Die Schutzgemeinschaft Deutscher Wald setzt sich für den Kauf von heimischen Tannenbäumen ein. Stippvisite bei Erich Rettenmaier in Oberrot-Marbächle. Der rüstige Senior ist in der Adventszeit ein gefragter Mann.

Rems-Murr/ Ludwigsburg: Martin Tschepe (art)

Oberrot/Waiblingen - Die kleine Motorsäge in den Händen von Erich Rettenmaier läuft auf Hochtouren und macht einem ohrenbetäubenden Lärm. Der 82-jährige Mann steht auf seinem ehemaligen Acker am Ortsrand von Oberrot-Marbächle. Er bückt sich hinunter zum Stamm einer der ungezählten Nordmanntannen, die er vor ein paar Jahren auf dem Gelände gepflanzt hat. Rettemmaier setzt die Säge an – und nach kaum einer Sekunde ist die Arbeit auch schon erledigt. „Der Baum ist gefällt“, sagt er und lächelt mit zufriedenen Gesicht.

 

Wie viele Bäume er wohl schon gefällt hat? Diese Frage kann Erich Rettenmaier unmöglich beantworten und erzählt, dass er bereits seit 60 Jahren Christbäume verkaufe. Anno dazumal indes war fast alles anders. Die Bäume – zumeist Fichten – wurden noch aus dem Wald geholt, mit einem kleinen Schlepper nach Schwäbisch Hall gekarrt und unter die Leute gebracht. Seit genau 50 Jahren verkauft die Familie die Christbäume auf dem Marktplatz in Leonberg, am kommenden Donnerstags beginnt dort der Verkauf. In Marbächle werden die Bäume – laut Rettenmaier 95 Prozent Nordmanntannen – bereits seit ein paar Tagen angeboten.

Ehekrach beim Christbaumkauf

Heide Wulf, Rettenmaiers Tochter, hilft mit beim Christbaumverkauf, sie und ihr Vater können die tollsten Geschichten erzählen von den Tagen im Advent. Von Menschen, die sich ganz schnell für einen Baum entscheiden und von Paaren, deren Stippvisite auf dem Hof mit einem regelrechten Ehekrach endet, weil man sich nicht einig wird, welcher Baum es sein soll. Eine Kundin habe sich nach dem Erwerb eines „wunderschönen Baumes“ eine Rebschere geben lassen und dann, rundum, alle Zweige gestutzt. Seine Bäume würden nicht gespritzt, sagt Erich Rettenmaier.

Die Kunden könnten sich ihren Wunschbaum aussuchen und selbst fällen. Auch Spezialwünsche – etwa ein Vollmondbaum – würden erfüllt. Rettenmaier sagt, Bäume, die am dritten Tag vor dem elften Vollmond im Jahr geschlagen würden, verlören später ihre Nadeln.

Plastikbäume sind für die SDW ein No-Go

Die Schutzgemeinschaft Deutscher Wald (SDW) hatte eingeladen zur Stippvisite auf dem kleinen Hof in Marbächle, um für den Kauf heimischer Christbäume zu werben. Der SDW-Kreisvorsitzende Gerhard Strobel sagte, ein Kauf solcher „Bäume der kurzen Wege“ sei weit umweltfreundlicher als alle Alternativen. Viele Christbäume, die in Supermärkten verkauft würden, stammten aus Dänemark, sie seien oft schon vor mehreren Wochen geschlagen und mit Fungiziden behandelt worden. Und Plastikbäume stammten meist aus China, die Herstellung und der Transport verursachten große Umweltschäden. Strobel: „ein No-Go“.

Nicht ausnahmslos alle Kunde suchen bei Erich Rettenmaier übrigens den schönsten aller Bäume. Mitunter tauche auch mal ein Kunde auf, der explizit nach dem „schlechtesten Baum“ schaut – um dieses schiefe und krumme Gewächs „zu retten“ bevor es ungenutzt entsorgt wird.

Gute Ökobilanz

Schadstoffe
Ein Hektar Weihnachtsbaumkultur bindet laut SDW in zehn Jahren 145 Tonnen Kohlendioxid.

Preise
Nordmanntannen kosten pro Meter 18 bis 25 Euro, Blaufichten zehn bis 16 Euro, sonstige Fichten sechs bis zehn Euro.

Favoriten
Die Nordmanntanne ist mit fast 80 Prozent die beliebteste Baumart, dann folgen die Blaufichte (15 Prozent), sonstige Fichten (sieben Prozent) und die Edeltanne/Noblistanne (drei Prozent).