Zur Abwechslung mal keine dummen Sprüche von unserem Weinkolumnisten Michael Weier. Diesmal lobt er den jungen Winzer Moritz Haidle wegen seines Engagements für Flüchtlinge, er junge Mann hat nämlich einen Wein für ein Wilkommens-Projekt zur Verfügung gestellt.

Stuttgart - Für gewöhnlich geht’s mir an dieser Stelle in erster Linie um den guten Geschmack. Gerne gewürzt mit ein paar Erfahrungen aus dem Leben und bei Gelegenheit mit ein bisschen Humor, sofern mir solcher gelingt. Beim Thema Flüchtlinge erspare ich dem Leser flapsige Bemerkungen, ich bleibe ganz ernst bei der Sache.

 

Und zwar beim Wein. Moritz Haidle, als alter Rapper (und junger Winzer) und Sprayer sicher derzeit einer der jungen Wilden im Weinbau, macht nämlich nicht nur guten Wein. Das ist ziemlich logisch auf einem Weingut, das schon in meiner Jugend in den Siebziger Jahren für den besten Tropfen in der Region stand (der Pulvermächer war damals Legende!). Was der Vater (und der Opa) angefangen haben, macht nun der Junior bestens weiter. Ein bisschen anders, was nicht nur durch ein extrem spannendes PR-Filmchen zum Ausdruck kommt, aber auf jeden Fall sehr sehr gut. Der Pulvermächer taugt nach wie vor, die Rotweine strahlen ebenfalls.

Aber damit genug gelobt, zumindest was den Wein betrifft. Schulterklopfen verdient sich Moritz Haidle jetzt mit einem anderen Projekt. Zusammen mit einem einer Medienagentur brachte er nun einen Wein auf den Markt, das Projekt Prominente.Helfen.Flüchtlingen soll genau dies tun: Geld für Menschen ohne solches einbringen. Der Prominente ist allerdings nicht Moritz Haidle. Dabei handelt es sich um wichtige Münchner, die den Wein mit ihrem Namen zieren.

Der einzige Haken an der Sache ist damit bereits gesagt: Es handelt sich um ein Münchner Projekt. Moritz Haidle scheint ein sehr toleranter Mann zu sein, aber sogar gegenüber den Bayern? Nun, die Namen der Prominenten haben mich ein bisschen ratlos gelassen. Thomas steht auf einer Flasche, der Name steht für Thomas M. Stein, Musikproduzent, und deshalb wohl mit dem Rapper Haidle gut bekannt. Schauspieler Stefan Gilly ziert mit seinem Vornamen eine Flasche, die Sängerin Lazarina Borissova ebenso wie Giulia Kotscherga, von der ich beim Googlen erfahren habe, dass sie wohl mal was mit Lothar Matthäus hatte. Aber egal. Jeder Mensch macht Fehler.

Mit dem Wein macht man sicher keinen, das ist ein Riesling Schilfsandstein. Früher hieß der Pulvermächer! Am Ende bleibt nur Lob für die Aktion – und der Wunsch, dass so etwas auch bei uns auf die Beine gestellt wird. Für einen guten Zweck trinkt es sich gleich besser.

Tipp der Woche

Natürlich der Stettener Schilfsandstein. Der als Projekt etwas teurer geworden ist, auf dem Weingut kann ihn man schon mal probieren.

– Weingut Karl Haidle, Stettener Riesling Schilfsandstein 2014 trocken, 9,60 Euro.