Wenn es nach den Calwern geht, sollen auf der Schwarzwaldbahn-Trasse schon 2017 wieder Züge fahren. Doch in Böblingen gibt es kritische Stimmen: Kreisräte bemängeln, dass keine genauen Zahlen über Kosten und Nutzen vorliegen.

Weil der Stadt/Renningen - Gerald Hamöller hat am Montag einen schweren Stand im Umwelt- und Verkehrsausschuss des Landkreises Böblingen gehabt. Der Planer des Büros Transport Technologie-Consult aus Karlsruhe (TTK) wollte den Kreisräten den Untersuchungsstand für die Hermann-Hesse-Bahn näherbringen; zur Unterstützung hatte er den Dezernenten Albrecht Reusch vom Landratsamt Calw dabei. Die Hermann-Hesse-Bahn sei das Calwer „Infrastrukturprojekt Nummer eins“, so Reusch. Sie soll in einigen Jahren auf der stillgelegten Schwarzwaldbahn-Trasse fahren und Calw mit dem S-Bahn-Netz der Region Stuttgart verknüpfen. Ein Teil der Schienen verläuft dabei bei Weil der Stadt – weswegen die Calwer das Projekt ohne den Nachbarlandkreis Böblingen kaum umsetzen kann.

 

Vom Böblinger Blickwinkel aus gesehen geht es allerdings bei der Hermann-Hesse-Bahn seit zwei Jahren kaum voran. Mit diesem „Missverständnis“ wollte Hamöller aufräumen. Er berichtete davon, wie schwierig es den beauftragten Büros gefallen sei nachzuweisen, dass die Hermann-Hesse-Bahn wirtschaftlich ist. Mehrmals mussten die Planer neu rechnen, weitere Varianten ins Spiel bringen.

Stand jetzt sollen Elektroloks und keine Dieselzüge die Hermann-Hesse-Bahn ziehen, durch den Hacksberg bei Schafhausen wird ein Tunnel gebohrt und so die Schleife um den Hügel herum gespart. Und: statt nur bis Weil der Stadt soll die Bahn bis nach Renningen fahren. „Man müsste dort dann einen neuen Bahnsteig bauen“, so Hamöller. Den letzten Punkt – die Bahn fährt bis Renningen – hatte der Landkreis Calw im Sommer ohne größere Erläuterung oder Absprache ins Spiel gebracht, wie auch der Grünen-Kreisrat Klaus Wankmüller aus Leonberg bemerkte: „2010 war davon noch nicht die Rede“, hat er beobachtet.

Wankmüller zweifelte an, dass der Beschluss des Böblinger Kreistages von vor zwei Jahren – also das Projekt zu unterstützen – unter diesen Bedingungen überhaupt noch Gültigkeit habe. Das Gremium habe schließlich nur über eine Bahn nach Weil der Stadt abgestimmt. Seitdem hat der Landkreis Böblingen rund 450 000 Euro Planungskosten mitgetragen.

Für die Calwer ist die Fahrt nach Renningen indes nicht nur Pendler-Service, sondern schlichte Notwendigkeit. Hamöller ließ durchblicken, dass ohne Anschluss an die dortige S 60 die Hesse-Bahn den nötigen Kosten-Nutzen-Indikator nicht erreichen würde. Dieser „NKI“ wird in Gutachten festgelegt. Er ist ausschlaggebend für Bund und Land bei der Frage, ob das 50-Millionen-Projekt förderfähig ist.

Den aktuellen NKI forderten mehrere Böblinger Kreisräte dann auch von Hamöller und Reusch ein. Allerdings wollten weder der TKK-Planer noch der Calwer Dezernent mit der genauen Zahl herausrücken. „Er liegt deutlich über 1,01“, scherzte Hamöller. Von einer Bewertung von 1,0 an werde ein Vorhaben grundsätzlich förderfähig. Es gilt aber: Je höher der Index, desto besser die Chance auf weitere Mittel.

Hamöller bat um Verständnis für sein Schweigen. „Jede minimale Änderung kann den Faktor noch beeinflussen.“ Und am 19. Dezember habe man zudem Gespräche mit Verkehrspolitikern des Bundes in Bonn. „Sie werden die genauen Ergebnisse als erste wissen wollen.“ Der Böblinger Landrat Roland Bernhard warb noch einmal grundsätzlich für die Hesse-Bahn, fragte aber auch: „Bekommen wir die Zahl nach diesen Gesprächen?“ Reusch konnte dies noch nicht zusagen. „Kein besonders gutes Schlusswort“, so Roland Bernhard.