Der Junge, der einen Anschlag auf einen Weihnachstmarkt in Ludwigshafen geplant haben soll, befindet sich laut SWR seit Montag in einer geschlossenen Einrichtung.

Ludwigshafen - Der Zwölfjährige, der einen Anschlag auf den Ludwigshafener Weihnachtsmarkt verüben wollte, wird in einer geschlossenen Einrichtung untergebracht. Wie das Familienministerium in Rheinland-Pfalz dem SWR auf Anfrage mitteilte, habe ein Richter die Unterbringung in einer geschlossenen Einrichtung angeordnet. „Von dort kann er nicht weg“, sagte ein Sprecher. Wo sich der Junge jetzt aufhält, teilte das Ministerium nicht mit.

 

Nach Recherchen des SWR war der Zwölfjährige schon in der Grundschule auffällig geworden und galt als Problemkind. Eine Sprecherin des Familienministeriums bestätigte unserer Zeitung, dass der Junge „seit dem 16. Januar nicht mehr bei seiner Familie, sondern in einer geschlossenen Einrichtung ist“. Mehr könne sie über den Fall nicht mitteilen.

Gegen den Jugendlichen selbst wird nicht ermittelt, da er noch nicht strafmündig ist. Ein Sprecher des zuständigen Generalbundesanwalts sagte, ermittelt werde gegen Unbekannt. Er nannte keine Details zum Stand der Ermittlungen, da es sich dabei um Täterwissen handele. Offen ist auch, ob es einen Zusammenhang mit dem Terrornetz Islamischer Staat (IS) gibt.

Der aus Ludwigshafen stammende Junge hat die deutsche und die irakische Staatsbürgerschaft. Er soll zweimal einen Anschlag versucht haben: Am 26. November hatte er eine selbst gebaute Nagelbombe auf dem Weihnachtsmarkt und am 5. Dezember eine Bombe am Ludwigshafener Rathauscenter deponiert.

Passant hatte den verdächtigen Rucksack entdeckt

Ein aufmerksamer Passant hatte am Rathauscenter einen verdächtigen Rucksack entdeckt und die Polizei verständigt. So kamen die Ermittler auf den Zwölfjährigen. Die Anschläge seien mit einem selbstgebauten Sprengsatz aus Wunderkerzen und Feuerwerkskörpern versucht worden, der nicht gezündet habe. Von außen sei der Behälter mit Klebeband umwickelt und mit Nägeln präpariert gewesen. In der Konstruktion soll es aber einen technischen Fehler gegeben haben. Der Zwölfjährige hatte offenbar Anweisungen über den Messenger-Dienst „Telegram“ bekommen.

Die Oberbürgermeisterin von Ludwigshafen, Eva Lohse (CDU), hatte sich vergangene Woche aus Anlass des Falls für eine Ausweitung des Jugendstrafrechts ausgesprochen. Präsidentin des Deutschen Städtetages am Montag dem Südwestrundfunk in Baden-Baden.

Lohse betonte, dass der Fall des mutmaßlich radikalisierten Jungen Bürger und Behörden in der Stadt am Rhein sehr betroffen gemacht habe. Man habe es nicht für möglich gehalten, dass ein Kind derart radikalisiert sein könne. Da der Zwölfjährige aber strafunmündig sei, griffen die Strafgesetze nicht.

Die Präsidentin des Städtetages rief die Kommunen dazu auf, „im Rahmen ihrer Möglichkeiten“ mehr für die Sicherheit zu tun.