Organisator Joachim Kurrle war vor der Eröffnung der dreiwöchigen Budenstadt keineswegs überzeugt, dass die vom Kirchplatz auf eine Wiese an der Friedhofsmauer verlegte Attraktion vom Publikum wirklich angenommen wird.

Rems-Murr: Sascha Schmierer (sas)

Fellbach - Der neue Standort für die Eisbahn beim Fellbacher Weihnachtsmarkt hat nicht nur Kufenfreunde überrascht. Auch Organisator Joachim Kurrle war vor der Eröffnung der dreiwöchigen Budenstadt keineswegs überzeugt, dass die vom Kirchplatz auf eine Wiese an der Friedhofsmauer verlegte Attraktion vom Publikum wirklich angenommen wird.

 

Auch die Besenhockey-Cracks von Glatze – Locke taten sich mit dem Gedanken an den neuen Standort lange Zeit schwer

Zu groß schien der Abstand zum Trubel im Rathaus-Innenhof, als dass sich Eisbahn-Besuch und Weihnachtsmarkt-Bummel tatsächlich ergänzen würden. Zu abgelegen empfanden viele Fellbacher die Freiluftattraktion am Rand des Guntram-Palm-Platzes, als dass bei den Glühweinständen verweilende Eltern ihren Nachwuchs noch guten Gewissens beim Schlittschuhlaufen absetzen würden. Von einer Verzettelung der ohnehin nicht üppig bestückten Budenstadt war die Rede, nicht wenige Weihnachtsmarkt-Fans sahen in der wegen des verlängerten Schaugartens auf dem Kirchplatz beschlossenen Verlegung der Eisfläche eine grobe Fehlentscheidung. Auch die Besenhockey-Cracks von Glatze – Locke taten sich mit dem Gedanken an den neuen Standort lange Zeit schwer, zeitweise wurde sogar eine Absage der inzwischen zu den Fellbacher Traditionen gezählten Benefiz-Partie überlegt. Und noch im Spätherbst legte auch der wegen seines Jobs als Zeltverleih-Profi besser unter dem Namen „Mize“ bekannte Eisbahn-Macher die Stirn in Sorgenfalten – neben der Aufgabe, auf dem abschüssigen Grün auch einen stabilen Unterbau für die tonnenschwere Eisfläche zu schaffen, blieb für Joachim Kurrle die Frage offen, ob aus dem Kufenspaß trotz der Unterstützung durch Stadt, Stadtmarketing und Stadtwerke in diesem Jahr ein finanzielles Trauerspiel wird.

Vor drei Jahren wurde die seit 1991 betriebene Eisbahn durch ein neues Modell ersetzt

Um so überraschender ist deshalb die Zwischenbilanz, die der Vater von vier Kindern zwei Wochen nach Eröffnung zu Protokoll gibt. Denn die Eisbahn läuft am neuen Standort nicht nur nicht schlechter als bisher auf dem Kirchplatz. Im Gegenteil: Der Besuch ist sogar besser als in den vergangenen Jahren. „Die Zahlen lügen nicht: Wir haben jeden Tag etwa 30 Besucher mehr als bisher“, sagt Kurrle.

Wie das zu erklären ist? Der Eisbahn-Macher begründet die gute Resonanz nicht nur mit den Investitionen der vergangenen Jahre. Vor drei Jahren wurde die seit 1991 betriebene Eisbahn durch ein neues Modell ersetzt, zum Geld für eine bessere Kühltechnik und neue Leih-Schlittschuhe kam ein vor Nieselregen schützendes Dach.

Joachim Kurrle Foto: privat
Seither ist der Durchschnittsbesuch auf mehr als 200 Schlittschuhläufer pro Tag gestiegen, obwohl die Fellbacher Eisbahn mit gerade mal 15 auf 15 Meter nicht mit dem endlos langen Gleitvergnügen regulärer Eishallen vergleichbar ist. Mindestens ebenso zahlt sich neben moderaten Eintrittspreisen bei der jungen Zielgruppe aus, dass das Mize-Team auf dem Palm-Platz die Lautstärkeregler ein Stück weiter aufdrehen kann als vor der Lutherkirche. In der Abgeschiedenheit hinterm Friedhof läuft statt stimmungsvollen Weihnachtsliedern auch eher Hitparaden-Mucke – ein Stilwechsel, den Kufencracks und Nachwuchs-Eisprinzessinnen offenbar durchaus zu schätzen wissen. Dritter Punkt auf der Erfolgsliste sind Werbung und Service: Mittlerweile kommt durchaus auch mal eine Schule von jenseits der Stadtgrenze, um in Fellbach ihre Runden auf dem Eis zu drehen. Und für Eltern, die sich vor Sorge um ihre Kinder nicht zum Glühwein trauen, hat das Eisbahn-Team auch eine praktikable Lösung parat: „Wenn uns jemand seine Handynummer da lässt, rufen wir auch an, wenn mit den Kindern irgendetwas sein sollte“, sagt Kurrle (55). Geöffnet hat die Eisbahn auch dieses Jahr deutlich länger als der Weihnachtsmarkt – bis einschließlich 5. Januar können Kufenflitzer ihre Kurven ziehen. Der Eintrittspreis für Erwachsene beträgt drei Euro pro Laufzeit, Kinder bis 14 Jahren zahlen zwei Euro. Wer Schlittschuhe ausleihen will, muss mit drei Euro Mietgebühr rechnen.