Im Juli noch geht es los, in eineinhalb Jahren soll die historische Mauer wieder glänzen.

Weil der Stadt - Wie wichtig eine richtige Mauer ist, das merken die Weiler Stadtherren spätestens im blutigen Sommer des Jahres 1388. Eberhard der Greiner will seine Macht ausdehnen. Dass Ulm, Esslingen und Reutlingen und auch Weil der Stadt nicht ihm, dem stolzen württembergischen Grafen, sondern als Reichsstädte direkt dem Kaiser unterstellt sind, das behagt ihm überhaupt nicht.

 

Diesen Städtefeind Eberhard muss man in die Schranken weisen, denken sich die Ratsherren, suchen sich ein Heer von 4000 Rittern, Söldnern und Knechten zusammen und ziehen los. Graf Eberhard war aber nicht untätig, bei Leonberg hat er ebenfalls ein Heer zusammengestellt. Was dann passiert, ist ein blutiges Gemetzel und geht als „Schlacht bei Döffingen“ in die Geschichtserzählungen ein.

Bittere Niederlage

Wie sich die Schlacht genau zuträgt, ist nicht mehr überliefert – Weil der Städter erinnern sich ohnehin nur sehr ungern daran. Denn das Heer der Städte musste eine bittere Niederlage einstecken. „Bald zogen sich alle in wilder Flucht hinter die Mauern von Weil der Stadt zurück“, heißt es in einem alten Heimatbuch.

Da müssen wir unsere Mauer dringend verstärken, denken die Weiler Stadtherren folgerichtig nach der Schlacht. Aus den 1420er Jahren stammt darum der Teil der Stadtbefestigung, der heute noch am eindrücklichsten dasteht, am Stadtgraben, gegenüber des Festplatzes. „Es bröselt überall“, stellt Herbert Heiser vom Weil der Städter Stadtbauamt fest. „20, 30 Jahre hält die Mauer noch, aber dann?“

Damit sie nicht weiter bröselt, beginnt Weil der Stadt jetzt mit seinem zweiten, nach dem Bau im Mittelalter größten Mauerbauprojekt. Insgesamt zwei Millionen Euro sollen den Erhalt sichern. Mitte Juli beauftragt der Gemeinderat eine Spezialfirma für den ersten Bauabschnitt, nach der Sommerpause geht’s dann los.

Der erste Bauabschnitt reicht entlang der Paul-Reusch-Straße vom Storchenturm zum Roten Turm. Seit zwei Jahren plant die Stadtverwaltung schon. „Der Gemeinderat hat aber gesagt, bevor die Zuschüsse nicht da sind, legen wir nicht los“, erklärt Bürgermeister Thilo Schreiber. Er steht zusammen mit Herbert Heiser vor der Stadtmauer – und hat sich einen Gast mitgebracht. Clemens Binninger, der CDU-Abgeordnete im Bundestag, hat nämlich für die nötigen Zuschüsse gesorgt, nachdem sie die Bundesregierung zweimal abgelehnt hatte.

Viel historische Bausubstanz

„Es gibt keine Stadt hier im Landkreis, die so viel historische Bausubstanz hat“, sagt er. „Da war es klar, dass ich mit den Ministerien rede.“ Binningers Intervention war erfolgreich, November konnte er verkünden, dass 200 000 Euro aus dem Denkmalschutz-Sonderprogramm nach Weil der Stadt fließen. Genauso viel schießt das Land zu, dazu kommen von der Denkmalstiftung 100 000 Euro. 325 000 Euro muss die Stadt Weil der Stadt für diesen ersten Bauabschnitt bezahlen.

Viel Geld für die alte Mauer. Aber was wird sich denn dann ändern, wenn Ende 2018 der erste Bauabschnitt fertig ist, will der interessierte Abgeordnete Binninger beim Startschuss wissen. „Nichts“, antwortet Herbert Heiser und schmunzelt. Im Inneren der Mauern sind die Maßnahmen dafür umso aufweniger. Sie bekommen ein neues Fundament und Stahlnadeln werden durch die Mauer gebohrt, um sie zu stabilisieren.

Wenn der Teil zwischen Storchenturm und Rotem Turm Ende 2018 fertig ist, kommen der zweite und dritte Bauabschnitt. Dann werden auch private Bauherren gefragt sein. Im Jahre 1802 hatte Weil der Stadt den Kampf um seine Unabhängigkeit verloren.