Die Weinheimat Württemberg mit Sitz in Möglingen (Kreis Ludwigsburg) startet ein Mehrwegsystem für 0,75-Liter-Flaschen. Es gibt auch Bedenken.

Warum gibt es bei Weinflaschen kein Pfandsystem wie bei anderen Flaschen auch? Eine Frage, die auch Weintrinker immer wieder stellen, so die Beobachtung von Werner Bender, Geschäftsführer der Heuchelberg Weingärtner in Schwaigern. „Wir wurden schon immer wieder von Verbrauchern im Direktverkauf beziehungsweise auf Publikumsmessen angesprochen, warum wir zwar Literflaschen wiederverwenden würden, aber die 0,75-Liter-Flaschen nicht.“

 

Die Hintergründe sind so zahlreich wie die Flaschenformen, -farben und -verschlüsse bei den Dreiviertelliterflaschen. Und genau daran liegt es auch, dass es bisher eben kein Thema war. Die Württemberger Genossenschaften – vereinigt in der Weinheimat Württemberg – nahmen die Nachfragen nach Nachhaltigkeit dennoch vor etwa dreieinhalb Jahren zum Anlass, die Sache weiterzudenken. Offenbar mit Erfolg, denn jüngst gründete sich eine Wein-Mehrweg-Genossenschaft, die zur Fachmesse Pro Wein Mitte März in Düsseldorf die derzeit bundesweit erste 0,75-Liter-Mehrwegflasche für Wein vorstellen wird.

Zwölf der Württemberger Genossenschaften gehören bislang zu dem neuen Mehrweg-Pool. Welche es sind, wird nicht verraten. „Die Mitgliedsbetriebe möchten wir zum jetzigen Zeitpunkt noch nicht nennen“, sagt Werner Bender auf Nachfrage. Gleiches gilt für die Selbstvermarkter, die bereits Interesse bekundet hätten. Einer, der sich gut vorstellen könnte, bei einem Mehrwegsystem mitzumachen, ist Siggi Mayer vom Weingut Siggi in Hessigheim. „Das ist längst überfällig“, findet er.

Andere Kollegen haben allerdings ihre Bedenken. Andreas Roth vom Weingut Forsthof in Steinheim-Kleinbottwar zum Beispiel. Klar wolle er auch das forcieren, was am umweltschonendsten ist. Da habe er sich noch nicht abschließend mit den Pfandflaschen beschäftigt, Stichworte Spülen und Transport. Zumal der Kunde eben ein perfektes Produkt erwarte und eben nicht unbedingt eine verkratzte Pfandflasche.

Die vielen Flaschenformen sind das Problem

Ähnlich sieht es Georg Merkle. Der Chef des Weinguts Merkle im Sachsenheimer Teilort Ochsenbach kann sich noch gut an die Zeiten erinnern, als in den 1980er Jahren noch alle Flaschen zurück ins Weingut gebracht und wiederbefüllt wurden. „Spülen, Etiketten abkratzen, Kapseln entfernen . . . Das hab ich in meiner Jugend lang genug gemacht“, sagt Merkle. Heute laufe das ohnehin ganz anders ab. Aber: „Einfacher und einwandfrei sind neue Flaschen.“ Hinzu kommen die vielen Flaschenformen. „Wir werden nicht so schnell einen Standard hinbekommen, aber ich würde es begrüßen, wenn die Weinwirtschaft sich da einigen könnte.“ Hinzu komme die Konkurrenz aus dem Ausland.

Unter anderem am Design der Flaschen ist es beispielsweise bei einer der Genossenschaften in der Region gescheitert. Das – und der geplante Verschluss, den er für nicht nachhaltig hält – waren für Hans-Georg Schiller, Geschäftsführer der Felsengartenkellerei in Besigheim, die Gründe, sich nicht dem neuen Mehrweg-Pool anzuschließen. Er hat stattdessen ein eigenes Pfandkonzept für seine Kellerei quasi fertig in der Schublade. Er würde es gerne mal als Test mit drei Weinen laufen lassen. Grundsätzlich, sagt Schiller, sei ein Pfandsystem immer besser als neue Flaschen.

Allerdings seien die damit einhergehenden Zwänge zu groß, ergänzt sein Kollege Matthias Hammer von den Weingärtnern Marbach. Ein Pfandsystem wäre schön, sagt er, sieht aber die Marbacher Genossenschaft als zu klein dafür an. Für die Zukunft ausschließen will er die Sache allerdings nicht.

Wein-Lese-Tage

Mit Winzern ins Gespräch kommen
 Bei den Wein-Lese-Tagen in der Stadthalle Schillerhöhe in Marbach ist Gelegenheit dazu. Die Genussmesse findet am Samstag, 4. März, von 14 bis 20 Uhr und am Sonntag, 5. März, von 13 bis 18 Uhr statt. Tickets gibt es im Vorverkauf für 20 Euro an allen Vorverkaufstellen von Easy Ticket sowie digital im Internet unter www.easyticket.de und telefonisch unter der Nummer 07 11 / 2 55 55 55 sowie bei allen Ausstellern.