Es ist Sommer: Zeit also, die Wanderstiefel zu schnüren und die Augen zu öffnen. Denn zu entdecken gibt es im Altkreis einiges, vor allem in dem idyllischen Münklingen. Vom Landgraben zum Jakobsweg geht es hier.

Weil der Stadt - Vom neuen zum alten Friedhof – diesen Bogen spannt die Tour rund um Münklingen. Und lässt dabei tief blicken, auf die grüne Idylle dieses Ortsteils, aber auch bis zu den alten Römern, zu den Mittelalter-Pilgern und zum Münklinger Schulfest.

 

„Das ist unsere Vereinswiese“, erklärt Manfred Stanger. Vom Friedhofsparkplatz hat er sich da schon ein ganzes Stück bergaufwärts gemacht und sich die kurze Verschnaufpause redlich verdient. „Hier darf jede Abschlussklasse der Grundschule einen Baum pflanzen.“ Die Schönheit des Streuobstes weitergeben, das ist dem Vorsitzenden des Münklinger Obst- und Gartenbauvereins wichtig. Und selten lohnt es sich so wie hier. Wie die Zacken einer Krone reihen sich die Hügel um die Ortschaft, mit den Apfelbäumen als bunten Perlen.

Jedes Münklinger Kind kennt die Münklinger Burg

Ein Zacken davon hört auf den Namen „Kuppelzen“, den Manfred Stanger gerade bezwingt. Bis auf die kleine Steigung ist das kein Problem, einige Windungen nach links und rechts, immer dem Zauberwort „Kuppelzenhütte bewirtschaftet“ hinterher. 20 solcher Schilder hängt Manfred Stanger jedes Jahr auf, niemand wird die Block-Holzhütte deshalb verfehlen, bei der das erste Pausen-Radler wartet. Zumindest an jedem Sonntag und Feiertag, denn vom 1. Mai bis zum 3. Oktober wechseln sich sämtliche Münklinger Vereine hier mit der Bewirtschaftung ab. So gestärkt ist das nächste Stück kein Problem, auch wenn’s dann zum Teil etwas schwieriger wird. Oberhalb der Hütte, links vom Fahrweg, geht es links auf einen schmalen Wanderpfad. Ausgeschildert ist er leider nicht. Wer nichts findet, möge Kundige fragen, denn wo das nächste Ziel ist – die Münklinger Burg – weiß jedes Münklinger Kind.

Auch der Sohn von Dieter Stotz. „Er erzählte mir eines Tages, dass er in der Schule etwas von einer Ritterburg in Münklingen gelernt habe“, erinnert sich der Mann. Das hat ihn nicht mehr losgelassen. Stotz hat in alten Büchern gestöbert, hat alte Münklinger befragt. Jetzt weiß er alles über die Historie des Ortes. Und jetzt hat er sich zum Glück mit Manfred Stanger auf Wanderung begeben. „Hier wohnten um das Jahr 1000 die Herren zu Eisberg“, erzählt Stotz.

Das Ortsarchiv ging in Flammen auf

Und das waren noch Zeiten, ein Burgfried dem Schleglerkasten zu Heimsheim ähnlich soll hier oben gestanden haben. Bis die Festung 1388 geplündert wurde und im 19. Jahrhundert schließlich als Steinbruch herhalten musste. 1892 gab es in Münklingen ein Brand, das ganze Ortsarchiv fiel den Flammen zum Opfer – viel mehr weiß man nicht.

Also schnell weiter, vorbei an einer Wiese, auf der im Frühjahr Orchideen wachsen. Bis der Wald aufhört, dann links, schnell zum nächsten Münklinger Hügel, dem Büchelberg. Unterwegs aber Obacht: Schon in den 1850er-Jahren ist hier ein Bauer mit seinen Ochsen in eine Kuhle eingebrochen. Dort unten soll er dann die Überreste eines Guthofs der Römer entdeckt haben – so besagt es jedenfalls die Münklinger Ortschronik.

Unerwartete Landung neben dem Skelett

Sichtbar ist jetzt die Kreuzung mit den vielen Wegschildern. „Zwiesel“ nennen die Münklinger dieses Holzgestell. „Hier ist die Landesgrenze“, erklärt Dieter Stotz. „Da drüben ist Baden.“ Also nochmals Obacht! Das dachten sich auch die Württemberger im 17. und 18. Jahrhundert und wollten sich gut gegen Baden schützen. Vor allem aber die hinter Baden gelegenen Franzosen waren gefährlich, die der garstige Graben abhalten sollte. „Eine Schlacht hat hier bei uns aber zum Glück nie stattgefunden“, weiß Dieter Stotz. Sein Mitwanderer Manfred Stanger nickt, die Grenze zu Baden hat der Ur-Münklinger noch in seiner Kindheit kräftig gespürt. „Es gab zum Beispiel kaum Busverbindungen hoch nach Neuhausen“, erinnert er sich.

Das macht aber gar nix, wozu sind denn die Wanderstiefel so kräftig geschnürt? Also rechts den schmalen Weg rein, immer dem Graben nach. Bis zum nächsten Grenzstein von 1866, nach dem der Wanderweg hoch auf den Büchelberg führt. Hagebutten und Wachholdersträucher weisen den Weg, bis zur Spitze, wo eine Bank wartet. „Jetzt genießen wir die Aussicht“, schlägt Manfred Stanger vor. Ein guter Vorschlag, bis zum Fernsehturm und zur Schwäbischen Alb reicht das weite Auge.

Ein kräftiger Schluck aus dem Jakobsbrunnen

Noch weiter kommt da nur, wer seinen Stab einpackt und sich auf Pilgerreise macht. Seit dem 10. Jahrhundert schon ist Santiago de Compostela ein solches Ziel. Seither übersäte sich ein Netz aus Jakobskapellen in ganz Europa, auch dort, wo die beiden Wandersmänner jetzt stehen. „Hier war aber schon ein Keltenheiligtum“, weiß Dieter Stotz. Klar, dass später den Christen dieser Ort ebenfalls heilig war, wie der OGV-Mann Manfred Stanger am eigenen Leib feststellen musste.

„Als wir hier vor einigen Jahren diese Hütte renoviert haben, hat es auf einmal einen lauten Knax gemacht“, erinnert er sich. Da ist er nämlich eingebrochen, plötzlich lag er neben Skelettresten und einem Amulett. Wo heute die Bäume idyllisch wuchern, war nämlich bis 1889 der Münklinger Friedhof. Zu einem Friedhof gehörten natürlich eine Kirche und ein Pfarrhaus – fertig war die Pilgerunterkunft. „Von hier aus ging es dann für die Pilger nach Einsiedeln in der Schweiz“, erklärt Historiker Dieter Stotz. „Dort war der nächste größere Sammelpunkt.“ Das ist aber noch weit weg, jetzt gibt’s erst mal einen kräftigen Schluck aus des Pilger Erfrischungsquelle – dem Jakobsbrunnen. Alles andere kann warten.

Daten und Fakten

Name Landgraben und Jakobsweg rund um Münklingen Streckenlänge etwa 5 Kilometer Start und Ziel Parkplatz Münklinger Friedhof (Alfred-Thumm-Straße) Einkehrmöglichkeiten Die Kuppelzenhütte wird sonntags bewirtet. In Münklingen gibt es das Sportheim (Lehninger Weg 36)