Beim Bürgerentscheid in Weilheim spricht sich die Mehrheit für die Schaffung des neuen Industriegebiets und damit für die Brennstoffzellenproduktion aus.

Entscheider/Institutionen : Kai Holoch (hol)

Die Firma Cellcentric kann ihre Pläne für den Bau eines der größten europäischen Brennstoffzellen-Produktionsstätten in Weilheim (Kreis Esslingen) konkretisieren. Mit Mehrheit – 70,1 Prozent - haben die Weilheimerinnen und Weilheimer am Sonntag beim vom Gemeinderat initiierten Bürgerentscheid mit „Ja“ gestimmt und so den Weg für die Schaffung des 30 Hektar großen Industriegebiets Rosenloh freigemacht. Das Areal, das bisher vor allem als Ackerland und für Baumschulen genutzt wird, liegt am Ortsrand von Weilheim in Richtung Autobahn A 8. Mit Nein stimmten 29,9 Prozent, die Wahlbeteiligung lag bei beachtlichen 60,7 Prozent. Der Bürgerentscheid hat rechtlich die Wirkung eines Gemeinderatsbeschlusses und ist bindend.

 

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In einer ersten Stellungnahme begrüßte der Weilheimer Bürgermeister Johannes Züfle die Entscheidung: „Das ist für den Gemeinderat und die Verwaltung der Auftrag an der positiven Gestaltung Weilheims weiterzuarbeiten. Davon können das örtliche Gewerbe, die Infrastruktur und der Klimaschutz profitieren.“

Cellcentric konzentriert seine Aktivitäten

Auch in der Landesregierung – zuletzt hatte sich sogar Ministerpräsident Winfried Kretschmann vor Ort für die Ansiedlung von Cellcentric stark gemacht – und beim Verband Region Stuttgart dürfte das Weilheimer Wahlergebnis auf erhebliche Erleichterung stoßen. Denn zuletzt waren mehrere Pläne, an verschiedenen Orten in der Region Stuttgart neue Industriegebiete für den anstehenden industriellen Transformationsprozess zu schaffen, am Widerstand der Bürger gescheitert.

Cellcentric, ein Joint Venture von Daimler Trucks und Volvo, hat bisher seine Forschungsaktivitäten im benachbarten Kirchheimer Stadtteil Nabern und in Esslingen vorangetrieben. In Weilheim will das Unternehmen ein so genanntes „Klimawerk“ bauen und dort vor allem Brennstoffzellen für den Schwerlastverkehr produzieren. Zudem werden in Weilheim alle bisherigen Firmenaktivitäten konzentriert. Für dieses Projekt braucht Cellcentric die Hälfte der Fläche im Industriegebiet Rosenloh. Zehn Hektar will der Weilheimer Gemeinderat der lokalen Wirtschaft für Erweiterungspläne zur Verfügung stellen. Die restlichen fünf Hektar werden für die Erschließung des Gebiets und den Bau einer dringend benötigten Entlastungsstraße verwendet.

Höhere Steuereinnahmen und qualifizierte Arbeitsplätze

Von der Ansiedlung versprechen sich die Befürworter eine erhebliche Steigerung der Attraktivität des Wirtschaftsstandorts Weilheim, höhere Steuereinnahmen und qualifizierte Arbeitsplätze. Allein Cellcentric will zusätzlich zu den bereits bestehenden 300 Stellen weitere 500 Arbeitsplätze schaffen. Allerdings hatten sich auch Gegner des Projekts in einer Bürgerinitiative gesammelt und gegen den aus ihrer Sicht unnötigen und nicht zu rechtfertigenden Flächenverbrauch protestiert. Der Transformationsprozess lasse sich, so ihre Argumentation, auch auf bereits bestehenden industriellen Brachflächen verwirklichen. Auch der BUND-Landesverband Baden-Württemberg hatte sich zuletzt noch in die Diskussion eingeschaltet – und sich vehement gegen das Projekt Rosenloh ausgesprochen. Doch für ihre Argumente haben die Gegner des Projekts zu wenig Stimmen sammeln können.

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Bereits 2026 will Cellcentric produzieren

Der Bürgerentscheid ist nur ein erster, allerdings sehr wichtiger Schritt hin zum Bau des Industriegebiets Rosenloh. Jetzt muss Weilheim die notwendigen Bebauungspläne erarbeiten und vor allem die Grundbesitzfragen klären. Die Verhandlungen dabei sind allerdings schon seit längerer Zeit im Gang. Die Zeit drängt dabei: Denn bereits im kommenden Jahr soll mit dem Bau der Cellcentric-Fabrik begonnen werden. Anfang 2026 will das Unternehmen die Produktion der Brennstoffzellen aufnehmen.