Der Grund ist, dass das Getränk nicht lange haltbar ist.

Enzkreis - Zu einer ungewöhnlichen Zweckbestimmung für sein Fassbier hat sich der Wiernsheimer Patron der Adler-Brauerei, Robert Volk, entschlossen: Am Dienstag kippte er mit seinem Sohn Conrad rund 1500 Liter Export-Bier in den Gärungskreislauf der Biomethan-Anlage der Stadtwerke Mühlacker. Die Aktion war der anhaltenden Corona-Pandemie geschuldet.

 

Sein Fassbier sei ein naturbelassenes Frischeprodukt, handwerklich in einer Kleinbrauerei hergestellt, sagt der Brau- und Mälzermeister. Es habe eine weitaus begrenztere Haltbarkeit, als beispielsweise die Erzeugnisse der Bierindustrie. Es sei zudem nicht absehbar, wann seine Fassbierkunden – vorwiegend Gaststätten und Festveranstalter auf Vereinsebene – wieder ihren Betrieb aufnehmen und bei ihm Fassbier ordern könnten.

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Als Corona noch kein Thema gewesen ist, hat die Brauerfamilie – auch die Ehefrau Ramona und die Söhne Leopold und Conrad legen mit Hand an – eifrig Vorräte für die nahende Festles-Saison angelegt. Zumal die ersten beiden Monate dieses Jahres eine verheißungsvolle Biersaison erwarten ließen. Und auch beflügelt dadurch, dass in der Wiernsheimer Adler-Brauerei seit 2014 der Bierausstoß kontinuierlich angestiegen sei.

„Dann hat es uns eiskalt erwischt, als Mitte März der Gesetzgeber angesichts der Pandemie jegliche Veranstaltungen auf unbestimmte Zeit stoppte und Gaststätten stoppte“, so der Braumeister mit rund dreieinhalb Jahrzehnten Berufserfahrung. Also entschlossen sich die Volks schweren Herzens dazu, ihre Vorräte und auch das von ihren Kunden zurückgenommene Fassbier wegzuschütten. „Denn wir haben uns hohe Qualitätskriterien auferlegt, und denen bleiben wir auch in der Krise treu“, so der Brauereibesitzer.

Man könne aus geschlossenen Gastronomien zurückgenommenes Bier nicht in vielleicht ein paar Wochen wieder als „frisch“ in den Verkehr bringen und ausschenken, „das ist mit unserer Qualitätsphilosophie nicht vereinbar“, erklärt der Seniorchef unmissverständlich. Ebenfalls keine Alternative wäre gewesen, das Fassbier in Flaschen umzufüllen, darunter würde die Qualität des Bieres leiden.

„Mir blutete wirklich das Herz“, erinnert sich Volk an den noch gar nicht so lange verstrichenen Zeitpunkt, als die Entscheidung zur Bierentsorgung auf der Biomethan-Anlage getroffen wurde.

Elektrische Energie aus 3000 „Halben“

Aber viele Stamm- und auch Neukunden stärken den Volks den Rücken, indem sie vermehrt Flaschenbier im Adler-Abholmarkt in Wiernsheim kaufen. Gleichwohl sei es ein kleiner Trost, dass aus dem Gerstensaft nun wenigstens noch elektrische Energie gewonnen werde sowie Biomethan, das ins Mühlacker Erdgasnetz eingespeist wird. Nachhaltiger jedenfalls, als die umgerechnet rund 3000 „Halbe“ in den Abwasserkanal zu schütten.

Robert Volk hat trotz des Wegschüttens von Bier im Wert von rund 6000 Euro – übrigens unter zollamtlicher Aufsicht – seinen trockenen Humor nicht ganz verloren. Man leiste eben einen typischen Beitrag zur Kreislaufwirtschaft. Die Brauerei liefert seit Jahren ihren Produktionsrückstand Biertreber zur Biomethananlage, und die produziert aus den Gärresten der Fermentierung von hauptsächlich Energiemais neuerdings Dünger in Pelletform. Und die hat der Getränkeabholmarkt der Volks mittlerweile auch im Sortiment.