Die Szene der Weinführer wird immer unübersichtlicher: Nach „Gault Millau“, dem „Eichelmann“ und dem „Feinschmecker“ kam zunächst der „Falstaff“ auf den deutschen Markt, nun „Vinum“. Für Württemberg muss das nicht schlecht sein, findet unser Weinkolumnist Michael Weier.

Stuttgart - Eigentlich dachte ich daran, nach den vielen Preisen und Ehrungen für Winzer und Weinenun einfach mal über etwas anderes zu schreiben, über Champagner zum Beispiel. Aber ich schaffe es wieder nicht, die Ereignisse überschlagen sich! Denn nun ist auch der einstmals einzige und wichtigste Weinführer erschienen, der „Gault Millau“. Das Problem dabei: Nichts ist mehr, wie es war. Denn der „Gault Millau“ hat den Verlag gewechselt und in diesem Zusammenhang auch gleich sein komplettes Team. Für unser Anbaugebiet ist nun nicht mehr Frank Kämmer zuständig, sondern Natalie Lumpp, die Sommelière, Weinberaterin und Autorin. Frank Kämmer, der Sommelier, Weinberater und Autor, ist deshalb allerdings nicht ohne Arbeit, er testet nun mit dem kompletten Team, das früher den „Gault Millau“ vertreten hat, für den ganz neuen Weinführer von „Vinum“. Der Schweizer Verlag, der die Zeitschrift namens „Vinum“ macht, geht mit diesem Produkt erstmals an den Start.

 

Die Zahl der Weinführer nimmt weiter zu

Es ist noch gar nicht so lange her, da tauchte die österreichische Zeitschrift „Falstaff“ mit einem Weinführer neu auf dem Markt auf. Den „Eichelmann“ gibt’s zudem auch noch. Kurz: Der Weintrinker hat nun eine ordentliche Auswahl!

Die Frage, die sich mir stellt, ist, ob ich vor lauter Wein keine Winzer mehr sehe. Zum Beispiel verschickte „Vinum“ erst einmal eine Pressemitteilung zum Sekt Award, den das Weingut Franz Keller anführt. Dann steht nun im Buch drin, dass das Weingut Aldinger aus Fellbach den besten Winzersekt macht. Verstehe das, wer mag.

Für das Anbaugebiet Württemberg, das in der Vergangenheit ein bisschen schlechter weggekommen ist, bringen die Neuerungen allerdings auch so ihre Vorteile. Schon mit dem „Eichelmann“ kam ein Verkoster auf den Plan, der auch mal was Neues entdecken wollte und so die jungen Weingüter wesentlich besser bewertet hat, als dies vorher der Fall war. Nun steigt zum Beispiel das Weingut Aldinger im alten „Gault Millau“ mit neuer Verkosterin erstmals in die Riege der absoluten Weltklasse auf und erhält fünf Trauben (ob nun Trauben oder Sterne oder Fässer oder sonst was, das spielt keine Rolle). Der Lämmler Lemberger Großes Gewächs wird als bester Wein dieser Rebsorte in Deutschland gefeiert. Mit Dautel, Jürgen Ellwanger, Haidle, Graf Neipperg, Schnaitmann und Wöhrwag rangieren gleich sechs Betriebe mit vier Trauben knapp dahinter. Und bei „Vinum“ raffte sich Frank Kämmer dazu auf, Aldinger auf viereinhalb Sterne aufzuwerten. Und ich hole erst einmal wieder Atem – und schreibe dann endlich mal wieder über Champagner!