Ob S-Bahn oder Hesse-Bahn: Wer Vorfahrt hat, würden ohnehin Verträge regeln, sagen die Planer.

Weil der Stadt - Jochen Homann, Präsident der Bundesnetzagentur, hatte in einem Brief an die Malmsheimer Bürgerinitiative darauf hingewiesen, dass bei einem Betrieb der Hesse-Bahn „der Umfang der Verkehrsleistung der S-Bahn zwischen Weil der Stadt und Stuttgart reduziert wird“. (wir berichteten).

 

Das will Holger Schwolow vom Landratsamt Calw so nicht stehen lassen. „Da erläutert die Bundesnetzagentur nur die allgemeine Rechtslage“, sagt er. Daher sieht er in dem Brief „nichts Dramatisches“. Ob die S-Bahn Vorrang habe, wenn die Hesse-Bahn verspätet zwischen Weil und Renningen unterwegs sei, das werde ohnehin in einer sogenannten „Dispositionsvereinbarung“ geregelt. Diese Vereinbarung habe der Landkreis Calw mit dem Verband Region Stuttgart verhandelt, sie liege derzeit zur Unterschrift bereit. „Das ist dann eine Anweisung an den Fahrdienstleiter, in der steht, dass die S-Bahn bei Verspätungen Vorfahrt hat“, erklärt Holger Schwolow.

Zweifel an der Umsetzbarkeit

Ob allerdings solche Dispositionsvereinbarungen wirklich zuverlässig sind, wird wiederum von den Kritikern der Hesse-Bahn infrage gestellt. „Ich habe massive Zweifel, ob sich ein solcher Vorrang für die S-Bahn im täglichen Geschäft der Fahrdienstleiter richtig umsetzen lässt“, sagt etwa Klaus Wößner, der von der Bürgerinitiative Malmsheim immer wieder als Verkehrsexperte konsultiert wird.

Es bleiben also noch viele Fragen offen, die jetzt auch die Städte Weil der Stadt und Renningen klären wollen. „Wir werden uns in der Angelegenheit erneut mit der Landesregierung in Verbindung setzen und eine aufrichtige Kommunikation und das Ernstnehmen der Sorgen der Städte und ihrer Bürger einfordern“, kündigen die beiden Bürgermeister Wolfgang Faißt und Thilo Schreiber in einer gemeinsamen Pressemitteilung an. Schließlich würden ihre „schlimmsten Befürchtungen bestätigt“, wiederholen darin die beiden Bürgermeister ihre schon am Mittwoch geäußerten Bedenken.

Abholzung ist auch umstritten

Davon unbenommen haben die Bauarbeiten für die Reaktivierung der Hesse-Bahn begonnen. Auf dem Gebiet der Stadt Weil der Stadt holzt Calw schon so kräftig ab, dass die Anwohner dort irritiert sind. „Da wird natürlicher Lärmschutz eliminiert“, beklagt etwa Ulrich Thumm. Auch der Weiler Bürgermeister Thilo Schreiber hat die Rodungsmaßnahmen bei der Naturschutzbehörde im Landratsamt prüfen lassen. „Das scheint alles rechtskonform zu sein“, berichtet er. Und in Calw sieht man ohnehin keine Probleme. „Die Maßnahme ist erforderlich, um die Strecke zugänglich zu machen, um bestehende Entwässerungssysteme untersuchen und die optimale Sanierungsmethode planen zu können“, sagt Anja Härtel vom Calwer Landratsamt.