Davon träumen Comedians! Wer’s schafft, einen Shitstorm auszulösen, steigert Ruhm und Klickrekorde. Dem Stuttgarter Trio Eure Mutter gelingt dies gerade in der Schweiz. Die Weihnachtsbräuche, die sie besingen, sind äußerst krass.

Stadtleben/Stadtkultur: Uwe Bogen (ubo)

Stuttgart - Verstehen die Schweizer Spaß? Aber klar! Und wie! Dauert halt ein bisschen! In Helvetien fällt der Groschen im Schneckentempo. Oder? Die Langsamkeit der Eidgenossen ist mindestens so wahr wie der Geiz der Schwaben und das Faible von uns Stuttgartern zur Kehrwoche.

 

Drei lustige Stuttgarter sind stolz auf ihren ersten Shitstorm in der Schweiz. Sie haben sich drei lustig-rote Pullis angezogen, um damit ein besinnliches Weihnachtslied anzustimmen und ins Netz zu stellen. “Weihnachten in der Schweiz“ heißt das Video von Eure Mütter und erzählt von Bräuchen in den Bergen, also vom Bärlimann, vom Kecklibeck, von Großvätern, die auf Käse musizieren, vom Hürzlibürzli-Schmeckli und vom Murmeltier, das kastriert wird. Ziemlich krass hört sich das alles an. Kommt die Fantasie erst mal so richtig in Fahrt, lassen sich Fake-News auch singen. Eine alte Weisheit bewahrheitet sich mal wieder: Bad news are better than no news. Lieber mit einem Shitstorm was erreichen, als gar nichts meistern.

„Was soll der Dreck?“

Innerhalb weniger Tage zieht das Schweizer Video made in Stuttgart viral voll ab. Die Reaktionen der Eidgenossen fallen heftig aus. Unter anderem ist zu lesen: „Was soll der Dreck??? Ich bin Schweizer und hab auch andre gefragt, keiner hat von so was gehört!“ Oder: „Unfassbar! Was verbreiten die denn da?“ Und: „Informiert euch, bevor ihr Sch... labert.“

„Wir sehen das Lied als Liebeserklärung“

Was haben Eure Mütter gegen die Schweizer? „Um Himmels willen, gar nichts“, antwortet Andi Kraus, ein Drittel des Trios, „erst letzte Woche hätten wir eigentlich in Basel und Zürich gespielt.“ Die pandemiebedingten Absagen würden sehr schmerzen, versichert er: „Die Auftritte bei den Eidgenossen machen immer großen Spaß. Wir sehen das Lied vielmehr als Liebeserklärung, als Verneigung vor ihren liebenswerten Traditionen.“ Kraus schwärmt davon, wie die Nachbarn „extrem komplizierte Sachverhalte auf Schwyzerdütsch unmissverständlich auf den Punkt bringen können“. Die allermeisten Schweizer hätten dies genau so verstanden. Der Comedian überlegt nun: „Bei den Rückmeldungen, die uns die Krätzli an den Hals wünschen, weiß man nicht genau, ob die nicht wiederum uns verarschen.“

Aber klar! „Sauschwaben“ und „Kuhschweizer“ lieben es seit Generationen, sich über die anderen lustig zu machen – aus tiefster Zuneigung. In der Pandemie fehlen uns die Schweizer sehr, die sonst immer über den Weihnachtsmarkt in Stuttgart herfallen. Guata Obet! D’Freud isch ganz uf minera Sita! So ein Shitstörmle isch schee und tut net mal weeeh.