Ein Lkw ist in einen Berliner Weihnachtsmarkt gerast, zwölf Menschen sterben, rund 50 werden verletzt. Die Polizei fahndet nach einem Verdächtigen. Wir zeigen im Überblick, was bislang bekannt ist und was nicht.

Berlin - Nach dem Anschlag in Berlin fahndet die Polizei nach Informationen der Mainzer „Allgemeinen Zeitung“ und des Hessischen Rundfunks bundesweit nach einem Verdächtigen.

 

Was wissen wir über die Tat?

Gegen 20 Uhr fährt am Montagabend ein dunkler Lastwagen mit polnischem Kennzeichen auf den Weihnachtsmarkt. Der Fahrer legt mit dem Sattelschlepper eine Strecke von 50 bis 80 Metern zurück, überfährt dabei viele Menschen und zerstört mehrere Marktbuden. Bundesregierung und Ermittler gehen von einem Terroranschlag aus.Der Lastwagen der Marke Scania gehört einer polnischen Spedition. Der Fahrer war laut Speditions-Eigentümer seit etwa 16 Uhr nicht mehr zu erreichen gewesen.

Das Bundeskriminalamt (BKA) übernimmt im Auftrag des Generalbundesanwalts die Ermittlungen. „Der Generalbundesanwalt beim BGH hat ein Strafverfahren eingeleitet und das BKA mit den Ermittlungen beauftragt“, teilten die Wiesbadener Behörde auf Twitter mit. Bundesjustizminister Heiko Maas (SPD) hatte noch am Vorabend darüber informiert, dass die Bundesanwaltschaft den Fall übernommen hat.

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Was wissen wir über die möglichen Täter?

Die Polizei fahndet nach Informationen der Mainzer „Allgemeinen Zeitung“ und des Hessischen Rundfunks bundesweit nach einem Verdächtigen. Im Fußraum des Führerhauses des Lkw, der am Montagabend in einen Berliner Weihnachtsmarkt gerast war, sei eine Duldung mit den Personalien gefunden worden. Das Dokument sei auf einen Tunesier ausgestellt. Über Herkunft und Alter gab es verschiedene Angaben. Die Dokumente seien im Kreis Kleve in Nordrhein-Westfalen ausgestellt worden.

Nach dem Anschlag war zunächst ein Verdächtiger nahe der Siegessäule gefasst worden. Am Dienstagabend kam er wieder aber frei – die bisherigen Ermittlungsergebnisse hätten bislang keinen dringenden Tatverdacht gegen den Beschuldigten ergeben, teilt die Bundesanwaltschaft in Karlsruhe mit. Der junge Mann wurde zunächst festgenommen, weil ein Zeuge ihn verfolgt und die Polizei informiert hatte.

Am Dienstagabend – fast genau 24 Stunden nach dem Anschlag – nimmt die Terrormiliz Islamischer Staat (IS) den Angriff für sich in Anspruch. Der Täter sei ein „Soldat des Islamischen Staates“ gewesen, meldet das IS-Sprachrohr Amak im Internet. Die Echtheit der Nachricht lässt sich zunächst nicht verifizieren. Sie wurde aber über die üblichen IS-Kanäle im Internet verbreitet.

Was wissen wir über den Toten im Lkw?

Das zwölfte Opfer ist der ursprüngliche Speditionsfahrer aus Polen. Seine Leiche wird auf dem Beifahrersitz des Lastwagens gefunden. Der Speditions-Eigentümer identifiziert den Fahrer – seinen Cousin – auf einem Polizeifoto. Der polnische Fahrer wurde nach dpa-Informationen mit einer kleinkalibrigen Waffe erschossen. Er war laut dem Speditions-Eigentümer seit etwa 16 Uhr nicht mehr zu erreichen. Im Führerhaus des Lastwagens wird blutverschmierte Kleidung gefunden. Bei dem später in einiger Entfernung vom Tatort Festgenommenen finden die Ermittler keine mit Blut befleckte Kleidung.

Was wissen wir über die anderen Opfer?

Von den elf toten Weihnachtsmarktbesuchern sind bis zum Dienstagnachmittag sechs identifiziert worden. Bei allen handelt es sich nach Angaben von BKA-Präsident Holger Münch um deutsche Staatsbürger.

Wie wird den Betroffenen geholfen?

Notfallseelsorger und Krisenhelfer stehen den Betroffenen bei. In der Nacht zum Dienstag seien etwa 20 Helfer im Einsatz gewesen, hätten mit vielen Menschen, Angehörigen und Augenzeugen, gesprochen und die Einsatzkräfte begleitet, sagte Pfarrer Justus Münster, evangelischer Beauftragter für die Notfallseelsorge in Berlin am Dienstag.

Sein Eindruck sei gewesen, „dass eine große Ohnmacht bei den Menschen vor Ort herrschte“. Auch Fassungslosigkeit und Ratlosigkeit seien zu spüren gewesen.

Auch an der Berliner Charité werden überlebende Opfer und Angehörige von Psychologen betreut. Als die Klinik am Montagabend Katastrophenalarm ausgelöst habe, seien sehr viel mehr Mitarbeiter ins Krankenhaus gekommen als auf der Notfall-Liste standen, teilte die Einrichtung am Dienstag weiter mit.

Im Zusammenhang mit dem möglichen Anschlag in Berlin wurde ein Bürgertelefon eingerichet, die Nummer lautet 030/4664 4664. Die Telefonnummer der Personenauskunftsstelle der Berliner Polizei ist 030/54023 111.

Was wissen wir noch nicht?

Der oder die Täter

Es ist nach wie vor unklar, wer den Lastwagen auf den Weihnachtsmarkt gelenkt hat. Aktuell wird nach einem möglichen Täter gefahndet – offenbar ein Tunesier. Nach Informationen der „Allgemeinen Zeitung“ und von „Spiegel Online“ nutzte der Verdächtige jedoch mehrere Personalien. Ein zunächst festgenommener Verdächtiger wurde wieder freigelassen, nachdem sich gegen ihn kein dringender Tatverdacht ergeben hatte.

Das Motiv

Die Hintergründe des Angriffs und der genaue Tatablauf beschäftigen die Sicherheitsbehörden am Mittwoch weiter. Zwar reklamierte die Terrormiliz Islamischer Staat (IS) den Angriff auf den Weihnachtsmarkt an der Gedächtniskirche für sich. Allerdings steht bislang nicht fest, ob wirklich eine so weit verzweigte Organisation hinter dem Anschlag steht oder der Täter auf eigene Faust handelte.

Der Tod des Speditionsfahrers

Offen ist, wann der eigentliche Speditionsfahrer getötet wurde. Nach Informationen der „Bild“-Zeitung soll der Fahrer bis zum Zeitpunkt des Attentats noch gelebt haben. Ein Ermittler habe von einem Kampf gesproochen.