Jeder soll wissen, wofür die Cannstatter Weingärtner stehen: Marc Nagel ist der neue Vorsitzende der Genossenschaft und hat ehrgeizige Ziele. Er möchte die Marke profilieren und sich für mehr Unterstützung für den Steillagenweinbau stark machen.

Bad Cannstatt - Die Kelter Bad Cannstatt ist an sich schon ein imposantes Gebäude, von dem aus sich ein grandioser Blick vom Hallschlag ins Neckartal bietet. Das Wichtigste jedoch ist nicht auf den ersten Blick zu erkennen und schon gar nicht für Jedermann zugänglich: der Keller, der Raum für bis zu 1,3 Millionen Liter Wein bietet. Rot-, Weiss- und Roséweine werden größtenteils in bis zu 20 000 Liter fassenden Edelstahltanks gelagert, die bis zu 4000 Liter fassenden Holzfässer sind kräftigen Weinen vorbehalten, zu denen eine Holznote gut passt.

 

Alter und neuer Vorsitzender führen durch den Keller

Neben den modernen Tanks sind riesige Betontanks zu sehen, die heute nicht mehr genutzt werden. „Der Gewölbekeller wurde in den Jahren 1948/49 teilweise aus Steinen des alten Stuttgarter Bahnhofs errichtet“, erklärt Gerhard Schmid Interessierten, die am Wochenende beim Tag der offenen Kelter in Bad Cannstatt einen Blick in den Keller geworfen haben und die heimischen Weine gekostet haben. Am Samstag hat Schmid vorerst zum letzten Mal durch die Katakomben der Kelter geführt: Nach acht Jahren als Vorsitzender der Weingärtner Bad Cannstatt hat sich der 66-Jährige bei der Generalversammlung Ende März nicht mehr zur Wahl gestellt.

Neuer Vorstandsvorsitzender ist sein Schwiegersohn Marc Nagel. Der Diplomingenieur und Marketingfachmann war vor seinen ersten Führungen durch den Keller am Sonntag ein bisschen aufgeregt: „Es ist natürlich spannend, jetzt deutlich mehr als vorher im Fokus zu stehen“, sagt der 39-jährige gebürtige Cannstatter, der mit Frau und Tochter im Stadtbezirk lebt. Seit 2007 arbeitet er für die Cannstatter Wengerter, zunächst im Weinverkauf und dann in der Öffentlichkeitsarbeit sowie als Berater. Mitglied der Genossenschaft ist Nagel seit 2009, ebenso lange bewirtschaftet er selbst einen 45 Ar großen Wengert in der Lage Cannstatter Berg unterhalb des Robert-Bosch-Krankenhauses.

Steillagen-Weinbau im Fokus

Weil er weiß, wie viel Arbeit vor allem die Bewirtschaftung der Steillagen bereitet, richtet der neue Vorsitzende darauf ein besonderes Augenmerk. „Ich möchte mich politisch dafür einsetzen, dass der Steillagen-Weinbau noch mehr Förderung und Unterstützung erhält“, sagt der neue Vorsitzende. Einen weiteren Schwerpunkt seiner Arbeit sieht er in der Profilierung der Marke: „Jeder soll wissen, wofür die Cannstatter Weingärtner stehen“, sagt Nagel. Das seien vor allem Steillagen-Weine sowie Cuvées. Langfristig kann sich der neue Vorsitzende vorstellen, das Sortiment zugunsten dieses Profils zu verkleinern. Nicht zuletzt möchte Nagel viel Präsenz zeigen, sowohl im Weinverkauf als auch bei Weinproben sowie anderen Veranstaltungen im Haus und anderswo. Möglich werde dies auch dadurch, dass der neue Vorsitzende nicht mehr ehrenamtlich, sondern als hauptamtliche Teilzeitkraft für die Weingärtner arbeitet.