Ende der Winterpause: Für unseren Weinkolumnisten Michael Weier beginnt nun wieder die Arbeit im Weinberg! Während die Nachbarn schon fleißig waren, ist der Journalist ins Hintertreffen geraten. Nun hilft nur noch ein Arbeitseinsatz mit Freunden – und Leberkäswecken und einer Kiste Bier.

Stuttgart - Ich gebe unumwunden zu: Arg beeilt habe ich mich nicht. Während die Nachbarn im Weinberg ihre Jobs vor vielen Wochen bereits erledigt haben, war bei mir Pause angesagt. Wenn der eigene Chef für einen längeren Zeitraum nach Neuseeland verschwindet, die ganze Arbeit an mir hängen bleibt, dann darf man sich auch mal Zeit lassen. Ich lag schließlich nicht in der Hängematte, und die Reben treiben selbst in diesem warmen Winter noch nicht im Februar!

 

Aber nun reicht es. Der Chef ist zurück, der Berg ruft. Wobei das nicht der einzige ist, ich rufe auch. Und zwar meine Freunde zum Arbeitseinsatz. Wir müssen Pfosten in die Erde rammen. und Drähte spannen! Ich bringe natürlich eine Kiste Bier, zum Vesper gibt’s Rote Würste vom Grill (anstatt der beim Umzug üblichen Leberkäswecken). Diese Mischung bei Sonnenschein lockt mir sicher einen guten Arbeitstrupp in meinen Weinberg. Zur Sicherheit stelle ich zwei Flaschen Riesling kalt – und eine Flasche sauren Sprudel, wie der Schwabe so hübsch zum kohlesäurehaltigen Mineralwasser sagt.

Leser Peter S. aus Oeffingen, meinem Geburtsort, hat mir übrigens eine andere Lösung vorgeschlagen. In Anlehnung an eine Idee von Andrew Carnegie. Der brachte es um die Jahrhundertwende vor 116 Jahren in den Vereinigten Staaten mit Stahl zu einigem Reichtum, von ihm gibt’s aber auch eine Geschichte aus seiner Jugend: Offenbar hatte er zwei Hasen, und später eine ganze Hasenhorde, wie das bei Hasen halt so läuft. Weil er das Futter nicht bezahlen konnte, fing er ein findiges Modell an: Er gab den Hasen die Namen seiner Kumpels, die dafür das Futter für das jeweilige Tier besorgen mussten. Was das mit meinem Weinberg zu tun hat? Fragt Peter S., um gleich die Antwort zu geben: „Im Sommer kam der geschätzte Kolumnist nicht mehr nach, seine Reben zu gießen (...) Was läge näher, als eine gewisse Anzahl ihrer Flaschenpostleser zu gewinnen?“ Ich solle einfach meine Reben mit einem Namensschild versehen, „dann heißen ihre Reben Paul, Markus, Holger, Michaela, Lucia, Petra und ich weiß was nicht. Wenn es darauf ankommt, darf jeder Namensgeber seine Rebe mit Wasser versorgen und ab und zu auch irgendwelche Pfosten in die harte Erde rammen.“

Gute Idee! Leider nicht umzusetzen. Denn erstens würden sich die Nachbarn vermutlich nicht so sehr freuen, wenn bei jedem trockenen Sommertag zweihundert Menschen in den Weinberg pilgern. Und zweitens wären meine Kumpels beleidigt. Weil ihnen das Bier entgeht.

Tipp der Woche

Da ich zu Weinbergarbeiten unbedingt eine Kiste regionales Bier in den Wengert stelle, heute mal kein Wein als Tipp:

Schönbuch Brauerei, Horst hell, eine Kiste mit 24 Flaschen, 14,49 Euro