Am 2. August soll über den neuen Bürgermeister abgestimmt werden. Das ist nicht unumstritten.

Weil der Stadt - Der Gemeinderat hat sich am Dienstagabend darauf verständigt, dass die Bürgermeisterwahl am 2. August stattfindet. Ist ein zweiter Wahlgang nötig, folgt dieser am 16. August. Daraus ergibt sich ein weiteres wichtiges Datum: Am 6. Juli endet die Bewerbungsfrist für das höchste Amt der Stadt.

 

Dass das eine Entscheidung in besonderen Zeiten ist, zeigt sich schon an den Umständen, unter denen die Gemeinderäte am Dienstag tagen mussten. Weit auseinandergerückt saßen die Stadträte im Klösterle, mit jeweils zwei Metern Abstand zueinander. Neun der 27 Stadträte mussten sich entschuldigen lassen, teils, weil sie sich in Quarantäne befinden.

Ob man da überhaupt ein Bürgermeisterwahl anberaumen könne, wollte der CDU-Fraktionschef Martin Buhl wissen. Klar ist: Die Amtszeit von Thilo Schreiber endet am 1. November. Die baden-württembergische Gemeindeordnung schreibt vor, dass die Stadt frühestens drei Monate und spätestens einen Monat vor Freiwerden der Stelle zu wählen hat. In diesem Fall also zwischen dem 2. August und dem 27. September.

„Müsste die Wahl abgesagt werden, entscheidet das das Böblinger Kommunalamt in Absprache mit dem Innenministerium“, erklärte der Bürgermeister Thilo Schreiber den Gemeinderäten. Bis dahin müsse man normal weiterplanen.

Schwieriger Wahlkampf in den Sommerferien

Der Rathauschef warb für den frühest möglichen Zeitpunkt, also den 2. August. Er verwies auf seine persönlichen Erfahrungen vor acht Jahren, als die Wahl am 23. September stattgefunden hatte. „Ich musste den Wahlkampf mitten in den Sommerferien führen“, sagte er. „Die Hälfte der Bürger war da, die Hälfte nicht – das war ätzend.“ Er wisse aber um die Bedenken, zum Beispiel, dass Wahlhelfer in den Sommerferien schwierig zu bekommen sind – vor allem, wenn es zum zweiten Wahlgang Mitte August kommt.

Die Grünen im Gemeinderat waren für die Wahl am 27. September. „In den nächsten Wochen wird bei der Vorbereitung des Wahlkampf nicht viel möglich sein“, sagt der Fraktionschef Alfred Kappler. „Und auch das Händeschütteln an den Haustüren wird schwierig.“ Sonja Nolte (Grüne) ergänzte, dass große Veranstaltungen in der kommenden Zeit nicht möglich sind. „Dann hätten lokale Bewerber, die bekannt sind, Vorteile.“ Deshalb sei man für die spätere Wahl.

Die anderen Fraktionen folgten diesen Argumenten nicht, weshalb die Bürgermeisterwahl am Ende mit großer Mehrheit auf den 2. August festgesetzt wurde. „Ich kann mir nicht vorstellen, dass im August viele im Urlaub sind“, sagte Jürgen Widmann, der Fraktionsvorsitzende der Freien Wähler im Gemeinderat, mit Blick auf den augenblicklichen Stillstand und zunehmender Kurzarbeit im Land. „Wir alle sind doch froh, wenn wir dann wieder arbeiten dürfen.“

Und Cornelia Schmalz (SDP) ergänzte: „Was mit Corona wird, wissen wir jetzt ohnehin noch nicht.“ Bei der Wahl am 2. August könnten sich die Kandidaten vor den Sommerferien vorstellen. „Ich bin für einen kurzen, knackigen Wahlkampf“, sagte Hans Dieter Scheerer (FDP). Wenn sich Corona ausweitet, müsse man aber nochmals neu nachdenken. „Dann verlagert sich der Wahlkampf in den Social-Media-Bereich“, erklärte Scheerer. „Und dann wären ältere Mitbürger möglicherweise abgeschnitten.“

Thilo Schreiber tritt nicht mehr an

Am 24. April wird die Stellenanzeige für die Suche nach dem neuen Bürgermeister im Staatsanzeiger veröffentlicht. Bis 6. Juli, 18 Uhr, können sich Bewerber dann melden. Thilo Schreiber wird den Wahlausschuss leiten, sein Stellvertreter in dieser Funktion wird der Hauptamtsleiter Jürgen Brändle. Außerdem gehören dem Ausschuss die Gemeinderäte Antonia Hildebrand (Grüne), Michael Hofbauer (CDU), Jürgen Widmann (Freie Wähler) und Cornelia Schmalz (SPD) an.

Thilo Schreiber hatte vor zwei Wochen erklärt, selbst nicht nochmals antreten zu wollen. Nach 21 Jahren Bürgermeistertätigkeit (zwölf Jahre in Loßburg und acht Jahre in Weil der Stadt) strebe er einen Wechsel in die Wirtschaft an. „Ich mache kein Geheimnis daraus, dass die letzten sieben Bürgermeisterjahre in Weil der Stadt sehr viel Kraft gekostet haben und überwiegend von Krisenmanagement geprägt waren“, erklärte der 54-Jährige.