Angesichts der Anfeindungen gegen sexuelle Minderheiten in Polen läuft eine Petition, die das Ende der Städtepartnerschaft zwischen Stuttgart und Lodz verlangt. OB Fritz Kuhn will dagegen im Austausch bleiben und so Verbesserungen erreichen.

Sport: David Scheu (dsc)

Stuttgart - Seit 1988 besteht eine Städtepartnerschaft zwischen Stuttgart und dem polnischen Lodz. Nun fordert eine Online-Petition deren Ende angesichts der zunehmenden Anfeindungen gegenüber der Gemeinschaft der Lesben, Schwulen, Bisexuellen, Transgender und Intersexuellen (LGBTI) in Polen. Dort erklären sich immer mehr Gebiete zu LGBTI-freien Zonen – darunter auch die Region Lodz. „Stuttgart ist eine tolerante Stadt mit einem bestimmten Wertekodex und muss hier Haltung zeigen“, sagt der Feuerbacher Atahan Demirel (27), der die Petition vergangene Woche ins Leben gerufen hat. 547 Unterschriften sind bislang zusammengekommen (Stand: Donnerstag, 9.7., 15 Uhr), eine Zielmarke hat sich Demirel nicht gesetzt: „Ich möchte in erster Linie für die Thematik sensibilisieren, da ich selbst bereits Erfahrungen mit Diskriminierungen gemacht habe.“

 

OB Kuhn unterzeichnet offenen Brief

Die Stadt Stuttgart lehnt die Beendigung der Städtepartnerschaft ab und verweist darauf, dass sich die Stadt Lodz im Gegensatz zum größeren Verwaltungsbezirk Lodz auf die Seite sexueller Minderheiten stelle. Unter anderem war im April eine Pride Parade geplant, die wegen der Corona-Pandemie abgesagt werden musste. „Wir sind froh, dass sich unsere Partnerstadt klar gegen Diskriminierung positioniert“, sagt Stuttgarts Oberbürgermeister Fritz Kuhn, der die Kontakte nach Polen aufrechterhalten möchte: „Wichtig ist es uns gerade in solchen Fällen, mit den Partnerstädten im Austausch zu bleiben. Damit stärken wir auch diejenigen Kräfte, die sich vor Ort gegen problematische Entwicklungen stellen.“ Gemeinsam mit anderen europäischen Städten hat sich Stuttgart einer Unterstützungsinitiative des Rates der Gemeinden und Regionen Europas in Form eines offenen Briefes angeschlossen. Dieser richtet sich an lokale Mandatsträger in Polen und fordert ein Ende der Ausgrenzungen der LGBTI-Gemeinschaft.