Groß ist das Interesse der Weinstädter an der Vorstellung der OB-Kandidaten für die Wahl am 9. Oktober gewesen, aber begeistern konnte sie keiner der Bewerber.

Weinstadt - Gerammelt voll ist die Beutelsbacher Halle am Donnerstagabend bei der öffentlichen Vorstellung der Kandidaten für die Oberbürgermeisterwahl am 9. Oktober in Weinstadt gewesen. Doch so groß das Interesse an der Veranstaltung seitens der Einwohnerschaft auch war, sonderliche Begeisterung konnte keiner der drei Bewerber für sich unter den rund 1000 Besuchern entfachen. Mit eher höflichem Applaus wurden die Reden von Michael Scharmann, Alexander Bauer und Helga Hohmann bedacht, nur ab und zu gab es zwischendurch zustimmenden Beifall.

 

Michael Scharmann kehrte seine Erfahrungen aus dem Verwaltungsbereiche als Oberregierungsrat im Stuttgarter Landtag hervor, wo er der Leiter Innere Dienste und stellvertretender Referatsleiter Gebäudemanagement ist, sowie seine an der Führungsakademie Baden-Württemberg erworbene Qualifikation für den höheren Dienst. Zudem konnte er als Weinstädter Freie-Wähler-Stadtrat mit Detailwissen über den Haushalt der Kommune aufwarten und präsentierte sich als „Weinstädter mit Leib und Seele“, dessen Berufswunsch schon als Sechsjähriger gewesen sei, Bürgermeister zu werden. „Oberbürgermeister in Weinstadt ist für mich kein Zwischenschritt auf der Karriereleiter sondern mein Traum“, betonte der 42-Jährige.

Scharmann und Bauer betonen Verbundenheit mit der Stadt von Kindesbeinen an

Auch Alexander Bauer verwies auf seine Weinstädter Wurzeln und enge Verbundenheit mit seiner „Heimtatstadt“. Dass er mittlerweile seit vielen Jahren in Schwaikheim lebt und dort für die SPD im Gemeinderat sitzt, legte er als Vorteil für sich aus: „Ich bin von hier und komme von außen“, sagte der 48-jährige Kriminalhauptkommissar und Kreisrat. Zudem erinnerte er – obwohl er parteiunabhängig kandidiert – daran, dass Weinstadt schon einmal einen Oberbürgermeister mit SPD-Parteibuch gewählt habe: Jürgen Hofer – der freilich später zur FDP konvertierte.

Die in Weinstadt verbrachte Kindheit ist indes nicht die einzige Gemeinsamkeit von Scharmann und Bauer. Auch ihre Ziele decken sich weitestgehend – was die Wahl für die Weinstädter sicherlich nicht einfacher macht. Beide wollen die Wirtschaft fördern und neues Gewerbe ansiedeln, um für die klamme Stadtkasse mehr Einnahmen zu generieren. Sie wollen den Wohnungsbau ankurbeln, ohne jedoch die Natur und Kulturlandschaft rund um die Teilorte zu zerstören und schreiben sich als weiteren Schwerpunkt Bildungspolitik auf die Fahnen. Während Scharmann indes als weiteres Thema den Neubau eines Feuerwehrhauses nannte und die Zukunft des Schönbühls ansprach, der keine Dauerlösung für die Unterbringung von Flüchtlingen werden solle („Integration kann nur in unserer Mitte stattfinden“), versuchte Bauer mit dem Thema Hallenbad zu punkten: „Eine Stadt wie Weinstadt braucht ein attraktives Bad“, betonte er.

Hohmanns Ziele sind mehr Lebensqualität und Gesundheit

Abwechslung brachte Helga Hohmann in die Kandidatenrunde. Dabei hielt die 61-Jährige Hausfrau aus Korb, die gelernte Krankenschwester und studierte Sozialpädagogin ist, bei ihrem ebenso sympathischen wie mutigen Auftritt, den Weinstädtern – gewollt oder ungewollt – so manches Mal einen Spiegel vor. So antwortete sie etwa auf die Frage aus der Zuhörerschaft, wie sie zum Thema Schwimmbad stehe: „Wenn ein Wille in der Bevölkerung dazu da ist, dann bin ich dafür.“ Denn aus ihrer Lebenserfahrung wisse sie, dass nur ganz wenige Projekte tatsächlich am Geld scheiterten. „Wenn man nachbohrt, kommen immer andere Gründe zum Vorschein.“ Da ist etwas dran, wenn man an den Bürgerentscheid gegen den geplanten Badneubau zurückdenkt. So sorgte Hohmann, die ihre Ziele kurz und knapp mit „mehr Lebensqualität und Gesundheit“ definierte, bereits während ihres Auftritts für Stimmengemurmel unter den Besuchern. Manche verließen die Halle vorzeitig.

Rege diskutierten die Weinstädter aber auch nach der Veranstaltung auf dem Nachhauseweg über die Bewerber. Dabei schienen viele noch unentschlossen zu sein, wem sie ihre Stimme geben wollen.