Die Felsengartenkellerei setzt sich für einen kommunalen Fonds zum Erhalt der Weinterrassen in ihrem Anbaugebiet ein. Neun Kommunen sollen sich an dem ungewöhnlichen Vorhaben beteiligen.

Nachrichtenzentrale: Tim Höhn (tim)

Hessigheim - Mit einem ungewöhnlichen Vorstoß will die Felsengartenkellerei Geld für die Erhaltung der Weinbergterrassen in ihrem Anbaugebiet auftreiben. Die Genossenschaft setzt sich für einen Fonds ein, in den neun Kommunen jährlich Beträge zwischen 10 000 und 20 000 Euro einzahlen sollen. Die Mittel sollen an Weingärtner ausgeschüttet werden, die sich bereit erklären, Trockenmauern in ihren Weinbergen zu sanieren. Konkret soll von Januar 2014 an jeder Winzer für jeden Quadratmeter sanierte Mauer 100 Euro erhalten.Das Projekt ist zunächst auf fünf Jahre angelegt, die Verhandlungen mit den Städten und Gemeinden sind offenbar weit vorangeschritten. „Sieben Kommunen haben uns Zusagen in Aussicht gestellt, bei zwei Kommunen müssen wir noch abwarten“, sagt Götz Reustle, der Vorstandsvorsitzende der Genossenschaft. Konkret wirbt die Kellerei in Besigheim, Hessigheim, Bietigheim-Bissingen, Gemmrigheim, Ilsfeld, Ingersheim, Löchgau, Neckarwestheim und Walheim für das Vorhaben – wenn sich alle Kandidaten beteiligen, würden jährlich weit mehr als 100 000 Euro in den Topf fließen. Die Förderung werde allen Winzern zugute kommen, nicht nur den Genossenschaftsmitgliedern, betont Reustle.

 

600 000 Quadratmeter Mauer stützen die Hänge

Die Steillagen rund um Besigheim sind nicht nur ein touristisches Aushängeschild, sie bieten den Trauben auch günstige Bedingungen zum Reifen. Aber die Hänge sind schwer zu bewirtschaften und die Stützmauern alt. 600 000 Quadratmeter Mauer stehen an den Hängen in dem Anbaugebiet, ein Teil davon ist längst sanierungsbedürftig. „Wir dürfen nicht so lange warten, bis die Steine am Boden liegen“, sagt Hans-Georg Schiller, der Geschäftsführer der Genossenschaft. Falls nicht alle Kommunen mitziehen, soll trotzdem im Januar mit dem Förderprojekt begonnen werden – dann eben mit weniger Geld.

Am Freitag wird das Programm bei der Generalversammlung der Felsengartenkellerei vorgestellt, und zuvor wird der Vorstand den Genossen die Bilanz des vergangenen Jahres präsentieren. Die Zahlen sind gut, was vor allem auf einen ertragreicheren Jahrgang zurückzuführen ist. 5,44 Millionen Liter setzte die Genossenschaft ab, der Gesamtumsatz stieg um 6,6 Prozent auf 17,5 Millionen Euro. „Die Fusionen der vergangenen Jahre tragen die ersten Früchte“, sagt Reustle. 2010 war die Felsengartenkellerei mit den Weingärtnern Ilsfeld verschmolzen, 2011 kamen die Neckarwestheimer Wengerter hinzu – auch das ein Grund für das starke Umsatzwachstum.

Die Genossenschaft will mehr Touristen anlocken

Neben der Rettung der Steillagen hat die Felsengartenkellerei weitere Großprojekte in Aussicht. Ende 2013 soll mit dem Bau eines fast fünf Millionen Euro teuren Lagers am Standort in Hessigheim begonnen werden. Darüber hinaus sollen dort im Jahr 2015 für weitere fünf Millionen Euro die Verkaufsräume erneuert und vergrößert, weitere Präsentationsmöglichkeiten geschaffen und im Hof der Kellerei ein Restaurant mit Außenbewirtung errichtet werden. Schon heute strömen an manchen Sonntagen mehr als 1000 Besucher auf das Gelände der Felsengartenkellerei, um Wein zu kosten und zu kaufen. Dieses touristische Potenzial soll künftig besser ausgeschöpft werden.