Der StZ-Weinkolumnis empfiehlt einen Portugieser aus Dürrenzimmern, der zurecht den Deutschen Rotweinpreis gewonnen hat.

Chefredaktion : Holger Gayer (hog)

Stuttgart - Der Genosse als solcher ist ja ein freundlicher Geselle, der einem hilft in der Not. Einem heimatlos gewordenen Kameraden, der seine Wohnung nicht betreten kann, weil dort die Handwerker tätig sind, bietet er im Zweifel sogar einen Platz auf dem Schlafsofa an. Im Brackenheimer Teilort Dürrenzimmern gilt dieses Prinzip auch unter zwei genossenschaftlich organisierten Institutionen: Weil die Räume der örtlichen Wengerter renoviert werden müssen, haben die Weinverkäufer vorübergehend ihren Platz in der Volksbank-Filiale gefunden. Dort stehen jetzt Flaschen auf Bankschaltern, darunter auch einige sehr wertvolle.

 

Der Portugieser, zum Beispiel. Dabei handelt es sich nicht um einen Landsmann aus südeuropäischen Gefilden, sondern um eine alte Rebsorte, die in Württemberg früher als leichter Schoppenwein ausgebaut wurde. Welche Kraft diese Traube aber auch entfalten kann, hat die demnächst als Weinkonvent Dürrenzimmern firmierende Vereinigung mit ihrem Portugieser aus dem Jahr 2012 demonstriert. Der Tropfen ist so gut gelungen, dass er im vorigen Jahr sogar den Deutschen Rotweinpreis in der Kategorie „Unterschätzte Sorten“ gewonnen hat. Völlig zurecht. Er vereint Aromen von dunkler Kirsche, Kräutern und Kakao zu einer harmonischen Angelegenheit. Dass der Gerbstoff von 4,9 Gramm Restzucker in Schach gehalten wird, tut dem Wein in diesem Fall sehr gut. Es macht ihn rund, ohne dass er belanglos würde.

Das Urteil der StZ-Weinrunde: Kathrin Haasis Absolut ein Wein, der sich von seiner Schokoladenseite zeigt. Er ist sehr rund, eine kräftige Nummer, aber auf Dauer vielleicht des Guten zu viel. Er neigt zum Süßen und es fehlen ihm ein paar Tanine. Aber er macht dennoch Spaß.

Harald Beck Dass der Portugieser zu den unterschätzten Sorten zählt, liegt auch daran, was manchmal draus gemacht wird. Der Divinus ist ein Gegenentwurf. Nix mit Schoppenwein – aber fürs zweite Gläsle dafür schon fast des sehr Guten etwas zu viel

2012er Portugieser „Divinus“,16 Euro, WG Dürrenzimmern-Stockheim, 0 71 35/95 15-0, www.wg-duerrenzimmern.de