Mitten in der Nacht wirft ein Unbekannter einen Stein durch ein Fenster in einem Mehrfamilienhaus in Merklingen. In der Wohnung lebt eine syrische Familie.

Weil der Stadt - Ein großer Schock nicht nur für die betroffene Familie: In einem Mehrfamilienhaus im Ortskern von Merklingen splittert mitten in der Nacht Glas. Jemand hat einen Stein durch das Fenster geworfen. Während die Polizei gerade die Hintergründe ermittelt, um herauszufinden, ob die Tat möglicherweise persönliche Motive hat, wächst im Haus die Angst vor einem rassistischen Anschlag.

 

Klar ist, dass in der Nacht auf Freitag, morgens gegen 2 Uhr, ein Unbekannter einen Stein, etwa zehn Zentimeter im Durchmesser, durch das Fenster einer Wohnung warf, in der eine dreiköpfige syrische Familie lebt. Verletzt wurde nach Angaben der Polizei niemand. Alles weitere ist jetzt Gegenstand der Ermittlungen. Sobald der Verdacht besteht, dass es sich um eine fremdenfeindliche Tat handeln könnte, ist für die Ermittlungen der Staatsschutz im Böblingen zuständig. „Einen konkreten Verdacht haben wir derzeit noch nicht“, sagt der Sprecher des Polizeipräsidiums Ludwigsburg, Peter Widenhorn. „Es könnte genauso gut etwas Persönliches sein, das versuchen wir, herauszufinden. Aber ausschließen kann man es natürlich nicht.“

Vor rund einem Jahr wurden in der Nähe des Hauses Schmierereien hinterlassen mit der Aufschrift FR, was angeblich für „Fuck Refugees“ steht. Von einem Zusammenhang der Taten geht die Polizei zwar nicht aus. Bei den Hausbewohnern und ebenso beim Hauseigentümer ist die Angst jedoch groß. „Alle in der Nachbarschaft fürchten sich jetzt, gerade vor dem Hintergrund, was in Hanau passiert ist“, erzählt der Hauseigentümer im Gespräch mit unserer Zeitung. An eine Zufallstat glaubt er in jedem Fall nicht. Denn in dem Haus leben hauptsächlich deutsche Familien mit Kindern, und der Stein flog gezielt durch das Fenster der syrischen Familie. „Eine Bewohnerin wäre fast am Kopf getroffen worden“, erzählt er. Zum Glück sei nichts Schlimmeres passiert. „Hier leben aber auch Familien mit kleinen Kindern, wenn so eines von dem Stein getroffen worden wäre, das will ich mir gar nicht ausmalen.“

Insgesamt habe sich das Bild von Merklingen und Weil der Stadt in seiner Erfahrung leider sehr verändert. „Wir hatten immer den Eindruck, das ist eine ruhige und offene Stadt“, sagt der Hauseigentümer. „Aber man merkt den Stimmungswandel“, der Ton sei rauer geworden. Am Anfang sei es vor allem gegen Flüchtlinge gegangen, als die Situation mit den Flüchtlingsströmen auf dem Höhepunkt war. „Inzwischen geht es aber auch gegen Menschen, die hier seit zehn Jahren oder noch länger leben.“ Er hoffe, dass die Politik hier mehr aktiv werde, vor allem auch auf kommunaler Ebene, und klar Farbe bekenne. „Die Menschen müssen sich wieder sicher fühlen.“

Zeugen, die Angaben zu der Tat machen können, werden gebeten, sich mit dem Staatsschutz Böblingen, Telefon 07031/1300, in Verbindung zu setzen.