Bachs Weihnachtsoratorium für Kinder vom Collegium Iuvenum

Stuttgart - Welches Instrument passt gut zum König? Die Oboe, die Harfe gar? – Nein: Natürlich muss es die Trompete sein, weiß der junge Mario. Die Frage, wie alt der Bub nun ist, stellt man besser gerade nicht an ihn, zu sehr ist er gebannt von dem Geschehen, das sich da gerade vor ihm abspielt in der Markuskirche.

 

Da ist er eben völlig in den Bann des Erzählers Michael Gusenbauer geraten, der genau das erreichen will: Kinder begeistern für das „Weihnachtsoratorium“ von Johann Sebastian Bach, für die Geschichte, für die Musik. Dass der Knabenchor Collegium Iuvenum Stuttgart dieses Werk singt kurz vor Weihnachten in der Markuskirche – in diesem Jahr am Sonntag, 22. Dezember, um 17 Uhr die ersten drei Kantaten –, hat eine lange Tradition. Fast so lange gibt es auch die Fassung für Kinder, die davor aufgeführt wird, dieses Mal am 21. Dezember um 11 Uhr, mit voller Chor- und Instrumentalbesetzung sowie den Solisten, abgesehen vom Sopran, speziell dafür eingerichtet für Stuttgart und das Collegium Iuvenum von Gusenbauer. Zwar wird im Original von Bach die Weihnachtsgeschichte sehr bibelgetreu vorgetragen nach dem Stand der Dinge in der Entstehungszeit vor etwa 400 Jahren, aber eben auch mit viel Kunstfertigkeit und Komplexität. Und für ein jugendliches Gemüt ist sie in dieser Langfassung eben noch nicht so anschaulich wie für erwachsene Zuhörer. Und dann dauert so eine Aufführung dieses Klassikers auch noch ganz schön lange.

Die Geschichte beginnt auf einem Feld, in der Nacht

Da hat es doch eine ganz andere Qualität, wenn jemand so in diese Geschichte einsteigt: „Vor ziemlich langer Zeit hat ein Komponist, also jemand, der Musik schreibt, sich so über das Christkind gefreut, dass er uns die Geschichte noch einmal in seiner Musik erzählen wollte. Und diese Musik ist so wunderschön, dass man sie heute noch oft zu Weihnachten spielt. Die Geschichte beginnt auf einem Feld, in der Nacht“. Und das auch noch in dem ruhigen und wohlklingenden Dialekt des Salzburger Lands, aus dem Gusenbauer kommt.

Die Kinder dürfen entscheiden

Die Kinder sollen sich da schon begeistern lassen, aber sie sollen auch mitmachen. Welches Instrument zu welcher Person passt, das wird hier nicht nur vorgetragen, sondern praktisch ausprobiert: Ist es die Flöte, steht der entsprechende Musiker auf und spielt eine Floskel. Oder passt die besser zu einem Engel oder dem Christkind? – All das wird ausprobiert, und dann können die Kinder selbst entscheiden. Dass am Ende die Kombinationen stimmen – liegt dies am erzählerischen Können von Gusenbauer, der da im Hirtengewand mit Stab auftritt, oder an dem herausragenden Spürsinn von Bach selbst, was die Wirkung seiner Musik betrifft?

Und doch gibt es auch hier für die Kinder zugleich das ganz große Paket mit dem großen Konzertchor unter der Leitung von Michael Culo, den Solisten Nohad Becker (Alt), Daniel Schreiber (Tenor) und Tobias Berndt (Bass) sowie dem Ensemble Il Capriccio, hier eben konzentriert auf die wesentlichen und die schönsten Chorpartien und Arien. Vor allem die Musiker sind übrigens spezialisiert auf historisches Spiel, sie verwenden die zu Bachs Zeit üblichen Instrumente wie Naturtrompeten oder Traversflöten.