Bärbel Bergschneider löst Ariane Müller-Ressing als Sprecherin des Arbeitskreises Flüchtlinge Heumaden-Sillenbuch ab. Die Neue hat auch schon viel Erfahrung.

Sillenbuch - Das Corona-Testteam ist nicht gekommen. Warum? Bärbel Bergschneider wird es herausfinden müssen. Es ist Montagvormittag, und die Woche beginnt in der Flüchtlingsunterkunft Hasenwedel in Riedenberg gleich turbulent. Die 54-jährige Sillenbucherin ist an diesem Vormittag unter anderem fürs Büro zuständig. Von Beruf ist sie eigentlich Flugbegleiterin, doch seit dem Ausbruch der Pandemie herrscht Kurzarbeit. Daher hat sie nebenbei Minijobs. Dieser hier ist ihr neuer.

 

Die Tätigkeit passt bestens zu Bärbel Bergschneiders neuem Ehrenamt. Seit dem 1. September ist sie die Sprecherin des Arbeitskreises Flüchtlinge Heumaden-Sillenbuch. Der wiederum betreut die Menschen aus aller Welt, die in den großen Unterkünften an der Kirchheimer Straße auf Höhe der Stadtbahn-Haltestelle Bockelstraße leben. Bärbel Bergschneider ist nun die Kontaktperson für Sozialarbeiter, Verwaltung oder auch neue Ehrenamtliche, die mitmachen wollen. Sie pflegt den E-Mail-Eingang, ist bei Gruppentreffen dabei, verwaltet Spenden. „Ich bin das Gesicht“, sagt sie.

Sie tritt in große Fußstapfen

Die Fußstapfen, in die sie tritt, sind groß. Nahezu 30 Jahre lang hat Ariane Müller-Ressing die Position innegehabt und die Asyl-Arbeit geprägt – in Heumaden, aber auch in ganz Stuttgart. Für ihren Einsatz wurde sie mit dem Bundesverdienstkreuz ausgezeichnet. Heute ist sie 74 und sagt: „Jetzt ist es Zeit.“ Für ihre Nachfolgerin findet Ariane Müller-Ressing nur warme Worte. „Frau Bergschneider ist 20 Jahre jünger. Sie ist perfekt vernetzt im Stadtbezirk. Ich denke, die Voraussetzungen sind hervorragend, dass sie das Amt auf ihre Weise ausübt.“

Bärbel Bergschneider ist ehrenamtlich engagiert, unter anderem als stellvertretende Handball-Abteilungsleiterin beim SV Sillenbuch. Auch die Arbeit mit Geflüchteten ist ihr nicht neu. Sie erzählt: 2015 kam ein Bus mit 32 Menschen an der damaligen Unterkunft an der Gorch-Fock-Straße an – und sie als Nachbarin wollte anpacken. „Ich habe mich 16 junger Männer angenommen, die akut Hilfe gebraucht haben“, sagt sie. Als Helferin in der Not will sie allerdings nicht gelten. „Es war ein Geben und Nehmen. Man hat von ihnen viel gelernt.“ Seither hat die Mutter zweier erwachsener Kinder viele Tätigkeiten in der Asylarbeit übernommen, ob in der Kleiderkammer oder bei der Hausaufgabenbetreuung. Aktuell kümmert sie sich um eine irakische Familie, die im Hasenwedel lebt. „Ich liebe Menschen, Kulturen und vor allem Kinder im Speziellen“, sagt sie.

Ein starkes Team hinter sich

Sprecherin in Heumaden, das habe sie sich dennoch lang überlegt, auch wegen ihrer vielen Auslandsreisen. Überzeugt habe sie letztlich zum einen die Vorarbeit ihrer Vorgängerin. „Frau Müller-Ressing hat viel rausgenommen und aufgeteilt. Was sie aufgebaut hat, läuft auch.“ Außerdem sei sie nun Teil eines starken Teams. „Ich bin nicht allein. Allein hätte ich es mir nicht zugetraut.“ Bärbel Bergschneider ist realistisch. An vieles müsse sie sich rantasten. Ihr Lächeln verrät, dass sie diese Herausforderung indes nicht schreckt. „Man wächst mit seinen Aufgaben.“