Drei Nachwuchswengerter übernehmen einen unter Schutz stehenden Weinberg beim Endersbacher Schützenhüttle. Zwei Kellereivorstände stehen Pate beim Projekt am denkmalgeschützten Wengert.

Weinstadt - Einige Jahre lang ist der idyllische Mäuerleswengert unterhalb des Schützenhüttles bei Endersbach brachgelegen. Jener Wengerter, der für die Remstalkellerei das in städtischem Besitz befindliche Stück Naturschutzgebiet zuvor bewirtschaftete, hatte aufgegeben. Die nicht mehr gepflegten Reben mussten vor einigen Jahren gekappt werden, um nicht zur Gesundheitsgefahr für die Weinbergsnachbarschaft zu werden. Vier Ar abgeschnittene Rebstumpen – kein schöner Anblick unterm markanten Aussichtspunkt.

 

Auch die Genossenschaften brauchen Nachwuchs

Seit einigen Tagen stehen dort wieder in Reih und Glied Rebpfähle samt Jungpflanzen. Drei Nachwuchswengerter haben die Arbeit übernommen. Drei, die auch ihre berufliche Zukunft mit Wein oder Weinbau verbinden: Carl Pfeifer (18) startet nach dem Abitur im Herbst eine Weinbaulehre im Fellbacher Weingut Aldinger, Sophie Kuhnle (19) ist zurzeit bereits in der Winzerlehre, und der Hotelfachmann Matteo Giek (20) will sich demnächst in Österreich zum Weinsommelier weiterbilden. Über diese neue Jugendbande im Weinstädter Wengert freuen sich die Vorstände der Remstalkellerei, Claus Mannschreck und Christoph Schwegler, so richtig. „Es ist wichtig, dass wir auch für die genossenschaftlichen Betriebe den Nachwuchs sichern.“

Zunächst hätten sie mit dem Gedanken gespielt, sich einen eigenen Wengert zu kaufen, berichtet Carl Pfeifer beim Treffen im neuen Wengert beim Schützenhüttle. Der Onkel und Wengerter Christoph Schwegler habe allerdings abgeraten angesichts der Unsicherheit, ob die drei auch langfristig vor Ort bleiben. Ja, und dann habe sich die Gelegenheit mit der brachliegenden Rebfläche in ausnehmend guter Lage ergeben. In Rücksprache mit den Bewirtschaftungspaten Schwegler und Mannschreck haben sich die Wengertersnovizen für eine pilzwiderständige weiße Rebsorte entschieden, eine Weinsberger Neuzüchtung, die bisher noch auf die kryptische Bezeichnung WE88 hört.

Die Nachwuchswengerter setzen auf eine nagelneue Piwi-Sorte

Die Sorte soll eine sehr hohe Widerstandsfähigkeit gegenüber Peronospora und eine hohe Widerstandsfähigkeit gegen Oidium besitzen, zwei Pilzkrankheiten, die in diesen Breiten durchaus vorkommen können. Durch den lockeren Traubenaufbau neige sie auch nicht zu Fäule. Damit das Projekt der Nachwuchswengerter auch ganz sicher nicht in die Binsen geht, steht als Helfer und Ratgeber auch noch Carls Opa Fritz Schwegler parat mit seiner jahrzehntelangen Erfahrung als Wengerter und Landwirt.

Der Rat derer, die schon lange Zeit im Weinbaugeschäft sind, war auch gleich für den Start des Projektes gefragt. Denn im Mäuerleswengert kam nur eine traditionelle Rebanpflanzung von Hand infrage: die Arbeit mit dem am Stiefel befestigten Pfahleisen zum Beispiel, das beim Laufen im Wengert zur echten Stolperfalle werden kann.

An einem Tag haben sie die 3,8 Ar mit gut 120 Stöcken bepflanzt und sich laut ihrer Weinbergspaten dabei samt einigen mithelfenden Kumpels hervorragend angestellt. Dass dann gleich Wetter folgte, das bei Junganlagen dringend Gießen erfordert, gehört schon zum neuen Wengertersalltag der drei Nachwuchsweinbauern.

Wie sich die Sache abspielt, wenn nicht von Hand gepflanzt, sondern die Neukultivierung per Maschine fast vollautomatisch gemacht wird, das haben sie sich parallel zur eigenen Pflanzaktion auf einem Strümpfelbacher Wengert des Kellereivorstands Mannschreck anschauen können. Binnen Minuten war das dort engagierte Team mit dem Ausrichten und Pflanzen auf acht Ar durch. Rein betriebswirtschaftlich sei das derzeit die optimale Methode, erklärt Claus Mannschreck. „Sonst ist der Personalaufwand immens.“

Drüben unter dem Endersbacher Schützenhüttle bleibt es aber ganz sicher weiter bei der echten Handarbeit am Rebstock. Personal ist bei dem schafffreudigen Weinbau-Trio dank hilfsbereiter Kumpels offenkundig ausreichend vorhanden.