Kirchengemeinden tüfteln aktuell an Konzepten, wie Weihnachten trotz Corona gefeiert werden kann. Klar ist: Wie sonst wird es nicht sein. Aber es gibt verschiedene Ideen, die es trotzdem schön machen könnten.

Lokalsport: Patrick Steinle (pst)

Filder - Der Kirchenbesuch an Heiligabend ist für viele Familien ein wichtiges Ritual. Doch dieses Weihnachten wird anders sein als sonst. Maximal zehn Personen dürfen sich an den Feiertagen treffen. Einen Sonderstatus haben Gottesdienste, unter Auflagen dürfen diese stattfinden. Allerdings in einer abgewandelten Form. Die Kirchengemeinden auf der Filderebene haben sich ganz Unterschiedliches ausgedacht.

 

„Wir verfolgen eine Doppelstrategie“, sagt Pfarrer Tobias Geiger über den geplanten Weihnachtsgottesdienst in der Martinskirche in Filderstadt-Sielmingen. Zum einen produziere die Kirchengemeinde ein Video, unter anderem mit Predigt und Chor-Auftritt. Dieses soll dann am 24. Dezember auf Youtube hochgeladen werden. „Das wird gut genutzt“, weiß der Sielminger Pfarrer. Bereits seit März würden die Video-Predigten aufgenommen und online hochgeladen. Zwischen 500 und 700 Leute schauen sie an.

Zum anderen soll aber auch vor Ort in der Martinskirche Sielmingen gefeiert werden. Zwei Gottesdienste sind geplant; drei seien nicht möglich, da gelüftet werden muss. Da die Gemeinde nur etwa 100 Personen pro Gottesdienst – in den Vorjahren waren es etwa 500 – begrüßen darf, gibt es vorab die Möglichkeit, per Mail einen Platz zu reservieren. Alternativ plant Geiger einen Freiluftgottesdienst, den die Stadt aber zunächst noch genehmigen müsse. Es soll dann an Heiligabend einen Familiengottesdienst auf dem Rathausplatz geben.

Die Gefühlslage des Pfarrers ist eine andere

Der Sielminger Pfarrer berichtet von einer ganz anderen Gefühlslage als sonst im Advent. In seinem Beruf gehe er gerne auf Menschen zu, nun sei er „in der Defensive und muss Veranstaltungen absagen“. Dass es kein Krippenspiel der Kinderkirche geben wird, schlägt ihm aufs Gemüt. Aber Geiger weiß: „Andere Menschen, zum Beispiel in der Gastronomie, sind noch stärker von Corona betroffen. Dagegen sind meine Sorgen klein.“ Pfarrer Albrecht Conrad aus Stuttgart-Degerloch ist ebenfalls dankbar, dass überhaupt Gottesdienste stattfinden. Das war bekanntlich im Lockdown im Frühjahr nicht der Fall. „Zurzeit gehen die Leute gerne in den Gottesdienst“, so sein Eindruck. In der evangelischen Kirchengemeinde Degerloch plant man nicht, wie gewohnt, eine Christvesper, sondern gleich drei. Jedoch sollen diese kürzer ausfallen, und die Besucher müssen sich online dafür anmelden. „Wir wollen niemanden an der Tür abweisen müssen“, sagt Conrad. Zudem wird es noch einen Christnachtgottesdienst in der Michaelskirche geben. Maskenpflicht, Abstandsregeln und Gesangsverbot gelten.

Auch in den Gärten der Hoffeldkirche und der Kindertagesstätte in Degerloch sollen die Menschen an Heiligabend feiern können. Dort plant Albrecht Conrad vier Freiluftgottesdienste mit Krippenspiel. An den weiteren Feiertagen soll alles wie gewohnt ablaufen.

Weniger Besucher bedeutet weniger Opfergaben

Dass weniger Menschen zum Gottesdienst kommen werden, sei unvermeidbar, sagt Conrad. Für Alleinstehende und Bewohner der Pflegeheime soll es eine CD mit Musik und Texten geben. Die geringere Teilnehmerzahl wird sich auch auf die Opfergaben niederschlagen. „Da trifft es die Ärmsten der Ärmsten“, sagt Conrad. Die Weihnachtsspenden aus der Gemeinde kommen der Organisation „Brot für die Welt“ zugute.

Trotz dieser Aussichten: „Man sollte sich nicht runterziehen lassen“, sagt Diakon Michael Karl Jakob von der katholischen Gesamtkirchengemeinde St. Hedwig und Ulrich. „In der Vergangenheit war vieles oberflächlich oder selbstverständlich. Jetzt merkt man, wie wichtig das eigentlich ist.“ Die Gemeinde in Möhringen und Fasanenhof habe sich für den Weihnachtsbrief mehr Mühe gegeben, da er nun von noch größerer Bedeutung sei. „Mir fehlen die Menschen bei den Feiern im Advent“, sagt Jakob.

Maria und Josef müssen in selben Haushalt wohnen

Die Krippenfeier gibt es in der Kirche St. Hedwig dieses Jahr zweimal statt wie sonst einmal. Die Christmette wird wie gewohnt einmal in St. Hedwig und einmal in St. Ulrich stattfinden. Vorab wurde das Krippenspiel aufgezeichnet. In der Kirche auf dem Fasanenhof soll das Video in Dauerschleife laufen. In Möhringen spielen Kinder die Weihnachtsgeschichte mit Mund-Nasen-Schutz und Abstand. Besonderheit: Die Darsteller von Maria und Josef müssen in einem Haushalt wohnen.

Denjenigen, die daheim feiern wollen, wird ebenfalls eine Alternative geboten: Auf der Homepage gibt es einen sogenannten Hausgottesdienst. Das ist ein Manuskript mit Predigttexten und Gebeten.