Für die Händler auf dem Weihnachtsmarkt sind die Dezemberwochen enorm kräftezehrend. Nicht alle müssen von den Einnahmen leben – aber Leidenschaft allein reicht nicht. Die Arbeit in der Kälte muss sich auch lohnen.

Ludwigsburg - Seit mehr als drei Wochen stehen die Händler mit ihren Ständen nun schon auf dem Ludwigsburger Weihnachtsmarkt und bieten die unterschiedlichsten Waren an. So abwechslungsreich das Angebot ist, so verschieden sind auch die persönlichen Geschichten der Budenbetreiber: vom Hobbyverkäufer bis zum hauptberuflichen Geschäftsmann ist alles dabei. Nur eines ist bei allen gleich: Ihr Job ist anstrengend – und er muss sich lohnen.

 

Das ist vor allem für die hauptberuflichen Händler essenziell: „Hier arbeitet keiner, weil die Weihnachtsstimmung so schön ist“, glaubt Hans-Joachim Görz. Er betreibt einen Stand mit Strumpfwaren und ist das ganze Jahr über zusammen mit seiner Frau auf verschiedenen Märkten in der Umgebung unterwegs. Um seine ganze Angebotspalette präsentieren zu können, braucht er einen große Auslage. Zehn Meter lang ist seine Bude. Doch das kostet: Für die vier Wochen Weihnachtsmarkt werden 4000 Euro Standgebühren fällig. Das bedeutet, dass Görz ordentlich Umsatz machen muss: „Wir leben davon.“ Immerhin ist für ihn die Arbeit auf dem Weihnachtsmarkt vergleichsweise entspannend. Es sei ungemein praktisch, vier Wochen lang jeden Tag am gleichen Ort zu schaffen, sagt Görz – für gewöhnlich muss er stets nach ein paar Tagen weiterziehen.

Ohne Leidenschaft läuft nichts

Für Nicole Wais ist das Händlerdasein ebenfalls kein Spaziergang: Ohne eine gewisse Leidenschaft sei der Marktmonat schwerlich durchzuhalten, sagt sie. Dabei ist sie selbst gar nicht aus Eigenmotivation zu ihrem Winterjob gekommen: Der Stand mit Christbaumschmuck, den sie zusammen mit ihrem Mann betreibt, gehörte früher dem Vater eines engen Freundes. Dieser musste die Bude schweren Herzens altershalber aufgeben – und suchte Nachfolger. Seit elf Jahren nehmen Wais und ihr Mann nun im Dezember Urlaub, um mundgeblasene Christbaumkugeln in allen Farben, ausgefallene Weihnachtsfiguren und Stanniol-Lametta zu verkaufen. Inzwischen mache es ihr richtig Spaß, sagt Wais: „Aber wenn man vier Wochen in der Kälte steht, muss es sich auch lohnen“, betont sie.

So sieht es auch Harry Diegel, der seit 19 Jahren Krippen und andere Holzschnitzereien auf dem Barockmarkt verkauft: Die 2000 Euro Standgebühren will er jedenfalls mindestens wieder reinholen. Dennoch steht für den 51-Jährigen der Spaß im Vordergrund. Der hauptberufliche Feuerwehrmann, der nebenher zusammen mit seiner Frau ein Geschäft für Holzschnitzereien in Winnenden betreibt, schätzt vor allem das Gespräch mit den Sammlern. „Ich bekomme immer wieder neue Anregungen, die ich oft schon für das nächste Jahr umsetzen kann“, erzählt er.

Zwei Tonnen Maroni, 1500 Liter Glühwein verkauft

Für Ernst Eigel und seinen Kollegen Günter Krämer ist der Weihnachtsmarkt eine richtige Gaudi. Die beiden Rentner bewirten die Gäste am Stand „Toni-Maroni“ von Eigels Sohn – der derweil in der eigenen Werbeagentur schafft. „Ich kann nicht nur zu Hause rumhocken, ich will etwas tun und unter Leuten sein“, sagt Krämer, der sich gleichzeitig über ein kleines Zubrot freut. Und die Bilanz stimme auch, sagt Eigel: Mit zwei Tonnen verkauften Maroni und bis zu 1500 Litern ausgeschenktem Glühwein rechne sich der Stand.

Konkrete Zahlen will Nico Lustnauer, Inhaber des Barock-Imbiss, zwar nicht nennen. Aber auch er ist zufrieden: „Die Weihnachtsmärkte werden immer beliebter“, stellt er fest – das zeigten auch die zahlreichen Besucher aus dem Ausland.

Die Stadt zieht eine positive Bilanz

Besucher
: Man sei überaus zufrieden mit der Zahl der Besucher auf dem diesjährigen Weihnachtsmarkt, teilt die Stadt Ludwigsburg mit. „Unzählige Gäste“ aus Stadt, Region, ganz Deutschland und dem Ausland seien über den stimmungsvollen Barockmarkt mit seinen 179 Ständen gebummelt. Die einzigartige Kulisse ziehe die Besucher immer wieder in ihren Bann: „Jeder, der schon einmal hier war, kommt immer gerne wieder“, sagt Holger Schumacher, Geschäftsführer von Tourismus & Events Ludwigsburg.

Geschäft
: Die Händler seien zufrieden mit dem Geschäft, teilt die Stadt mit. Inzwischen habe sich auch die Erweiterung in der Asperger Straße etabliert. Zudem sei die Weihnachts-App gefragt: Sie sei bereits 1000 Mal heruntergeladen worden.