Sportlich ein voller Erfolg, aus vinologischer Sicht eine klare Niederlage: Unser Weinkolumnist Michael Weier war bei der Handball-Europameisterschaft in Krakau und fierte mit der deutschen Mannschaft im Finale. Der Besuch eines nahe gelegenen Weinguts jedoch scheiterte kläglich.

Falls es noch nicht durchgedrungen ist: Ich war in Polen, bei unserem Handball-Triumph in Krakau. Vinologisch gesehen war die Reise allerdings eine Niederlage. Ich wurde in kein Weingut vorgelassen, habe ich an anderer Stelle schon bitterlich beklagt. Aber zum Glück haben wir kluge Leser. Helmut W. hat mir geschrieben, dass ich nicht verzagen solle, noch sei genug Zeit, sich aufs Weinfest in Zielona Góra (früher Grünberg) vorzubereiten. Die Stadt hat im Wappen einen Rebstock, dort gibt’s gleich mehrere Weingüter, ein Weinmuseum und wohl auch die Chance, ein Weingut zu besuchen. Darüber hinaus gab’s dort den Grünberger Sekt, der vom Jahr 1826 an (also zeitgleich wie Kessler in Esslingen!) nach französischer Art produziert worden ist. Damit war es leider nach dem Zweiten Weltkrieg vorbei.

 

Leser W. kennt sich gut aus, er legt damit allerdings nur den Finger in die Wunde! Natürlich wäre ich gerne auf ein Weingut, aber dieses Grünberg ist knapp 500 Kilometer von der Sporthalle in Krakau entfernt! Und für September habe ich bereits in Frankreich gebucht, dort trinke ich dann das Original. Champagner! Und ein bisschen Bordeaux.

Womit ich bei einem weiteren Nachtrag bin aus Polen: einer weiteren Niederlage. Denn unser Champagner-Experiment ist ebenfalls gescheitert. Giorgio Rivetti, der Chef vom italienischen Spitzenweingut La Spinetta, hat mir nämlich mal erzählt: Wenn man immer nur bei Champagner bleibe, könne man ziemlich viel trinken – und sei doch nie völlig betrunken. Dies erschien uns für einen Ausflug zur Handball-Europameisterschaft ideal! Aber auch hier haben wir die Rechnung ohne die Polen gemacht: Denn in der Sporthalle gab’s natürlich nur Bier. Praktischerweise ein besonderes, das mit nur 3,5 Volumenprozent Alkohol eindeutig als Erfrischungsgetränk durchgeht. Für einen achtstündigen Aufenthalt in einer Sporthalle ideal. Hätten wir uns den Wodka hinterher gespart, hätte ich Herrn Rivetti dieses Bier empfehlen können.

Unsere Handballer waren übrigens viel cleverer als ich, habe ich durch meine Frau gelernt. Im Fernsehen erfuhr der Zuschauer nämlich, dass es in der Kabine Champagner gab. Moêt Chandon! Die Handballer haben später auch für eine große Tageszeitung Werbung gemacht, mit dem Motto: Dahinter steckt immer ein kluger Kopf. Ich dachte immer, damit sei ich gemeint. Aber die Handballer haben mit dem Champagner mehr Intelligenz gezeigt. Leser W. sowieso.

Tipp der Woche

Polnischen Sekt hat meines Wissens nach leider kein Stuttgarter Weinhändler im Angebot. Kessler hatte ich erst, also einen klassischen Winzersekt.

Weingut Heid, Fellbach, Steinmergel Cuvée blanc de blanc Sekt brut, 11,50 Euro