Eine Gruppe Aktiver will den Abriss des ehemaligen Cabrio-Bads in Endersbach, verhindern, um dort einen Treffpunkt für Weinstädter und Flüchtlinge zu schaffen. Die Liegewiese hat die Stadt an den Kreis für ein Asylbewerberheim verpachtet.

Weinstadt - Rund 200 Unterschriften hat die Gruppe „Kult(ur) Freibad für Weinstadt“ für ihren Bürgerantrag, den sie zum Cabrio-Bad stellen möchte, nach eigener Aussage innerhalb von nur einer Woche bereits gesammelt – und das trotz Ferienzeit. „Das hat uns darin bestärkt, dass unsere Idee aufgehen kann“, sagt Roland Ebner. Er ist einer von zehn Aktiven, die sich erst vor wenigen Wochen zusammengefunden haben.

 

Ihre Idee: das Mineralbad, das im Jahr 2009 wegen seines maroden Daches geschlossen wurde, soll eine Stätte der Integration werden. Daher möchten sie einen Abbruch des Gebäudes, der vom Gemeinderat schon lange beschlossen wurde und für den im Etat des nächsten Jahres Gelder eingestellt werden sollen, verhindern.

Den Anstoß dazu habe ihnen die letzte Gemeinderatssitzung vor den Ferien gegeben.In dieser hatten die Gremiumsmitglieder entschieden, die Liegewiese des Bades an den Kreis zur Erstunterbringung von Flüchtlingen zu verpachten (wir berichteten). Ursprünglich war der Parkplatz vorgesehen. Doch allein auf die Ankündigung in der Tagesordnung hin setzten Anwohner ein Protestschreiben an den Gemeinderat auf. Ihre Befürchtungen: das Heim könnte zu Lärmbelästigungen führen und ein „wenig ansehnliches“ Erscheinungsbild haben. Daraufhin empfahl der Technische Ausschuss, die von der Strümpfelbacher Straße mehr abgerückte Liegewiese zu wählen.

Kritik am Gemeinderat für Umgang mit den Bürgern

„Die Veranstaltung war nicht sonderlich bürgerfreundlich“, moniert Ebner, der die Gemeinderatsitzung als Zuschauer verfolgte. Auf die zahlreichen Bürger, die sich in der Sprechstunde zu Wort gemeldet hätten, sei man nicht eingegangen. „Man hat den Beschluss gefasst, ohne die Leute mitzunehmen.“

Doch dasitzen und sich beklagen wollen die Aktiven von „Kult(ur) Freibad für Weinstadt“ nicht. „Wir werden das Problem in Summe, das unsere heile Welt hier jetzt berührt, nicht lösen können, aber wir können schauen, wie wir damit umgehen“, sagt Ebner über die Schwierigkeiten, die Kreise und Kommunen derzeit haben, die wachsende Zahl an Flüchtlingen zu versorgen. Eine Möglichkeit des Umgangs sei es, auf die Menschen zuzugehen, statt sich hinter Ängsten zu verschanzen – und ein Ort dafür könne das Caprio sein. „Nur wenn man sich trifft, ist Integration möglich.“

Daher würde man gern Aufenthalts- und Schulungsräume für Asylbewerber im ehemaligen Badgebäude schaffen, aber auch Räume für die Jugend, führt Ebner aus. Zudem könne das Hallen- zum Freibad gemacht werden, um für weitere Weinstädter einen Anreiz zu schaffen, ins Cabrio zu gehen. Auch die Einrichtung eines Internetcafés oder Open-Air-Kino-Veranstaltungen seien denkbar,

Geld für Abriss lieber in Kulturbad investieren

Ob und wie sich das umsetzen lasse, müsse freilich noch diskutiert werden, ergänzt Laureano Sposato. Mineralwasser und Infrastruktur jedenfalls seien da, und die Grundmauern des Bades, wie ihnen Architekten bestätigten, seien „völlig intakt“. Zudem könne das für den Abriss vorgesehene Geld genauso gut in den Aufbau eines Kulturbades investieren werden. Abgesehen davon sei der Weg das Ziel, sagt Ebner, der sich gut vorstellen kann, dass Ehrenamtliche und Flüchtlinge gemeinsam das Projekt umsetzen.

Dem Oberbürgermeister Jürgen Oswald hätten sie ihre Pläne schon unterbreitet, berichten Ebner und Sposato. Er habe einen Ideenwettbewerb in Aussicht gestellt, aber auch auf die angespannte Finanzlage der Stadt hingewiesen. Von der Stadtverwaltung war am Freitag indes niemand zu erreichen, der eine Stellungnahme dazu hätte abgeben können.

Derweil sammeln die Aktiven weiter Unterschriften, wobei sie von Endersbacher Einzelhändlern unterstützt werden. Zudem planen sie, um das Projekt weiter voranzutreiben, einen Verein zu gründen.