hin. So hat er zunächst Zimmerer gelernt und später den Bauingenieur draufgesattelt. Nach einem Stopp in einem Ingenieurbüro ging es rasch ins Kommunale – Stuttgart, Metzingen, Nürtingen und nun eben Filderstadt.

Lust auf zünftiges Schaffen hat er dennoch, ob auf dem Streuobststückle oder bei der Arbeit mit Holz. „Ich komme aus einer handwerklichen Familie, da hat man anpacken müssen.“ Das mache den Kopf frei. Und es kommt offenbar auch etwas heraus dabei. Das Haus von 1895, in dem die Familie lebt, hat das Ehepaar Beck eigenhändig umgebaut. Sie, eine Bauzeichnerin, kennt er seit der Ausbildung. 14 Jahre sind sie verheiratet. Drei Kinder und zwei Hunde hat das Paar.

Er spricht von seinem Ruhepol

Privates und Geschäftliches trennt die neue Nummer zwei im Rathaus. Umziehen sei keine Option, damit habe er nie hinterm Berg gehalten. Hier in Dettingen sei er nicht Herr Beck, sondern Falk-Udo, Bürger, nicht Bürgermeister, „das hat für mich Qualität“. Er spricht von seinem Ruhepol, seiner Kraftquelle. Neudeutsch sagt man Work-Life-Balance, und dazu gehört auch sein Hobby. Falk-Udo Beck spielt in einer Cover-Partyband. Rock von AC/DC bis ZZ Top hat die im Repertoire. E-Bass spielt er, „so wie Paul McCartney“. Auch als Bürgermeister will er Rocker bleiben. „Ich mache das weiter“, sagt er mit fester Stimme. Mit einigen in der Band spiele er immerhin schon seit dem 15. Lebensjahr, und die wenigen Auftritte kollidierten nicht mit seinem Job, versichert er.

Freizeit ist Freizeit, Arbeit ist Arbeit. Darauf legt Falk-Udo Beck wert. Nein, ein Kumpeltyp wolle er nicht sein. Aber ein gutes Arbeitsklima sei wichtig, „ich bin ein Freund offener Kommunikation“. Verantwortung übernehme er gern, aber in den ersten Wochen gleich Duftmarken zu setzen, das scheint ihm weniger wichtig zu sein. Auch eine To-do-Liste habe er nicht. Mit INSEK, dem Integrierten Nachhaltigen Stadtentwicklungskonzept, gebe es ja Leitlinien, die die Ziele „optimal zusammenfassen“. Vielmehr wolle er auf die Expertise seiner Amtsleiter vertrauen. „Ich möchte die Ämter unterstützen, dass sie ihre Ziele voranbringen können“, sagt er. „Im Sinne der Bürger.“