Bereits 2019 kämpfte der Autozulieferer ZF unter anderem mit einer schwächeren Nachfrage aus China. 2020 bringt aufgrund der Corona-Pandemie noch größere Unsicherheiten mit sich – eine Prognose will der Konzern daher gar nicht erst ausgeben.

Friedrichshafen - Schon jetzt hat der Autozulieferer ZF wegen der Corona-Pandemie seine Produktion gedrosselt – und für das gesamte Jahr 2020 rechnet das Unternehmen mit einem deutlichen Rückgang der Umsätze. Er gehe davon aus, dass die Nachfrage in allen relevanten Märkten aufgrund der Ausbreitung des Virus und der nötigen Maßnahmen zur Eindämmung erheblich beeinträchtigt sein werde, sagte Vorstandschef Wolf-Henning Scheider am Donnerstag in Friedrichshafen am Bodensee. „Es geht also nicht so sehr darum, wie wir den Wiederanlauf der Werke steuern.“ Entscheidend sei in einigen Wochen dagegen beispielsweise, ob die Menschen bereit seien und auch die finanziellen Mittel hätten, um wieder Fahrzeuge zu kaufen.

 

Konkrete Zahlen zu 2020 nannte Scheider vor diesem Hintergrund nicht: „Die gegenwärtige Unsicherheit hinsichtlich der weltweiten Ausbreitung und der Folgen des Coronavirus machen eine Prognose der Geschäftsentwicklung für das Jahr 2020 aus heutiger Sicht nicht möglich“, sagte der ZF-Chef. „In diesen Tagen erleben wir, wie die Märkte gewissermaßen über Nacht aus den Fugen geraten sind.“

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Ein wichtiger Schritt, um sich für die Zukunft gut aufzustellen, sei auch die geplante Übernahme des Bremsenherstellers Wabco, sagte Scheider weiter. „Mit den Produkten von Wabco sind wir in der Lage, als kompletter Zulieferer für Nutzfahrzeuge aufzutreten und Technologien sowie Dienstleistungen für ganze Lastzüge anzubieten.“ Zudem mache der Zukauf von Wabco das Unternehmen weniger abhängig vom Verbrennungsmotor.

ZF geht in Kurzarbeit

Vor der Übernahme von TRW Automotive habe rund die Hälfte des Umsatzes daran gehangen. „Derzeit liegen wir bei etwa 30 Prozent und nach der Übernahme von Wabco wird diese Zahl weiter auf rund 27 Prozent sinken.“ Die Finanzierung des Wabco-Kaufes sei solide und „habe auch in unruhigen Zeiten Bestand.“ Er rechne mit einem Abschluss im zweiten Quartal dieses Jahres, sagte Scheider weiter.

2019 gingen die Erlöse des Autozulieferers von 36,9 Milliarden auf 36,5 Milliarden Euro zurück. Der auf die eigenen Aktionäre entfallende Gewinn nach Steuern stürzte auf 350 (Vorjahr: 904) Millionen Euro ab. Gründe dafür waren nach Scheiders Angaben unter anderem der Brexit, Zollstreitigkeiten zwischen den USA und China sowie ein allgemein schwächeres Wachstum in der Volksrepublik. „2019 war ein herausforderndes Jahr - auch wenn diese angesichts der aktuellen Entwicklungen in den Hintergrund treten.“

Erst kürzlich hatte ZF mitgeteilt, dass aufgrund der Corona-Pandemie Teile von Produktion und Verwaltung kontrolliert heruntergefahren würden, um unter anderem auf die ausbleibende Nachfrage von Auto- und Lkw-Herstellern zu reagieren. Mit dem ZF-Gesamtbetriebsrat sei eine entsprechende Vereinbarung über die Einführung von Kurzarbeit getroffen worden, hieß es bei dem Konzern. Die Regelung gilt demnach zunächst bis Juni.