Die Stadt will sich ein Fahrradkonzept zulegen, das sie mit viel Bürgerbeteiligung erarbeiten will. Denn es gibt einigen Nachholbedarf.

Weil der Stadt - Zwei kleine Hinweise sind für clevere Spürnasen zu finden, die darauf hindeuten, dass Fahrradfahrer zwischen den mittelalterlichen Stadtgemäuern doch nicht ganz verloren sind. So erlaubt ein kleines Schild in der Stuttgarter Straße, dass die Zweiräder in dieser Einbahnstraße auch in Gegenrichtung vom Marktplatz hinunter in die Unterstadt radeln dürfen.

 

Und sogar einen kleinen Fahrradstreifen gibt es in der Keplerstadt. Bei der Neuregelung des Altstadtverkehrs im Juni wurden die weißen Striche dafür auf die Straße gemalt – in Weil der Stadt eine wirkliche Pioniertat, denn mehr an Ausstattung für Fahrräder gibt es hier nicht – zumindest bisher. „Wir wollen das Thema Fahrradfahren vorantreiben“, hat sich nämlich jetzt Susanne Widmaier, die Erste Beigeordnete, auf die Fahnen geschrieben und eben jenen Satz im Technischen Ausschuss des Gemeinderates verkündet.

Die Stadträte dort waren der gleichen Meinung und haben deshalb ein Fahrradkonzept in Auftrag gegeben, das die Stadt 18 000 Euro kosten wird. „Dabei wollen wir das Rad nicht neu erfinden, sondern uns an anderen Städten orientieren“, erklärt Widmaier. Und dafür hat sie reichlich Möglichkeiten, denn Fahrradstreifen auf den Fahrbahnen, Rad-Haltestreifen vor Ampeln oder weitere Öffnungen von Einbahnstraßen gehören in den meisten Kommunen landauf, landab längst zum Standard.

Wie kommt man vom Würmtalweg in die Altstadt?

„Fahrradfahren macht in dieser Stadt nicht wirklich Spaß“, berichtet denn auch Marlot Spengler vom örtlichen Allgemeinen Deutschen Fahrrad-Club (ADFC) unserer Zeitung. Sie nennt den überregionalen, touristisch ausgewiesenen Würmtalweg als Beispiel. Wer da unterwegs ist und in die Weiler Altstadt hinein fahren wolle, habe ein Problem. „Entweder, Sie fahren illegal auf dem Gehweg, oder Sie riskieren auf der Kreuzung bei der Heilig-Kreuz-Kapelle Ihren Kopf und Kragen“, erzählt die Weil der Städter Fahrrad-Frau.

Kann man das ändern? Und wenn ja, wie? Schon seit dem Frühjahr 2015 kümmert sich die Stadtverwaltung intensiver um das Thema Fahrradfahren, seitdem amtiert nämlich ihr Fahrrad-Beauftragter Christopher Wetzel. Zwei Runde Tische hat es zudem zu diesem Thema gegeben. „Da haben wir uns aber bei der Analyse sehr schwer getan“, berichtet Wetzel von den Erfahrungen.

Hier soll nun ein Fahrrad-Konzept Abhilfe schaffen. Ein externes Büro will die Stadt beauftragen, das die bestehenden Wege erfasst und dann Maßnahmen vorschlägt. „Gut finde ich, dass dieses Büro transparent arbeitet und die Bürger beteiligt, denn dann werden sie später die neuen Wege auch nutzen“, sagt die FDP-Stadträtin Brigitte Benzinger-König im Technischen Ausschuss.

Weil der Städter können sich beteiligen

Denn bei Informationsveranstaltungen, offenen Runden Tischen oder Bürger-Werkstätten sollen alle Weil der Städter sich an dem Fahrrad-Konzept beteiligen können. „Wir brauchen das Konzept“, findet auch der grüne Rat Alfred Kappler. „Bei der Stau-Situation in der Region sind doch das Rad oder das E-Bike der ideale Ersatz.“

Einen konkreten Vorschlag gibt es auch schon. Einen Fahrradstreifen nämlich auf der Josef-Beyerle-Straße, die vom Blammerberg ins Industriegebiet führt. Mehr Ideen soll dann das neue Fahrrad-Konzept bringen, aber nicht nur das. Denn ein solches Konzept ist auch die Voraussetzung dafür, dass das Land Baden-Württemberg die Maßnahmen mit bis zu 50 Prozent fördert. „Damit etwas gefördert wird, will das Land den Nachweis, dass die Maßnahme den Verkehr auch wirklich verbessert“, erklärt Christopher Wetzel, der Fahrrad-Beauftragte im Weiler Stadtbauamt. „Und diesen Nachweis erbringt das Fahrrad-Konzept.“

Noch in diesem Jahr soll es losgehen, dann will die Stadt auch bekanntgeben, in welcher Weise die fahrradbegeisterten Weil der Städter sich beteiligen können.