Die ersten Werke der Aktion „Nationen stricken sich zusammen“ hängen rund um das Rathaus in Weinstadt-Beutelsbach. Das Straßenkunstprojekt soll das Zusammengehörigkeitsgefühl in der Stadt stärken.

Weinstadt - Rund um den Verwaltungssitz in Weinstadt-Beutelsbach wird es bunt: Einige Werke der Aktion „Nationen stricken sich zusammen“, die der Ausländerbeirat mit Unterstützung des Stadtseniorenrates ins Leben gerufen hat (wir berichteten), zieren bereits unter anderem Straßenpoller, Schaukästen, Rathaussäulen, Bäume und Blumentröge.

 

Eigentlich sei intern eine gemeinsame Aufhängeaktion im September geplant gewesen, berichtet die Projektleiterin Ulrike Eichenhofer. Doch als echte Guerilla-Stricker – wie sich Anhänger des globalen Trends, mit dem auch schon internationale Metropolen wie London und Washington umgarnt wurden, nennen – haben die Projektteilnehmer ihre Chefin selbst überrascht. In Nacht- und Nebelaktionen brachten sie ihre Wollwerke einfach schon einmal an. So gab es in den vergangenen Tagen für Eichenhofer immer wieder aufs Neue etwas zum Schmunzeln, da sie eine um die andere Strickerei im Umfeld des Rathauses entdeckte.

Von einem Blumentrog auf dem Parkplatz am Rosengarten grinst einem nun beispielsweise eine gut bekannte orangerote Zeichentrickfigur entgegen: die wohl einzige Maus mit eigener Fernsehsendung, die nun in Beutelsbach auch in der Straßenkunst Karriere macht. Die schlichten, grauen Betontröge sind durch die bunt gemusterten Wollüberzieher zu echten Hinguckern geworden, an denen sicher keiner mehr achtlos vorbeigeht.

Mehr als nur Stadtverschönerung

Allerdings geht es bei der Strickaktion um mehr als bloße Stadtverschönerung, worauf ja auch schon der Projekttitel verweist. Jedoch sollen sich nicht nur Menschen unterschiedlicher Nationalitäten „zusammenstricken“, sondern es soll viel mehr insgesamt das Zusammengehörigkeitsgefühl in der aus fünf Teilorten bestehenden Kommune gestärkt werden.

Knapp 30 Frauen verschiedenen Alters und Herkunft ließen bisher allwöchentlich die Nadeln im Betsaal klappern, berichtet Eichenhofer. „Die Jüngsten sind um die 20, die Ältesten über 70 Jahre alt.“ Männer seien zwar ebenfalls willkommen, aber bisher habe sich keiner zu den Stricktreffen getraut. Am Nicht-Stricken-Können allein kann es nicht liegen. Denn wer nicht weiß, wie es geht, dem bringt es Eichenhofer bei – wenn es sein muss, auch ohne Nadeln – nur mit den Fingern. Beim Aufhängen ihrer Handwerkskunst indes, so hat Eichenhofer erfahren, haben die Damen männliche Verstärkung, die ihnen etwa die Leitern trägt.

Neue Mitstricker sind jederzeit willkommen

Wer will, kann jetzt noch in das Projekt einsteigen. Die Aktion läuft bis zur Beutelsbacher Kirbe, die von 8. bis 12. Oktober stattfindet. Bis dahin sollen alle Strickereien angebracht sein und gemeinsam eine Art Ausstellung bilden. Zwei bis drei Wochen lang kann die Straßenkunst dann in Gänze bewundert werden, bevor sie abgenommen wird.