Kaum jemand weiß etwas über die Große Sitzende. Die Skulptur von Hajek begrüßt jeden Morgen die Schüler der Gewerblichen Schule im Hoppenlau.

Psychologie/Partnerschaft: Nina Ayerle (nay)

S-West - Jeden Morgen empfängt sie die Schüler der Hoppenlau-Schule am Treppenaufgang in der Rosenbergstraße. Die Dame ist aus Muschelkalkstein und hat einen gewaltigen Umfang: 2 Meter auf 3,20 Meter ist sie groß. Ihr Schöpfer ist der Stuttgarter Bildhauer Otto Herbert Hajek. Schüler der Gewerblichen Schule im Hoppenlau haben sie vor langer Zeit liebevoll auf den Namen „Laura“ getauft. Die Schule selbst identifiziert sich ebenfalls mit der Steinfigur: „Wenn ein langjähriger Kollege geht, bekommt er eine Anstecknadel mit der Miniaturausgabe der Figur, die goldene Laura“, erzählt Schulleiter Anton Metz.

 

Halb sitzend, halb liegend ist die Dame auf einer Mauer befestigt, weshalb ihr richtiger Name die Große Sitzende ist. Durch ihre Größe und Form strahle sie sowohl Ruhe als auch Monumentalität aus, so eine offizielle Beschreibung. An der Figur selbst findet sich aber kein Hinweis auf ihre Person oder ihren Künstler.

Kaum jemand weiß etwas über die Dame

Und obwohl so viele Menschen jeden Tag an der Großen Sitzenden vorbeilaufen, weiß kaum jemand etwas Genaueres über sie. „Sie war ja auch nie in einer Ausstellung dabei, sondern von Beginn an fest an diesem Standort“, erklärt Johanna Stulle, die mehr als 30 Jahre als Assistentin für den Künstler Hajek gearbeitet hat. An vielen Orten in Stuttgart habe der Künstler seine Werke hinterlassen. Dem Bildhauer verdankt die Stadt den Park mit Plastiken vor seinem ehemaligen Wohnhaus in der Hasenbergsteige.

Als Stadtikonographien bezeichnete Hajek selbst seine Kunst im öffentlichen Stadtraum. Mit diesen Plastiken wollte er ein Zeichen setzen für eine menschlichere Gestaltung der städtischen Umgebung. Zugleich wollte er damit für die Menschen Orte der Kommunikation und Auseinandersetzung schaffen – nicht zuletzt auch mit sich selbst als Künstler und seinem Werk. Bewusst wollte er sich damit der öffentlichen Kritik aussetzen.

Er studierte von 1947 bis 1954 Bildhauerei an der Staatlichen Akademie der Bildenden Künste Stuttgart bei den beiden Professoren für Bildhauerei, Rudolf Daudert und Peter Otto Heim. Während seines Studiums nahm Hajek mit Erfolg an einem Wettbewerb der Stadt Stuttgart teil. Im Rahmen dieser Ausschreibung realisierte er die Skulptur die Große Sitzende im Jahr 1953. Zu dieser Zeit hatte Hajek von der figurativen Plastik eigentlich bereits Abschied genommen.

In Baden-Württemberg hat es Hajek anfangs schwer

Hajek war 1958 bei der Weltausstellung in Brüssel und bei der Biennale 1958 als jüngster Bildhauer vertreten. In Baden-Württemberg hatte man dennoch zunächst nichts für den Künstler übrig: Per Verordnung soll das Finanzministerium festgelegt haben, dass seine Werke wegen ihrer „Extreme“ für öffentliche Aufträge nicht zugelassen sind. Aus diesem Grund lehnte Hajek im Jahr 1962 eine Kandidatur für eine Professur an der Kunstakademie zunächst ab. Einige Jahre später verlieh die Stadt ihm dennoch den Titel. In Karlsruhe hatte er zunächst einen Lehrstuhl für Bildhauerei, gleichzeitig übernahm er die künstlerische Gestaltung des Leuze-Bads.