Das Familienunternehmen Fischer bietet Omnibusreisen und Linienverkehr an. Die Corona-Krise stürzt die Firma in existenzielle Schwierigkeiten, denn das Reisegeschäft ist komplett eingebrochen und der ÖPNV stark eingeschränkt.

Weilheim - Die Corona-Krise ist für die Existenz vieler Firmen bedrohlich. Extrem wirken sich die Verordnungen und Einschränkungen wegen des neuartigen Virus auf Busunternehmen aus. Eines davon ist die Firma Fischer Omnibusreisen aus Weilheim. Bis zum 19. April hat sie alle Reisen abgesagt, acht ihrer 16 Busse – jene, die im Reiseverkehr eingesetzt werden – sind inzwischen bereits abgemeldet. Auch im Linienverkehr sind massive Rückgänge zu beklagen. Sybille Bauer, eine von zwei Geschäftsführern der Firma, rechnet für ihr Unternehmen mit Umsatzeinbußen von rund einer Million Euro, sollte der Shutdown in den kommenden drei Monaten anhalten.

 

ÖPNV ist heruntergefahren

Für den Reiseverkehr ist vorerst ein Verbot bis zum 19. April angeordnet. In dieser Zeit seien die Umsätze „auf Null“, erklärt Sybille Bauer. Denn trotz gut gebuchter Reisen rolle in dieser Zeit kein einziges Fahrzeug vom Hof. Die acht Reisebusse seien bereits abgemeldet worden, die Fahrer bekämen Kurzarbeitergeld, „um die Fixkosten so gering wie möglich zu halten“. Doch mit den 60 oder 67 Prozent ihres Gehalts kämen viele der Angestellten „nicht weit“, sagt Sybille Bauer.

Zunächst habe sie noch gehofft, die Reisebusfahrer mit Linienverkehr beschäftigen zu können. Doch der sei um 65 Prozent eingebrochen, seit der ÖPNV im Kreis Esslingen vom zunächst wegen der Krise geltenden Ferienfahrplan nun sogar auf den Samstagsfahrplan heruntergefahren worden sei. Das beschere dem Unternehmen in dieser Sparte eine Einbuße von 65 Prozent im Vergleich zum Normalbetrieb. Bleibe es dabei und das Landratsamt Esslingen stelle nicht zumindest auf den immer noch elf Prozent Einbußen bescherenden Ferienfahrplan um oder vergüte gemäß diesem, „müssen wir auch einen Teil der Linienbusse abmelden“, gibt sich Sybille Bauer keinen Illusionen hin.

Probleme bei Stornierungen

Abgesehen davon seien bereits Beschwerden von Berufspendlern eingegangen, die sich über den stark dezimierten Fahrplan beschwerten. Zum einen, weil sie nicht mehr pünktlich zur Arbeit kämen, zum anderen weil die Busse jetzt so voll seien, dass der wegen des Coronavirus’ vorgeschriebene Sicherheitsabstand unter den Fahrgästen nicht mehr eingehalten werden könne. Ein Verantwortlicher des Landratsamts Esslingen erklärte auf Anfrage, der Landkreis wolle zunächst am erweiterten Samstagsfahrplan auf seinen Linien festhalten.

Das auf eine über 80-jährige Tradition zurückblickende Familienunternehmen Fischer Omnibusreisen fährt im Linienverkehr als Subunternehmer. Es seien aber auch Kollegen mit ihren Fahrzeugen unterwegs, die gänzlich auf eigene Rechnung fahren, sagt Sybille Bauer. Diese seien darauf angewiesen, ihre Kosten für Diesel, die Fahrzeugunterhaltung und das Personal gänzlich durch das Aufkommen an Fahrgästen zu bestreiten. Daraus ergebe sich insgesamt eine gefährliche Situation für den ÖPNV, der ihrer Ansicht nach „schließlich zur Daseinsvorsorge zählt“. Denn Unternehmen, die aufgrund der Krise aufgeben müssten, fehlten in jedem Fall, wenn alles wieder im Normalbetrieb laufen sollte.

Aber noch schlechter seien in diesen Zeiten Mitbewerber dran, die nur Reiseverkehr anböten, „die können nichts mehr auffangen“. Zurzeit sei sie in erster Linie damit beschäftigt, bereits gebuchte Hotels für Fernreisen zu stornieren. Was sie mitunter vor Probleme stelle. Beispielsweise habe eine Unterkunft in Holland bereits am 10. März Druck gemacht, die Zimmer entweder gleich und kostenlos zu stornieren, oder aber später mit einer saftigen Gebühr. „Da sagt man dann lieber gleich ab.“ Manche Hotels böten jedoch in diesen schwierigen Zeiten auch eine Verlängerung der Stornofristen an für Reisen, die nach dem 19. April auf dem Programm stünden. Sie hofften auf eine neuerliche Zusammenarbeit, wenn das Geschäft wieder anlaufe – was zurzeit freilich nicht absehbar sei: „Es kann keine Prognose getroffen werden, wann der Reiseverkehr wieder aufgenommen werden kann“.

30 bis 40 Reisefahrten fallen bis Ende März flach

Auch die Reaktionen der Kunden auf Absagen von Reisen fielen völlig unterschiedlich aus. Manche beließen die Anzahlung als Guthaben auf dem Konto der Firma für Reisen, die sie zu einem späteren Zeitpunkt nach der Krise buchen wollten. Andere wiederum forderten ihr Geld „so schnell wie möglich zurück“.

Allein in den letzten zwei Märzwochen fielen Sybille Bauer zufolge 30 bis 40 Fahrten in der Reisesparte flach – von der Senioren-Tagesausfahrt bis hin zur Kroatienrundreise. Dabei sei die Hoffnung groß gewesen, trotz des mauen Winters mit nur wenigen Skiausfahrten noch ein gutes Geschäftsergebnis zu erzielen. Denn die Reisen seien außerordentlich gut gebucht gewesen, „wir haben das beste Jahr seit langem erwartet“, sagt Sybille Bauer, „aber das ist jetzt alles weg.“