Elena und Georg Riehle setzen auf Bio. Und sind irritiert, dass es deswegen Proteste gibt.

Weil der Stadt - Hallo, wer ist da? Hunderte Hühner gackern ein bisschen und schnuppern neugierig, wer denn da kommt. „Selbst der Kontrolleur von Bioland neulich war fasziniert, wie zutraulich unsere Tiere sind“, sagt Elena Riehle, die Chefin über die Hühner inmitten der Hügel oberhalb von Weil der Stadt. Woran das liegt, weiß sie auch nicht so recht. Wahrscheinlich wollen die Hühner jedem Besucher erzählen, wie wohl sie sich hier oben fühlen.

 

Dabei muss man den Hof erst einmal finden. Zwar reicht der Blick hier oben bis zur Schwäbischen Alb. Doch der Hof ist hinter einigen Hügeln versteckt. „Mutig vorwärts, gläubig aufwärts“, begrüßt einen dann ein Holzkruzifix. „Ja, das stammt von einem alten Grab eines Riehle“, erklärt Elena Riehle. Auf dem Dachboden haben sie es gefunden und der Steinmetz Gernot Zechling hat kurzerhand einen nagelneuen Fuß dazu gezaubert.

Die Frau bringt Steine ins Rollen

Alt und neu, das ist auch das Motto von Elena und Georg Riehle. Er stammt aus der alten Weiler Landwirtsdynastie, sie bringt die frischen Ideen. So erzählen es die beiden jedenfalls und müssen schmunzeln. „Seine Familie hat eher konventionell gedacht, ich denke immer, wir müssen einfach mal was ausprobieren“, sagt sie. „Ja, du bringst den Stein ins Rollen“, stimmt er seiner Frau zu.

Was dabei rauskommt, lässt sich auf dem Weiler Hügel, der seit kurzem Spätengrund heißt, besichtigen. Seit 2007 steht die große Scheune hier oben, denn am Stammsitz der Familie, in der Weiler Altstadt, lässt sich längst keine Landwirtschaft mehr betreiben. Dort befindet sich inzwischen die Kneipe „Ox und Q“.

„Viele fragen uns, warum hier oben“, erzählt Georg Riehle. „Das ist einfach: Hier oben haben wir viel Fläche.“ Heute lagern hier Getreide und Maschinen, auch seine Werkstatt hat der Landwirt hier untergebracht. 80 Hektar bewirtschaftet er, baut Weizen, Winterfuttergerste und Triticale an. Eigentlich genug Arbeit, aber da hat Georg Riehle die Rechnung ohne seine Frau und seine Freunde gemacht.

Ein paar Hühner wackeln bei den Riehles schon immer über den Hof. „Habt ihr nicht Eier für uns“, heißt es immer wieder. Klar, dass deshalb mehr Hühner her mussten, aber nicht irgendwie, sondern in einem „Hühnermobil“. Drei solcher Mobile stehen jetzt auf dem Hof, jeweils mit etwa 200 Hühnern. „Der Vorteil ist, man fährt mit dem Hühnermobil dorthin, wo das Gras grün ist“, erklärt Georg Riehle den hochmodernen, computergesteuerten Stall.

Eier muss man auch verkaufen

Irgendwann hatten sie dann Eier. Und brauchten dann einen Laden. Elena Riehle verkauft die Eier jetzt im eigenen Hofladen und liefert sie an den örtlichen Supermarkt. „Das war erst so ein Hobby von uns. Wir sind da irgendwie reingerutscht.“ Das gilt auch für Wilma, das Hausschwein, das zur Hochzeit 2010 plötzlich vor der Tür steht. Eines Tages brachte sie elf Ferkel auf die Welt. „Also haben wir eine Weide errichtet und eine Holzhütte gebastelt“, erinnert sich der Bauer. Schnell sprach sich herum, dass das Fleisch besser schmeckt. Also kamen wieder Leute und wollten was davon abhaben.

Schweine sind daher das jüngste Projekt der Riehles. Für 200 Tiere wollen sie jetzt einen Stall bauen. Nicht irgendwie, sondern so, dass sich die Schweine wohl fühlen. Die Riehles sind einer wissenschaftlich begleiteten Arbeitsgemeinschaft beigetreten. Im Sommer werden die Schweine draußen auf einer Weide rumspringen. Für den Winter errichten sie einen nach drei Seiten offenen Stall.

Eigentlich ein gutes Projekt – dachten sich die Riehles. Dennoch gibt es derzeit heftigen Widerstand, einige Anwohner im benachbarten Wohngebiet befürchten Gestank durch die Schweine.

„Ähnlich wie bei unseren Freilandschweinen, die wir jetzt schon haben, wird auch zukünftig nach wenigen Metern nichts mehr zu riechen sein“, sagt Georg Riehle. „Das sagen uns alle Behörden und Experten.“ Denn durch die offene Haltung wird der Kot schnell vom Regenwasser verdünnt, bei Hitze wird er schnell trocknen.

Ein Vertrag mit einer Supermarktkette haben die Riehles schon, Biofleisch wird auf dem Markt dringend gesucht. „Alle wünschen sich doch kleinbäuerliche Strukturen“, sagt Elena Riehle. „Nichts anderes machen wir schließlich.“ Daher wollen sie sich von dem Protest auch nicht beirren lassen.

Auch nicht vom Habicht, der jetzt schon wieder über dem Hühnermobil kreist. Zumindest der hat aber keine Chance. Denn dafür wachen Kasimir und Nena, die beiden großen, weißen Hütehunde und Aaron und Aslan, ihr kleiner Nachwuchs, über ihre Hühner. Auch das gibt es nicht überall.