Kornwestheim wird wohl vom kommenden Jahr an kein Kino mehr haben. Der Betreiber kann es nicht mehr finanzieren. Was hat das mit dem Landesglücksspielgesetz zu tun?

Nun ist es doch so weit gekommen: Das Kornwestheimer Kino muss wahrscheinlich Ende des Jahres schließen. Weil er das Kino nicht mehr finanzieren könne, bleibe ihm keine Wahl, sagt der Betreiber, Michail Toronidis. „Es ist sehr schade, wir haben hier alle gern gearbeitet“, sagt er.

 

Schon seit vielen Monaten ist die Zukunft des Capitol-Kinos unsicher. Grund dafür ist die Änderung des Landesglückspielgesetzes, die einen besseren Jugendschutz bezweckt. Demnach müssen Spielhallen mindestens 500 Meter voneinander entfernt sein. Das hat Auswirkungen auf vier Spielhallen in Kornwestheim: Sie alle liegen zu dicht aufeinander, sodass nur eine von ihnen bleiben darf. Und die am Kino ist es nicht.

Eigentlich laufen zurzeit große Investitionen

Aber was hat das Casino mit dem Kino zu tun? Der Betreiber Michail Toronidis nutzte das Casino schon immer, um das Kino quer zu finanzieren. Auch die Mitarbeiter waren sowohl im Casino als auch im Kino tätig. Wenn die Spielhalle nun als Einnahmequelle wegfällt, ist kein Geld mehr fürs Kino da.

Der Zeitpunkt ist denkbar schlecht. Michail Toronidis erzählt, er habe im vergangenen Jahr etwa 100 000 Euro in das Kino investiert, unter anderem in neue Sitze für den Saal „Capitol“. Dieses Jahr wären noch einmal 100 000 Euro geflossen: in neue Teppichböden, neue Schaukästen im Eingangsbereich und neue Technik im Serverraum. Außerdem sollen die Stühle im Saal „Little Red“ ausgetauscht werden. Die alten Sessel haben sich private Käufer bereits vorbestellt und kommen sie in zwei Wochen abholen. Die neuen wird Toronidis auch noch einbauen. „Es würde mehr kosten, wenn wir das jetzt rückgängig machen würden“, sagt er. Im kommenden Jahr hätte der Betreiber die Klimaanlage und die Heizung sanieren lassen. „Danach wäre das Kino zehn bis 15 Jahre ohne Investitionen ausgekommen“, sagt er.

Kino könnte 15 Jahre ohne große Kosten leben

Deshalb hat Michail Toronidis eigentlich nur einen Wunsch: die Spielhalle noch zwei Jahre betreiben zu dürfen. Danach wären erst einmal alle Kosten fürs Kino gedeckt. Doch das Casino ist vor wenigen Tagen von heute auf morgen geschlossen worden. Der Hintergrund ist rechtlich sehr kompliziert. Die Stadt Kornwestheim äußert sich dazu kaum, weil es sich um ein laufendes Verfahren handelt. Michail Toronidis beschreibt den Weg bis zur Schließung des Casinos aber so: Die Spielhalle ist bereits vor einem Jahr vorübergehend geschlossen worden. Damals sei der Anlass ein Schreiben der Stadt gewesen, die das Casino an dieser Stelle nicht mehr duldete. Toronidis hat gegen diese Entscheidung geklagt mit dem kurzfristigen Ergebnis, das Casino zumindest während des Rechtsstreits öffnen zu dürfen. Im Laufe der Klage hat sich nun aber herausgestellt, dass die Spielhalle doch schließen muss. Und zwar sofort. Das einzige, was das Casino jetzt noch retten könnte, wäre eine erneute Duldung der Stadt Kornwestheim.

Stadt hält Duldung für unwahrscheinlich

Die Stadtverwaltung teilt auf Anfrage mit, dass sie „aktuell keine rechtliche Grundlage sieht, die Spielhalle im Capitol zu dulden“. Dass das Casino das Kino mit finanziert, könne kein Entscheidungskriterium sein. Gleichzeitig heißt es aber aus der Verwaltung, dass das Kino ein Kleinod in der Innenstadt sei und die Stadt ein Fortbestehen für wichtig hält.

Michail Toronidis will noch nicht von einer endgültigen Schließung des Kinos sprechen. „Wissen Sie, ich bin Optimist“, sagt er. Er hofft immer noch auf eine Duldung des Casinos. Sollte die nicht kommen, verkauft er die Räume an der Güterbahnhofstraße zum 1. Januar. Zuerst möchte er versuchen, sie als Kino zu verkaufen. Findet sich aber kein neuer Betreiber, muss er die nagelneuen Kinosessel wieder ausbauen.