Der Winter kommt! Jetzt fallen die Blätter in den Weinbergen rund um Stuttgart. Schade, findet unser Weinkolumnist Michael Weier, denn in diesem Jahr trieben es die Farben besonders bunt. Und: Von den Farben lässt sich sogar etwas lernen.

Stuttgart - Eigentlich habe ich ja Saisonabschluss gefeiert in meinem Weinberg. Ich habe Löcher gegraben und Reben gepflanzt. Im Herbst noch ein paar, weil man anfangs des Jahres eine gewisse Zahl an Reben in einen Topf packt, falls Ausfälle zu verzeichnen sind. Genau diese Pflanzen habe ich nun direkt neben den schwächsten Exemplaren des Jahres (davon gibt’s leider ein paar zu viel!) vergraben, damit sie besser durch den Winter kommen. Damit, dachte ich, ist das Jahr vorbei. Vielleicht noch bei einem Adventsgrillen ein kleines Feuerchen machen und auf die Weinberge blicken. Von meinem Standort aus ein Traum.

 

Und hier bin ich beim Thema: Selten waren Weinberge im Herbst so schön wie in diesem Jahr. Ich persönlich dachte mir: Du Trottel warst halt früher nicht oft genug unterwegs! Du hast das prächtige Spiel der Farben jetzt einfach zum ersten Mal so richtig zur Kenntnis genommen! Aber der Kollege D. weiß es besser: Er sei nämlich in Untertürkheim aufgewachsen, er kenne den Herbst, das mit den bunten Farben sei in diesem Jahr definitiv anders! Ein Grund dafür ist natürlich das Wetter, behaupte ich einmal mehr ohne jegliches Wissen. Meine Vermutung: Eine Pflanze wirft die Blätter bei Wind, Regen oder Frost schneller von sich als bei solch frühlingshaften Temperaturen wie in den vergangenen Tagen. Und das Leuchten hat einen ganz einfachen Grund: Zuletzt strahlte die Sonne die Kulisse wunderbar an!

Was ich mich beim Blick ins Tal immer gefragt habe: Kann man an den Farben die Rebsorten erkennen? Man kann. Das Farbenspiel ist einfach: Am häufigsten leuchten die Weinberge gelb, weil gelb für Trollinger steht. Gelb steht zudem für alle Weißweinsorten. Lemberger hingegen strahlt rot, Spätburgunder nur leicht rötlich, Dornfelder und Cabernet dagegen wunderbar dunkelrot.

Das Schauspiel endet nun, mein Einsatz nicht. Vor einer Woche kam nämlich der Anruf: Wir sollten nun die Pfosten einhauen und die Drahtlage aufbauen. Was so gar nicht nach gemütlichem Grillen klingt, aber eben sein muss. Allerdings kommt nun das gleiche Problem wie das ganze Jahr: Der Boden ist zu trocken. In diesem Fall erspart mir die Trockenheit mal Arbeit. Zumindest kurzfristig.